Freitag, 10. September 2010

Dokumentation und Resumée "Power Walking - Eine grüne Stromlandschaft" am 05.09.2010



















Zu unserem 2.Urbanen Ökostadtspaziergang konnten wir am vergangenen Sonntag knapp 40 BesucherInnen begrüßen, die sich auf unserem Power Walk mit Strom und dem Strom auseinandersetzen konnten. Denn unser Oberthema für unseren Spaziergang war das Thema Energie und insbesondere auch regenerative Energie. Ein Thema, das sich nur sehr schwierig anhand von Beispielen aufzeigen lässt und das vielmehr häufig im Verborgenen stattfindet. Solarpanele auf dem Dach oder Blockheizkraftwerke im Keller sind ebenso wenig offensichtliche Maßnahmen wie es die Dämmung von Fassaden ist.
Mit der Fassade des Weserstadions hatten wir allerdings an unserem Startpunkt eine geeignete Ausgangsposition, um die Dimensionen der Energieerzeugung und des Energieverbrauchs plastisch darzustellen. Mit seinen zukünftig 200.000 Solarzellen wird das Stadion knapp die Hälfte seines Jahresverbrauchs (http://www.radiobremen.de/sport/themen/weserstadion148.html) erzeugen. Äquivalent könnten man mit diesen 840.000 kWh auch rund 300 Haushalte versorgen. Was den TeilnehmerInnen einen guten Eindruck davon vermittelte, wieviel Energie aus der Sonne gewonnen werden kann und wieviel Solarpaneele in einer zentralen Anlage dafür momentan nötig sind und die auch einen guten Anhaltspunkt zu unseren weiteren Stops gab.
Neben seiner Funktion als Standort für Solarmodule ist das Weserstadion natürlich auch prominentestes Beispiel für die Nutzung der Pauliner Marsch als Freizeit- und Sportgebiet. Mit Sportplätzen und Sporteinrichtungen für die verschiedensten Sportarten von Fussball über Tennis hin zu Baseball und Rugby und schließlich den Funsportarten im Sportgarten, lässt sich hier für fast alle Bevölkerungsgruppen Sportmöglichkeiten finden. Eine ganz prominente ist dabei das Schwimmen. Mit dem Stadionbad gibt es hier eines der Bremer Freibäder, das seit kurzem wieder mit Weserwasser gefüllt wird, und neben dem Freibad wird in Zukunft ein neuer Badestrand entstehen, der dann auch wieder das direkte Schwimmen in der Weser erlauben wird.
Von diesem kommenden Weserstrand wird dann auch in fernerer Zukunft ein Fussweg entlang der Weser verlaufen, der von der Überseestadt bis hin nach Hemelingen verlaufen wird. Entlang dieses Weges und parallel dazu verlief unser Weg zur Karl-Carstens-Brücke. Als jüngstem Brückenschlag über die Weser erlaubt sie einen Ausblick über den Stadtwerder, der an dieser Stelle auch Schauplatz der letzten Flutkatastrophe auf Bremer Stadtgebiet geworden ist. Im März 1981 sind hier über 150 Parzellen von einer Flutwelle weggerissen worden, die sich hier nach tagelangem Regen und starker Schneeschmelze vor dem Wehr in Hastedt gebildet hatte. Unter Umgehung des Wehres und gegen die Pläne des Hochwasserschutzes hatte sich der Strom hier sein eigenes Bett gesucht und sich aus seinen menschlichen Zügeln gewunden.
Über das neue Weserwehr, das auch in Zuge der Erfahrungen mit dieser Flut gebaut worden war, führte uns der Weg hinzu unserem zweiten Beispiel für sichtbare erneuerbare Energien. Das neue Weserwasserkraftwerk entsteht am Hastedter Deich. Unter der Erde werden hier im Schnitt 1000 Badewannen voller Wasser pro Sekunde durch die Turbinen gedrückt. Ebenso anschaulich auch die erwartete Stromerzeugung, mit 42.000.000 kWh und damit das 50fache des Weserstadions wird hier gerechnet. Mit Blick auf das nahe Kohlekraftwerk mussten wir allerdings zu Bedenken geben, dass dieses wiederum das 30fache des Wasserkraftwerks erzeugen kann und wohl auch muss, was, und an dieser Stelle wurden wir dann doch einmal etwas moralisch, an unserem Eigenen hohen Stromverbrauch liegt. Deshalb bleibt an dieser Stelle als Resumée auch nur zu sagen, besser machen und weniger Strom verbrauchen. Spazieren gehen statt Spazieren fahren.

Das nächste Mal am 26.September 2010 mit dem Titel „Flanieren im Geräuschkanal - Zwischen Outletödnis und Straßendschungel" um 14Uhr ab Bushaltestelle Carl-Zeiss-Straße in Stuhr. Bitte mit dem ÖPNV oder dem Fahrrad kommen.

Montag, 30. August 2010

Urbaner Spaziergang "POWER WALKING - Eine grüne Stromlandschaft" Sonntag, den 05.09.2010 um 14Uhr



Power Walking - Eine grüne Stromlandschaft

Dem Schatten des Fußballs lässt sich in der Pauliner Marsch schwer entgehen, die Flutlichtmasten des Weserstadions ragen hoch aus ihre Umgebung auf. Ihr Licht bricht sich in der neuen, schwarzen Hülle aus Solarzellen. Daneben fließt die Weser durch ein grünes Band aus Kleingärten, Sportplätzen und anderen Freizeitstätten. Ein vertrauter Ort, regelmäßig aufgesucht als Zuschauer im Stadion oder für andere Freizeitaktivitäten. Aber auch ein unbekannter Ort, mit Plätzen im Windschatten einer neuen, alten Brücke, mit Anlagen für Sportarten aus historischer Zeit. Dazwischen immer wieder die Weser, ein beruhigender Anblick, eingesperrt in einges Bett und doch voller Energie.

