Samstag, 28. April 2007

SPROUTBAU

Ein internationales Wohnexperiment im August 2007

Ein leerstehendes Hochhaus am Rande Bremens sucht temporäre BewohnerInnen. Für einen Monat werden hier Menschen einziehen, die sich in dem fremden Umfeld gemäß ihrer individuellen Wohnutopien neu organisieren. Die Ideen sollen dabei im Spektrum des nachhaltigen und autonomen Wohnens liegen.

Jede(r) Teilnehmer(in) erhält ausreichend Raum zur Verlebendigung der Ideen. Wie die Ansätze letztendlich umgesetzt werden, steht den Beteiligten frei. Es kann eine architektonische Ergänzung, ein designorientiertes Werk, eine künstlerische Installation oder auch eine Performance sein. Die angebotenen Lösungen müssen nicht unbedingt praktisch umgesetzt, sondern können auch anschaulich inszeniert werden. Ebenso muss nicht jeder der TeilnehmerInnen seine eigene Idee mitbringen: Gesucht sind auch Leute, die bestimmte Fähigkeiten besitzen, die wertvoll für das Allgemeinwohl sind, wie BäckerInnen, TischlerInnen, ElektrikerInnen oder SolarexpertInnen u.ä.. Der Fokus von SPROUTBAU liegt auf der Vernetzung und Kooperation der TeilnehmerInnen untereinander, sodass ein reger Kommunikationsfluss und Arbeitspartnerschaften entstehen und Know-how vermittelt wird.

Da das Haus zum Abriss bereit steht, sind den Fantasien zur individuellen Umgestaltung innerer und äußerer Wohnbereiche keine Grenzen gesetzt.

Wenn Du den Wildwuchs vor dem Abriss aktiv mitgestalten möchtest, komm nach Bremen und erlebe einen Sommer in Beton! Alles weitere unter:

http://www.sproutbau.de

Text und Fotos: Team N.

Donnerstag, 26. April 2007

WESER KURIER, 26.04.2007

Brilltunnel: Herzoperation für die Innenstadt
Nachwuchsarchitekten erarbeiten alternative Konzepte / Erhaltung und Umbau stehen an erster Stelle / Präsentation am Montag

ALTSTADT. Wenn es nach Lino Egermann und Olga Brito-Madrid geht, muss das "Bremer Herz dringend operiert werden." Egermann und Brito-Madrid sind zwar keine Chirurgen. Den Eingriff halten sie trotzdem für erforderlich. Wer nun glaubt, dass man es hier mit zwei Menschen zu tun hat, die Lust an riskanten Operationen haben, der irrt. Bei Egermann und Brito-Madrid handelt es sich nämlich um zwei Nachwuchsarchitekten. Das Herz, dem sie wieder zu alter Leistungsfähigkeit verhelfen möchten, ist der Brilltunnel.

Am Wochenende haben sich dort junge Architekten und Architekturstudenten getroffen, um Konzepte für die weitere Nutzung des Brilltunnels zu erarbeiten. Organisiert wurde der Workshop vom "Autonomen Architektur Atelier", dem Bremer Zentrum für Baukultur (BZB), sowie von jungen Architekten und Hochschulabsolventen."Der Brilltunnel ist kein Unort", stellt Michael Ziehl, der den Workshop ins Leben gerufen hat, klar. Man wolle zeigen, dass es Alternativen zur Schließung des Tunnels gebe, sagt Ziehl. Für ihn ist der Brilltunnel nämlich ein "toller Ort". Jeder kenne ihn. Man müsse den Tunnel wieder ins öffentliche Bewusstsein rücken, findet er. Und genau deshalb sei er auf die Idee gekommen, den Workshop zu initiieren.

Umbau statt Abriss

Von seiner Idee waren die Autonomen Architekten und das BZB sofort begeistert. Schließlich sei die weitere Zukunft des Brilltunnels unter Bremer Architekten ein brandaktuelles Thema, erklärt Ziehl. Erst recht, nachdem die Berliner Architekten Grüntuch und Ernst den Auftrag bekommen haben, die Kaufhalle am Brill umzugestalten. Umbau statt Abriss, so lautet Grüntuch und Ernsts Konzept. Und dieses machen sich auch die Bremer Jungarchitekten zu eigen. Egermann und Brito-Madrid gehen noch einen Schritt weiter. Sie wollen aus dem Brilltunnel das "pulsierende Herz Bremens" machen. Egermann, der im vierten Semester an der Hochschule Architektur studiert, findet, dass der Tunnel das Interesse der Passanten wecken solle. "Der Brilltunnel ist einzigartig in Bremen", stimmen beide überein. Deswegen dürfe er auch nicht geschlossen werden und müsse "wiederbelebt werden", sagt Brito-Madrid.