Unser zweiter Urbaner Ökostadtspaziergang führt uns entlang der Weser in Bremens Grüne Lunge. Mit der Photovoltaikanlage am Weserstadion und dem Wasserkraftwerk am Weserwehr als sichtbarsten Aushängschildern widmen wir uns hier dem Thema regenerative Energien.

Treffpunkt Sonntag, den 5. September 2010 um 14Uhr Vorplatz Weserstadion, Franz-Böhmert-Straße 1.

Mit freundlicher Unterstützung der Architektenkammer Bremen, Senator für Umwelt, Bau, Verkehr und Europa in Kooperation mit ÖkoStadt-Bremen e.V.

AAA Autonomes Architektur Atelier in Bremen
Titel: Daniel Schnier und Oliver Hasemann, Text: Oliver Hasemann, Gestaltung und Fotografien: Daniel Schnier

"Zwischen Grün und Zwischen Nutzung" Resumee und Dokumentation 09.08.2010










Auf unserer Wanderung zwischen den Welten in der Bremer Neustadt, konnten wir am 9. August 2010 knapp 70 BesucherInnen begrüßen, die sich mit uns in einen Zwischenraum wagten. Vom Neustadtsbahnhof, dem wenig geschäftgien Haltepunkt an der Bahnstrecke nach Oldenburg, verschafften wir uns einen Überblick auf die nähere Nachbarschaft, die, vor gar nicht allzulanger Zeit, noch intensivst gewerblich und industriell genutzt wurde. Mittlerweile wird sie allerdings für die ursprüngliche Nutzung nicht mehr benötigt oder sie ist den beengten Verhältnissen entwachsen. Neue Nutzungen, die diese Gebäude und Flächen längerfristig in Anspruch nehmen wollen, haben sich allerdings auch noch nicht etabliert. Stattdessen haben sich Nutzung auf Zeit eingefunden, so wird die ehemalige Güldenhausbrennerei momentan als Paintball-Arena genutzt und in den alten Räumen des Neustadtsgüterbahnhof sind Ateliergemeinschaften angesiedelt.
An anderen Stellen hat sich auch die Natur ihren Raum wieder zurückerobert. Wo ehemals Eisenbahnschwellen lagen, spriessen nun wieder Brombeerranken. Und das durchaus, wie wir selbst schmecken konnten, mit fruchtbarem Erfolg. Pläne diese Areals zu nutzen gibt es durchaus, diese liegen auch schon länger in den Schubladen der Planer, wann sie umgesetzt werden ist hingegen ungewiss. Und so lange die der Autobahn weichenden Einkaufszentren entlang der Neuenlander Straße kein Domizil auf dem Gelände des Neustadtgüterbahnhofs finden, werden hier auch weiterhin auf Zeit große Mengen gebrauchter Automobile, analog zu den gebrauchten Grundstücken, gehandelt. Nur allzu passend war es da, dass wir den Spaziergang mit einer Überquerung Bremens meist missverstandener Kreuzung beschlossen.

Wir freuen uns, Euch alle am kommenden Sonntag, den 5. September 2010 um 14Uhr am Weserstadion zum nächsten Urbanen Ökostadtspaziergang begrüßen zu können.




Dienstag, 17. August 2010

TAG DER ABFERTIGUNG | Wir machen das schön. Freitag, den 20.08.2010 ab 16Uhr


Das ehemalige Zollamt wird von 16 Kreativen seit Anfang September 2008 als Arbeitsraum genutzt.

Am Freitag, den 20.08.2010 ab 16:00 Uhr könnt ihr erfahren, wie es zu der Zwischennutzung kam, was die Professionen der einzelnen Nutzer/Innen ausmacht und wie die 'AbfertigungsGemeinschaft' funktioniert. Wer länger bleiben will, ist herzlich willkommen:

Das Programm beginnt mit dem "Hausbesuch" des KLUB DIALOG.

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DER TAG DER ABFERTIGUNG
Wir machen das schön bis in die Nacht.

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Besucht ein Stück Zeitgeschichte
mit Rampe und Trailer,
Musik und Illumination,
uns, Euch und anderen.

Laßt Euch überraschen!

Fotografie: Anna Charlotte Schmid (c) 2010 / Gestaltung: Stefan Ziebach u. Daniel Schnier

Freitag, 13. August 2010

WESER KURIER, 12.08.2010

Im Schatten der Verkehrsadern
Ökostadtspaziergang in der Neustadt führte entlang der Hochstrasse und Bahnstrecke

Neustadt·Woltmershausen. Mit Neugier durch Niemandsland, auf verschlungenen Wegen durch trennendes Gebiet: Der erste „Urbane Ökostadtspaziergang“ des Jahres führte entlang der Hochstraße und Bahnstrecke zwischen Stephanibrücke und Autobahn-Abfahrt Neustadt. Oliver Hasemann und Daniel Schnier vom „Autonomen Architektur Atelier“ nahmen rund 70 Interessierte mit auf eine „Expedition in eine Zwischenwelt“, so die Einladung. Im Mittelpunkt dieser Tour: der Neustadtsgüterbahnhof.

Seinen Anfang nahm der Spaziergang jedoch am Bahnhof Neustadt, Haltestelle für Personenzüge von und nach Bremen, Delmenhorst, Oldenburg, Osnabrück. Wie die folgenden Ziele wirkte das Bahnhofsgebäude öde und ließ an den Buchtitel „Bonjour tristesse“ denken. Hasemann nannte den Bau „eine leere Hülle“, wies aber auch auf die Teilnutzung durch einen Weinhändler hin. Dass der Bereich der Deutschen Bahn derart sich selbst überlassen ist, dürfte seinen Grund in der Zahl der hier an- und abreisenden Fahrgäste haben: Nirgends in Bremen verkehren weniger, heißt es von Behördenseite. Mit Blick auf kleine Stationen wie St. Magnus in Bremen-Nord bemerkenswert.

Passend zum Veranstaltungstitel „Zwischen Grün und Zwischen Nutzung“ ging es weiter zum Hohentorspark und zum verfallenden Güldenhausquartier, wo sich unter anderem ein Paintball-Anbieter niedergelassen hat. Dann der Güterbahnhof, laut Hasemann und Schnier ein 90000 Quadratmeter großer „Schlauch, Raumkeil, Sperrgürtel“ zwischen der Neustadt und Woltmershausen.

Züge fahren hier schon lange nicht mehr, die Bahn hat die Schienen aus dem Gleisbett gerissen. Geblieben sind die Schuppen, die durch Gewerbetreibende und zum weit geringeren Teil durch Künstler wie den Bildhauer Herwig Kemmerich genutzt werden.

Hasemanns und Schniers Ankündigung, „es wird gleich abenteuerlich“, war begründet.

Die mehrheitlich zwischen 25 und 35 Jahre alten Teilnehmer der Führung mussten sich ihren Weg unter Lkw-Aufliegern hindurch, über Deichseln hinweg und quer durch dorniges Gestrüpp bahnen. Die Fläche, das wurde schnell deutlich, ist noch immer unter Wert genutzt, obwohl die Baubehörde bereits 2003 im Stadtteilkonzept Woltmershausen vermerkt hatte: „Eine Neuordnung und Entwicklung des Geländes zu einem Dienstleistungsstandort ist in die Wege geleitet.“

Stellflächen für Güterzüge?

Nun ist eine andere als vom Bauressort angedachte Nutzung denkbar – und würde zurück zu den Ursprüngen führen. Denn nach denWorten von Ortsamtsleiter Klaus-Peter Fischer, der ebenfalls unter den Spaziergängern auszumachen war, könnten bei Fertigstellung des Jade-Weser-Ports in Wilhelmshaven zusätzliche Stellflächen für Güterzüge erforderlich sein. Neu verlegte Gleise in der Neustadt als Warteposition für Schienentransporte. Um Letztere durch den Flaschenhals Hauptbahnhof zu schicken, wenn sich dort Durchfahrtsmöglichkeiten ergeben.

Hinsichtlich der Zukunft des Bahnhofs Neustadt erklärte Fischer, er habe unterschiedliche Signale erhalten. Es existierten Überlegungen, die Haltestelle zugunsten einer Station in Huchting oder in der Überseestadt aufzugeben. Andererseits höre er aus der Baubehörde, dass Investitionsmittel bereitstünden. Dies sei im Sinne des Stadtteils. „Wir wünschen uns ja mehr Züge“, so Fischer. Der Wunsch nach einer dauerhaften Nutzung des Güldenhausquartiers, einst Sitz einer Schnapsbrennerei, dürfte wohl einfacher zu erfüllen sein. Immerhin will sich die Hochschule erweitern und hat das Quartier ins Auge gefasst. „Ich bin zuversichtlich“, sagte Fischer, befragt nach den Realisierungschancen. In diesem Zuge ließe sich die Aufenthaltsqualität im historischen Hohentorspark – mit Senkgarten und Blumenrabatten im Stil der 1950er- Jahre – erhöhen. Hasemann und Schnier gelang es jedenfalls, eine weitgehend unbekannte Nachbarschaft näherzubringen. Im Schatten der Hochstraße, die Hasemann als „Stadtmauer des 21. Jahrhunderts“ bezeichnete, führte das Duo an vernachlässigte und doch interessante Plätze. War auch die Vortragsweise mit unter chaotisch, machte die rund zweieinhalbstündige Tour durchaus Lust auf die nächsten Ökostadtspaziergänge: Am Sonntag, 5. September, geht es um das Thema „Saubere Energien“ (Treffpunkt: Fanshop am Weserstadion); am Sonntag, 26. September, um Verkehr und Wohnen entlang der Kattenturmer Heerstraße (Treffpunkt: Bushaltestelle Carl-Zeiss-Straße in Stuhr). Der Beginn ist jeweils um 14 Uhr.

Weitere Informationen finden sich im Internet unter www.aaa-bremen.de und www.oekostadt-bremen.de.

© Copyright Bremer Tageszeitungen AG, Datum: 12.08.2010 Text von Mario Assmann freier Mitarbeiter der Bremer Tageszeitungen AG, Foto: Roland Scheitz

Beliebtheit?

Liebe Freundinnen und Freunde des AAA,


wir sind auf Platz 4 der beliebstesten Architekturblogs im deutschsprachigen Raum.