Ihr Herzkonzept sieht eine klare Aufteilung des Tunnels vor. Auf einem Pappkarton erläutern sie, wie sie sich die Zukunft des Brilltunnels vorstellen. Zwei Bereiche solle es geben, erklärt Egermann anhand des Pappmodels. Ein Bereich soll zum Verweilen einladen, der andere solle dagegen ein reiner Durchgangsbereich sein.

Der Workshop ist ein "sehr großer Erfolg", sagt Ziehl ziemlich zufrieden. 38 Teilnehmer, die sich in neun Gruppen aufteilten, erarbeiten verschiedene Nutzungskonzepte. Eine Gruppe will den Fußgängertunnel künftig als öffentliche Ausstellungshalle nutzen, eine andere will die Umrisse des Tunnels als "urbane Markierung" auf die Straße malen. Auch mit der Resonanz sei er sehr zufrieden, sagt Ziehl weiter. Passanten seien stehen geblieben und hätten sich informiert. Einige hätten sogar Tipps gegeben. Unter den Besuchern habe ebenfalls die Meinung vorgeherrscht, den Brilltunnel nicht zu schließen.

Alle Ergebnisse des Workshops werden am kommenden Montag, 30. April, ab 18 Uhr im Brilltunnel vorgestellt. Am gleichen Tag bietet das Autonome Architektur Atelier ab 17 Uhr einen Spaziergang rund um den Brilltunnel an. Treffpunkt für den Spaziergang ist kurz vor 17 Uhr im Tunnel.

© www.weser-kurier.de | von dem WESER-KURIER Mitarbeiter Christian Meyer, FOTOS: Walter Gerbracht

Mittwoch, 25. April 2007

Vorsicht - Ideen für den Brilltunnel!

Eindrücke vom Ideenworkshop convertiBRILL - Licht statt Ende des Tunnels!

Ein ganz normaler Samstag in Bremen, viele Tausend Menschen
schieben sich durch die Innenstadt und gehen zwischen Obernstraße und Schlachte ihrem Freizeitvergnügen nach. Den Passanten, die den Fußgängertunnel am Brill benutzen, bietet sich an diesem Tag allerdings ein ungewohnter Anblick. Waren sie es sonst gewohnt zügig durch diesen Tunnel zu eilen, verlangsamen sie jetzt doch überrascht ihre Schritte oder bleiben gleich stehen, um sich das ungewohnte Treiben anzuschauen.

Wo sonst nur die triste Kulisse eines leerstehenden Grills und des zugemauerten Sparkassenzugangs den Betrachter abschrecken, stehen nun strahlend weiße Tische und Stühle. Es erscheint fast, als sollte hier ein festliches Dinner abgehalten werden, tatsächlich entstehen an den Tischen Ideen für die weitere Nutzung des Brilltunnels. Das der Workshop convertiBRILL vor Ort im Brilltunnel veranstaltet wird, konfrontiert TeilnehmerInnen und Öffentlichkeit mit dem gegenwärtigen Zustand. Das dieser verbesserungsbedürftig ist, spüren die Teilnehmer und Teilnehmerinnen hautnah, viele flüchten immer mal wieder in den Sonnenschein, der oberirdisch über der Stadt lacht.

Als am Sonntagabend zu Beginn der Präsentation SEIN TRIO frei vor sich hin improvisiert und sich mehr und mehr ZuschauerInnen versammeln, wird auch wirklich spürbar, wieviel Potenzial dieser Ort besitzt und welche Chancen er für die Umsetzung kreativer Ideen bietet. Um so mehr gilt dies für den kommenden Montag (30.04.07), wenn die teilnehmenden Gruppen ihre Beiträge im Rahmen einer Vernissage vorstellen und ausstellen, noch mehr Musik zu ihrer Untermalung gespielt wird und dann bis in die frühen Morgenstunden in den Mai getanzt wird und den Brilltunnel temporär in eine angesagte Location verwandelt.

Start ist um 17Uhr (30.04.2007) im Brilltunnel mit einem Urbanen Spaziergang namens „Tunnelblicke“ des AAA.

convertiBRILL wurde von Michael Ziehl initiiert, in Kooperation mit der Probebühne Architektur des Bremer Zentrum für Baukultur und dem Autonomen Architektur Atelier.