"In Zusammenarbeit mit archimag hat Wikio ein Ranking deutschsprachiger Architektur­blogs erstellt. Herausgekommen sind die 20 beliebtesten deutschsprachigen Archi­tekturblogs."


Aber macht Euch selbst ein Bild hier unter diesem Link:

http://www.archimag.de/interna/2010/die-20-beliebtesten-deutschsprachigen-architekturblogs/


Liebe Grüße

AAA

Dienstag, 27. Juli 2010

"Die Stadt als Spielwiese" - Film- und Diskussionsabend II

Freundinnen und Freunde der Kunst,


am Donnerstag, den 29.07.2010 findet auf dem "Neuland - Urbanes Labor des guten Lebens" um 19:30 Uhr der

2. Themenabend zur Gentrifizierung statt.



ab 19:30 Uhr:

"Empire St. Pauli – von Perlenketten und Platzverweisen"

Dokumentarfilm von Irene Bude und Olaf Sobczak, Produktion Steffen Jörg, GWA St. Pauli, 2009, 85 Min.


Hamburgs berühmtester Stadtteil St. Pauli war lange auch der ärmste. Mittlerweile leben und arbeiten hier jedoch immer mehr Gut- und Bestverdienende. Die sozialen Gegensätze verschärfen sich. Der Film zeigt, dass St. Pauli nicht nur als Ausgeh- und Amüsierviertel, sondern vor allem als Wohn- und auch Wirtschaftsstandort attraktiv geworden ist. Altbauten verschwinden oder werden aufwändig saniert, das Mietniveau steigt rasant, Mietwohnungen werden in Eigentumswohnungen umgewandelt. Wer sich wehrt oder nicht mehr in das neue Bild passt wird des Ortes verwiesen - direkt oder indirekt. Verschiedenste St. PaulianerInnen kommen zu Wort: AnwohnerInnen, Angestellte, KünstlerInnen, Gastwirtinnen, Großinvestoren, SozialarbeiterInnen, Hoteliers, RechtsanwältInnen, der Bezirksamtsleiter und viele mehr. So bildet der Film jenseits von Rotlicht, Kleinkriminellen und Arme-Leute-Klischee ein vielfältiges Meinungsspektrum ab.


Weitere Informationen:

http://www.empire-stpauli.de/index.php


ca. 21 Uhr:

Diskussion mit dem Publikum und

Till Wolfer / Gängeviertel / HfBK, Hamburg

Oliver Hasemann / Autonomes Architektur Atelier, Bremen

Daniel Schnier / Autonomes Architektur Atelier, Bremen

Michael Ziehl / Gängeviertel, Hamburg (Moderation)


Auch der zweite Neuland-Diskussionsabend widmet sich dem vielschichtigen Themenkomplex um Stadtentwicklungspolitik, Kulturproduktion und Gentrifizierung. Diesmal wird als Bezugspunkt nach Hamburg geschaut. In der seit Jahren wachsenden Stadt hat die städtische Aufwertungs- und Verdrängungspolitik ein besonderes Ausmaß angenommen. Ganze Stadtteile werden von der Stadtregierung als Spielwiese für Investoren freigegeben. KulturproduzentInnen aller Art werden als Imagefaktor bewusst vorgeschaltet und Teil städtischer Aufwertungsstrategie. Diese wehren sich mittlerweile intensiv gegen ihre Instrumentalisierung zum Zwecke der Imagebildung und Stadtteilaufwertung. Mit dem viel beachteten Manifest gegen die „Marke Hamburg“ von der Gruppe „Not in our Name“ und der Besetzung des Gängeviertels im August vergangenen Jahres durch die Initiative „Komm in die Gänge“ hat hier der Widerstand eine neue Qualität erreicht. Dieser versteht Stadt als Spielwiese eher als Ort selbstbestimmter Raumaneignung und bottom-up Entwicklung. Die Auswirkungen dieser gegensätzlichen Auffassungen sind aber nicht immer so konträr wie es scheint, denn auch besetzte Häuser und Bauwagenplätze können ihren Teil zur attraktiven Stadt beitragen und unfreiwillig einen prekären Platz im stadtpolitischen Entwicklungsystem einnehmen.


Eine Veranstaltung vom Autonomen Architektur Atelier (AAA) in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Initiative Bremen.


www.aaa-bremen.de

www.rosa-luxemburg.com

www.das-gaengeviertel.info


Außerdem an diesem Tag im Neuland:


nachmittags:

live street-art performance

„Bremer Stadtmusikanten“

von Künstlern aus dem Gängeviertel


abends:

typographische Projektion zur kritischen Theorie der Stadt:

„Flaneure, Lumpensammler, Huren
 & Bohéme“

von Susanne Lumpp &
 Martin Petersen


www.neuland-bremen.org


Wir laden Euch herzlich zu unserer Veranstaltung ein – und freuen uns auf Euren Besuch!


Mittwoch, 7. Juli 2010

Urbaner Spaziergang "Zwischen Grün und Zwischen Nutzung" am Sonntag, den 08. August 2010 um 14.00Uhr

Nischen und Lücken entlang der grauen Schneise

Straßen und Schienen verbinden Bremen mit seinem Umland und mit der weiten Welt. Waren und Menschen fließen aus und in die Stadt. Eine Lebensader für die moderne Stadt auf der einen Seite, aber auf der anderen Seite eine graue Schneise für ihre direkten Anwohner. Zwischen Stephanibrücke und der Autobahnabfahrt Neustadt bilden Hochstraße und Bahnstrecke eine unüberwindliche Barriere, die Woltmershausen und die Neustadt voneinander trennt. In ihrem Schatten hat sich eine Nachbarschaft abgeschobener Nutzungen entwickelt, Leerstände und sanierungsbedürftige Bauten prägen das Bild. Daneben gibt es lärmresistente AnwohnerInnen, vereinzeltes Gewerbe aber auch überraschend viel Grün, das hier unbemerkt einen Teil der Stadt zurückerobert.

Auf unserem ersten Urbanen Ökostadtspaziergang 2010 spüren wir den Zwischennutzungen nach, die sich in einem vernachlässigten Raum gebildet haben. Dank mangelnder öffentlicher Wahrnehmung und damit einhergehend reduzierter Pflege, konnten sich hier Biotope herausbilden, die nicht den üblichen Verwertungsmechanismen unterliegen.

Auf verschlungenen Pfaden führt uns unser Spaziergang in eine unbekannte Nachbarschaft inmitten der Stadt und auf eine Expedition in eine Zwischenwelt.

Ausgangspunkt für diese Expedition in eine Zwischenwelt ist der Neustadtsbahnhof um 14 Uhr am Sonntag, den 08. August 2010.

Mit freundlicher Unterstützung der Architektenkammer Bremen, Senator für Umwelt, Bau, Verkehr und Europa in Kooperation mit ÖkoStadt-Bremen e.V.

AAA Autonomes Architektur Atelier in Bremen
Titel: Daniel Schnier und Oliver Hasemann, Text: Oliver Hasemann, Gestaltung und Fotografien: Daniel Schnier


Mittwoch, 30. Juni 2010

ABFERTIGUNGsfreier Tag am 3. Juli 2010 um/ab 14Uhr

Einladung in die Abfertigung Hansator – Zwischennutzung in der Überseestadt, 28217 Bremen (3. Juli 2010)

Der Wandel der Produktionsweisen, veränderte Nachfragen und der demographische Wandel führen immer wieder zum Leerstand von Gebäuden und Brachen. Als Leerstellen im städtischen Kontext bilden sie Unorte, die auch negativ auf ihr Umfeld ausstrahlen. Die Abfertigung Hansator nutzt als Zwischennutzungsprojekt des Autonomen Architektur Ateliers ehemalige Räume des Zollamts Überseehäfen. Anstatt das Gebäude leerstehen und verfallen zu lassen, dient es jetzt 16 kreativen Nutzerinnen als Büro, Werkstatt oder Atelier auf Zeit.

Im Rahmen der Architekturzeit 2010 der Architektenkammern Bremen und Niedersachsen stellt die ZwischenZeitZentrale (ZZZ) Bremen die Funktionsweise von Zwischennutzungen vor. Am lebenden Beispiel ABFERTIGUNG Hansator können Besucherinnen und Besucher einen Blick auf die funktionierende Zwischennutzung werfen und sich persönlich einen Eindruck verschaffen. Dazu wird es einen Vortrag der ZwischenZeitZentrale über die Ziele und Aufgaben der ZZZ und Angebote der Nutzerinnen der Abfertigung geben.

Am 3. Juli 2010 steht die Abfertigung BesucherInnen ab 14Uhr offen, um 15Uhr wird es den Vortrag zu sehen geben.

Kontakt: ZwischenZeitZentrale Bremen

www.zzz-bremen.de

kontakt@zzz-bremen.de


http://www.abfertigung.de

Freitag, 28. Mai 2010

Bremer Anzeiger, 23.05.2010

© Copyright Bremer Anzeiger, Datum: 23.05.2010

Donnerstag, 1. April 2010

Vortrags- und Diskussionsabend in der Abfertigung am 21. April 2010 um 19Uhr

„Die Bedeutung von Kunst und Kultur für die Stadtentwicklung“


mit einem Gastvortrag von Prof. Dr. Volker Kirchberg, Institut für Kulturtheorie, Kulturforschung und Künste, Uni Lüneburg

„Die Vermessung der Schnittfläche: Kunst und Stadtentwicklung im Vergleich von Hamburg und Baltimore“

anschließend Diskussion

Mittwoch 21. April 2010 19:00 Uhr
Hansator 1 (Abfertigung)
28217 Bremen


Im Zentrum steht die Frage nach der aktuellen Bedeutung von Kunst und Kultur für die Stadtentwicklung. Mit Hinblick auf die zukünftige Entwicklung Bremens soll diskutiert werden, wie geeignet erscheinende Ansätze in die aktuelle Stadtentwicklungspolitik eingebettet werden können. Insbesondere vor dem Hintergrund des neuen Bremer Leitbildes „Komm mit nach morgen - Bremen! Lebenswert, urban, vernetzt“ und der Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes.

Als Diskussionsgrundlage stellt Prof. Dr. Volker Kirchberg Ergebnisse aus seinem aktuellen Forschungsprojekt zu diesem Thema vor. Seine Studie basiert auf dem Vergleich von Hamburg und Baltimore - zweier „Second Cities“ - über den Zeitraum von 15 Jahren. Während dieser Zeitspanne führte er Interviews mit städtischen Akteuren des Kultursektors - von Museums- und Theaterdirektoren über Leiter städtischer Kulturverwaltungen bis hin zu Stadtplanern und Projektentwicklern, die Kulturprojekte als Teil der Stadtentwicklung verstehen (u.a. Quartiersmanager und Verantwortliche der städtischen Wirtschaftsförderung).
Ziel war es Antworten auf die Fragen zu finden:

- Wie werden Kunst und Kultur in den beiden Städten eingesetzt?
- Wo gibt es Ähnlichkeiten und Unterschiede?
- Was sind die jeweiligen Gründe, Kunst und Kultur für die Stadtentwicklung einzusetzen?
- Wie intervenieren Kulturpolitik und -verwaltung in die Kausalitäten von Kultur und Stadtentwicklung?

Als Ergebnis definierte Volker Kirchberg bisher mehrere Funktionen von Kunst und Kultur für die Stadtentwicklung, die man grob in vier Kategorien unterteilen kann:

- Kunst und Kultur gelten als Allheilmittel für die Revitalisierung der postindustriellen Städte.
- Eine kulturell-kosmetisch behandelte Stadtwelt kann ein fruchtbarer Boden für (eine) Kreativität sein, die in Wirtschaftswachstum und Jobs resultiert. Die Frage bleibt, ob mit dieser Unterstützung nachhaltiges oder Strohfeuer-Wachstum geschaffen wird.
- Politiker verstehen Kunst und Kultur auch als Komponente einer liebens- und lebenswürdigen städtischen Lebensumwelt. Mit Kunst und Kultur wird (soziale) Lebensqualität geschaffen, Bildung unterstützt und ein kulturelles, identitätsbildendes Image geschaffen.
- Stadtentwickler verstehen Kunst und Kultur hingegen oftmals als Faktor der Vermehrung von Kapital (an Grund und Gebäuden).

Über die 15 Jahre hinweg stellte er dabei einen Wandel der Legitimierung von Kunst und Kultur für die Stadtentwicklung und Stadtpolitik fest. Von einer unmittelbaren stadtwirtschaftliche Wirkung der Kultur über Umwegrentabilitäten hin zu der indirekten positiven Wirkung der künstlerischen Kreativität auf die postindustrielle Wirtschaftskraft und das Image einer global agierenden Stadt als „Kreative Stadt“. Heute werden Kunst und Kultur in Hamburg und Baltimore zwar nicht unterschiedlich bewertet, die Art der Instrumentalisierung differiert aber in den beiden Städten deutlich. Volker Kirchberg illustriert dies an spezifischen Kulturräumen in den Städten, deren Ursachen, Entwicklungen und Aussichten er bewertet und aufgrund der stadtspezifisch unterschiedlichen sozio-ökonomischen, politischen und kulturellen Kontexte analysiert hat.
Damit stellt er zwei Modelle gegenüber, die beide Stadtentwicklung durch Kunst und Kultur praktizieren. In der anschließenden Diskussion soll es um die Farge gehen, ob Bremen aus einem der beiden Modelle für die zukünftige Stadtentwicklung lernen kann und wie als geeignet erscheinende Ansätze in die aktuelle Stadtentwicklungspolitik eingebettet werden könnten.

links:

Leuphana Universität Lüneburg, Forschung und Projekte, Prof. Dr. Volker Kirchberg: „Die Bedeutung von Kunst und Kultur für die Stadtentwicklung“
Die Tageszeitung, das Montagsinterview mit Prof. Dr. Volker Kirchberg: „Kreativität kann man nicht Planen“ vom 14.02.2010

Diskussionsreihe Gängeviertel "Wie sieht die Stadt aus, in der wir leben wollen?“ Teil 3,
„Räume für Kultur“ mit Amelie Deuflhard (Kampnagel) und Prof. Dr. Volker Kirchberg, Podcast Freies Sender Kombinat vom 15.12.2009

Ein Satellit des Klub Dialog. Unterstützt von der WfB.

Dienstag, 9. März 2010

Präsentation der ZwischenZeitZentrale Bremen

Schluss mit gähnender Leere:

die ZwischenZeitZentrale weckt ab sofort schlafende Häuser in Bremen

Öffentliche Präsentation
Freitag 12. März 2010 ab 17 Uhr
Plantage 9, 28215 Bremen

Vorstellung der ZwischenZeitZentrale Bremen (ZZZ) durch das ZZZ-Team mit den Gastrednern:

Martin Günthner, Senator für Wirtschaft und Häfen
Dr. Reinhard Loske, Senator für Umwelt, Bau, Verkehr und Europa
Ralf Schumann, GEWOBA Geschäftsbereichsleiter und „Ermöglicher“
Sönke Busch, Autor und „Zwischennutzer“
Immo Wischhusen, Musiker und „potentieller Zwischennutzer“
ZZZ – so schlummern vielerorts leer stehende Gebäude und Brachflächen friedlich vor sich hin. Die ZwischenZeitZentrale Bremen küsst sie mit neuen Ideen und Konzepten wieder wach.

Ob private oder öffentliche Objekte, Flächen oder Gebäude, kleine oder große Einheiten – immer wieder entstehen Zwischenzeiten bei Immobilien und Flächen verschiedenster Art. Die vorherige Nutzung ist abgeschlossen, die neue lässt noch auf sich warten. Zwischennutzungen füllen diese Zeiträume mit Leben. Sie aktivieren Nischen im Stadtgefüge nach dem Prinzip „vergünstigter Raum gegen befristete Nutzung“ und schaffen so ideale Startbedingungen für junge Unternehmen, Initiativen und Vereine. Aus dem Zusammenspiel von aufgeschlossenen EigentümerInnen und kreativen ZwischennutzerInnen entstehen Start-up-Büros in leer stehenden Gebäuden, finden temporäre Veranstaltungen auf verwilderten Brachen statt und werden ehemalige Güterbahnhofsgebäude zu Sport- und Freizeitstätten umgewandelt. Zwischennutzungen sind vielfältig und bereits jetzt an vielen Orten in Bremen anzutreffen. Die ZwischenZeitZentrale Bremen (ZZZ) spürt neue-alte Räume auf, berät EigentümerInnen, entwickelt mit NutzerInnen Konzepte und begleitet Zwischennutzungsprojekte.

Der Veranstaltungsort - das ehemalige Betriebsgebäude der Firma Domeyer in der Plantage 9 - ist mit Blick auf die sich hier entwickelnde Zwischennutzung (Projekttitel „BRICOLAGE PLANTAGE“) gewählt worden. Das stadteigene Gebäude bietet ideale Bedingungen für kreative TüftlerInnen, KünstlerInnen und Start-Up-UnternehmerInnen, die hier an der Umsetzung ihrer Ideen arbeiten und diese weiterentwickeln können. Die Bildung einer Gemeinschaft von ZwischennutzerInnen für diesen Ort wurde von der ZZZ bereits initiiert.

Die ZZZ ist ein Pilotprojekt im Rahmen der „Nationalen Stadtentwicklungspolitik“ des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). Das Projekt ist zunächst auf drei Jahre angelegt und ist beim Senator für Wirtschaft und Häfen angesiedelt. Weitere Partner sind der Senator für Bau, Umwelt, Verkehr und Europa, die Senatorin für Finanzen, die Wirtschaftsförderung Bremen (WfB) und die Immobilien Bremen (IB).

Umgesetzt wird die ZZZ von Oliver Hasemann (Dipl.-Ing. Raumplanung) und Daniel Schnier (Dipl.-Ing. der Architektur) vom Autonomen Architektur Atelier (AAA) in Kooperation mit Sarah Oßwald (Dipl.-Geogr.) aus Berlin und Michael Ziehl (Dipl.-Ing. der Architektur) aus Hamburg.

Interessierte – insbesondere Menschen mit Zwischennutzungsidee im Kopf, bzw. mit Räumen ohne Nutzung im Besitz – können sich ab sofort bei der ZZZ melden.

Kontakt:
ZZZ ZwischenZeitZentrale Bremen
Hansator 1 (Abfertigung), 28217 Bremen
http://www.zzz-bremen.de
kontakt@zzz-bremen.de
0421 / 52 10 29 1

Montag, 25. Januar 2010

Über den Tellerrand

3Sat, bzw. kulturzeit hat einen sechsminütigen Sendebeitrag zusammengestellt und berichtete.

Wir waren in Hamburg und haben uns informiert. Michael Ziehl und Daniel Schnier saßen bei der Präsentation der Studie Zitat "Kreative Milieus und offene Räume in Hamburg" in der Freien Akademie der Künste in Hamburg und waren verwundert über das Erlebte.
Die Studie hat Studio Urban Catalyst aus Berlin erstellt und kann hier heruntergeladen werden:
Studie "Kreative Milieus und offene Räume in Hamburg" als PDF (zirka 20MB, 143 Seiten).

(Bild: © Tom Unverzagt)

Zitat www.hamburg.de: "Welche kreativen Milieus gibt es in Hamburg? Wie sind sie entstanden? Welche geeigneten Ansätze gibt es zur Förderung kreativer Milieus und wo könnten sich diese in Hamburg in der Zukunft entwickeln? Dies sind Kernfragen des Gutachtens „Kreative Milieus und offene Räume“, das die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt Anfang 2009 in Auftrag gegeben hat und das heute im Rahmen einer Podiumsdiskussion mit Senatorin Anja Hajduk, Senatorin Prof. Dr. Karin von Welck , Bernhard Fischer - Appelt, fischerAppelt AG, und Christine Ebeling, Sprecherin der Hamburger Initiative ‚Komm in die Gänge‘, in der Freien Akademie der Künste vorgestellt wird."

Montag, 28. Dezember 2009

Mehr Freiraum - Hörstück von Ruth Rach (Deutschlandfunk, 5:00min.)

Ein Bericht, der heute auf Deutschlandfunk zu hören war:
Mehr Freiraum für Künstler Link zum Bericht vom 28.12.2009 9:12Uhr, (5:00min.)

Hausbesetzer in London
von Ruth Rach (Europa heute)

In London herrscht Wohnungsnot, bezahlbarer Wohnraum ist nur schwer zu finden. Gleichzeitig stehen ganze Hochhäuser leer. Gegen diesen Leerstand geht jetzt eine Künstlergruppe vor - mit Erfolg. Die Curzon Street in Mayfair, London. Exklusive Hotels, Luxuslimousinen, diskret bewachte Botschaften. Ein Immobilienbüro, im Schaufenster Objekte ab elf Millionen Pfund. An der Ecke Curzon/ Bolton Street steht ein wuchtiger Bürobau, neun Stockwerke hoch. Die Fenster sind dunkel. Es ist Abend, und bitterkalt.

Dann flammen im Parterre grelle Scheinwerfer auf. Man sieht nackte Fensterscheiben. Leere Räume, an den Wänden Drucke, Grafiken, expressionistische Bilder. Junge Leute, die sich an einem Öfchen wärmen.

Die Gruppe Oubliette lädt zur Vernissage. Vor ein paar Tagen hat sie das ganze Haus besetzt. Es hat einen Marktwert von rund 100 Millionen Pfund. Und steht seit zwölf Jahren leer. Die Künstler sind obdachlos. Jetzt wohnen sie in den oberen Stockwerken. Zumindest vorübergehend.

Wir machen leere Räume für Künstler nutzbar, die am Anfang stehen und kaum Chancen haben, ihre Werke der breiteren Öffentlichkeit zu zeigen, sagt Daniel Simon, 31, Projektleiter von Oubliette. Der Name geht auf das französische Wort "oublier" zurück: ein vergessener Ort. Im Sommer besetzte die Kunstkollektive die frühere mexikanische Botschaft und die ehemalige Hochkommission von Tansania. Ebenfalls in Mayfair. Ergebnis: riesige Schlagzeilen. Gratis Publicity.

Inzwischen treffen die ersten Besucher ein. Schickeria, Künstlerszene, Obdachlose. Ein eklektischer Mix. Una, eine elegante Frau, findet das Event fantastisch. In der Stadtmitte von London gibt es unzählige leer stehende Gebäude, viele im Besitz von Spekulanten, die gar nie vorhaben, die Bauten zu nutzen. Schlichtweg obszön, angesichts der akuten Wohnungsnot.

Hausbesetzen - "squatting" - sei in Großbritannien durchaus legal, solange man sich nicht mit Gewalt Zutritt verschaffe. Allerdings müsse das Gebäude leer und unbenutzt sein, erklärt Daniel Simon. Ein Schloss kaputt zu schlagen wäre Sachbeschädigung und somit strafbar. Aber ein halb offenes Fenster - ideal! Die Regelung ist nur in England und Wales gültig, nicht aber in Schottland. Die Besetzer berufen sich auf ein Grundrecht aus dem 14. Jahrhundert, als sich besitzlose Bauern gegen ihre Feudalherren auflehnten.
Ist das Haus besetzt, entsteht ein zivilrechtlicher Disput zwischen dem Squatter und dem Besitzer. Wobei der Besitzer erst einmal beweisen muss, dass ihm das Gebäude tatsächlich gehört. Das dauert Monate.

Einer der Künstler ist Philip Firsov, 24, in Moskau geboren, in Großbritannien aufgewachsen. Philip ist Absolvent der angesehenen Slade School of Fine Art. Auch er ist Squatter, Hausbesetzer. "Ich gehöre zu einer ganzen Generation verlorener Leute, die durch das Bildungssystem geschleust wurden, und jetzt auf staatliche Hilfe angewiesen sind. Aber ich will nicht von der Stütze leben."

Unterdessen kommen immer mehr Gestalten durch die Tür, verfroren, dick vermummt, mit Schlafsäcken und Plastiktüten beladen. Sie verschwinden im stockfinsteren Treppenhaus.
Brian, ein schlaksiger Jugendlicher, lebte drei Monate lang in einer leeren Villa in Hampstead, Nordlondon. Dann wurde die "Wohngelegenheit" von Punks entdeckt. Sie setzten ihn vor die Tür. Er zog ins weniger feine Camberwell in Südlondon. Doch vor zwei Tagen kam der Besitzer mit einem türkischen Schlägertrupp, und der schlug ihn - buchstäblich - in die Flucht. Dennoch schätzt sich Brian glücklich, dass es in Großbritannien Squatterrechte gibt - denn sonst müsste er auf der Straße leben.
Der Abend ist der Organisation "Connections" von St Martins in the Field gewidmet, eine Obdachlosenstiftung gleich neben dem Trafalgar Square.
Wir bekommen jeden Tag mindestens 200 Besucher, erzählt Wyn Newman von Connections, ebenfalls unter den Gästen. Die Stiftung organisiert nicht nur praktische Hilfeleistungen und Trainingskurse, sondern auch Kunst- und Theaterworkshops. Wie viele Obdachlose es in der britischen Hauptstadt gibt, weiß niemand. Manche haben den Kontakt zur Umwelt völlig abgebrochen.

Auch der Projektleiter von Oubliette, Daniel Simon, von Beruf Grafikdesigner, weiß, wie es ist, ohne feste Adresse zu leben. Er war vor acht Jahren selbst Squatter. Nun schwebt ihm der Traum eines kommunalen Kunsthauses - eines Art House - vor, das leere Gebäude vor dem Verfall rettet und der breiteren Gesellschaft öffnet. Den bislang größten Erfolg hatte sein Kollektiv im Frühjahr. Auch da besetzte Oubliette Räumlichkeiten in bester Lage, beim Bahnhof Waterloo.

"Wir hatten auch den experimentellen Theatertrupp Donkeyworks eingeladen. Das Ensemble wurde prompt von Kritikern entdeckt und hat inzwischen den Sprung auf etablierte Bühnen geschafft. Ich finde wir haben ein wunderbares Modell entwickelt, das finanziell von niemand abhängig ist und für jede Art von Kunst und Kreativität total offen."

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Mittwoch, 23. Dezember 2009

Schöne Feiertage wünscht das AAA!

Das AAA wünscht allen schöne Feiertage und freut sich schon auf das Jahr 2010. Diese Fotos entstanden vor der Abfertigung und wurden von Dennis Blöte erstellt.