Text: Oliver Hasemann, Fotos: Daniel Schnier, Flyer: Michael Ziehl

WESER KURIER, 19.04.2007

Die Hinterhöfe der Bahnhofsvorstadt
Mit dem "Autonomen Architektur Atelier" zu den unbekannteren Ecken Bremens

BAHNHOFSVORSTADT.
Die Bahnhofsvorstadt liegt so zentral wie kaum ein anderes Quartier und wird doch wenig wahrgenommen. Ein Ortsteil, durch den Bremer, Pendler und Touristen zum Bahnhof oder zur Altstadt schlendern oder hetzen. Kein Ort für Spaziergänge. Alex Kutsch, Oliver Hasemann und Daniel Schnier vom "Autonomen Architektur Atelier" (AAA) wollen daran etwas ändern und führten am Sonntag eine Gruppe durch die Bahnhofsvorstadt. Unter dem Motto "Zwischenschatten - Willkommen in Bremen!" machten sie sich mit einigen Neugierigen auf eine Erkundungstour durch die unbekannten Ecken des Bahnhofsviertels. Seit gut einem halben Jahr veranstalten die drei diplomierten Ingenieure für Raumplanung und Architektur die ungewöhnlichen Spaziergänge. "Unser Ziel ist es, den Menschen Ecken der Stadt zu zeigen, die nicht so bekannt sind und die die meisten der Teilnehmer sonst wohl nie zu Gesicht bekommen würden", sagt der gebürtige Dortmunder Alex Kutsch, der seit eineinhalb Jahren in Bremen lebt." Die Spaziergänge sind eine Art gemeinsames Erleben der Stadt. Wir wollen den Teilnehmern neue Blickwinkel zeigen." Nach Streifzügen durch die Neue Vahr, Walle und die Überseestadt steht an diesem Tag die Bahnhofsvorstadt um Mittelpunkt der Betrachtung. Von der Ecke Findorffstraße und Friedrich-Rauers-Straße geht es schon bald durch Seitengassen zur ehemaligen Hochschule für Künste am Wandrahm, über die Contrescarpe an den Wallanlagen entlang zum Christlichen Verein Junger Menschen (CVJM) im Konsul-Hackfeld-Haus an der Birkenstraße und von dort über die Rotlichtmeile am Philosophenweg. An einem kleinen Privatmuseum endet der urbane Spaziergang: an dem Gebäude an der Emil-Waldmann-Straße, in der der Focke Windkanal ausgestellt ist. Das kostenlose Angebot wird gut angenommen. "Ich finde die Spaziergänge einfach spannend", sagt Kai Steffen. Zwar ist der Vorsitzende des Fördervereins zum Erhalt des "Focke Windkanals", dem flugtechnischen Labors des Bremer Luftfahrtpioniers Heinrich Focke, eher als Mitgestalter des Spaziergangs dabei. "Ich habe aber auch schon andere Spaziergänge mitgemacht und wäre heute auch gekommen, wenn ich nicht zufällig das Museum hätte aufschließen müssen." Auch für Mike Hartmann und Britta Wiebrock aus der Neustadt ist es keine Premiere mit dem AAA. "Wir sind jetzt das zweite Mal dabei und sind wieder mal begeistert", sagt der 27-jährige Mike. "Von der Bahnhofsgegend kenne ich halt fast nur die großen Zugangsstraßen. Die meisten Ecken, an denen wir heute waren, habe ich vorher noch nie gesehen." Und auch seine Freundin Britta ist von dem Spaziergang begeistert. "Es ist wirklich schön, so auch mal Einblicke in Gegenden zu bekommen, in denen man sich normalerweise nicht aufhält und von denen man vielleicht sogar zu Unrecht ein falschen Bild hat", meint die 24-Jährige. "So lernt man seine Stadt einfach viel besser kennen." Die Spaziergänge sind so angelegt, dass alle Teilnehmer ihr Wissen mit in die Diskussion einbringen können. Und so schalten sich auch immer wieder einige ein und helfen bei kleinen Wissenslücken der drei "Stadtführer" aus. Und das ist alles andere als störend. "Uns geht es ja darum, die Stadt gemeinsam zu erleben", meint Alex Kutsch. "Deshalb ist jede Anmerkung immer willkommen." Weitere Informationen über die Urbanen Spaziergänge des AAA gibt es im Internet unter www.aaa-bremen.de.

© www.weser-kurier.de | von der WESER-KURIER Mitarbeiterin Andrea Suhn, FOTO: Roland Scheitz

Montag, 16. April 2007

"Zwischenschatten - Willkommen in Bremen!" Dokumentation und Resumeé vom 15.04.2007




Schattensuche im strahlenden Sonnenschein

Bei hochsommerlichem Wetter machten wir uns gestern mit 35 Spaziergängern und Spaziergängerinnen auf die Suche nach den dunklen Ecken und den Schattenseiten der Bahnhofsvorstadt. Obwohl starker Sonnenschein normalerweise auch tiefe Schatten verspricht, schienen gestern auch die düstersten Ecken dank des guten Wetters noch relativ angenehm. Erst die olfaktorische Konfrontation mit den zahlreichen Pinkelecken riefen wieder in Erinnerung, das Schattenseiten nicht nur einen angenehmen Schutz vor der Sonne bieten, sondern auch die Abwicklung diverser, zum Teil nicht ganz legaler Geschäfte fördern.

Tatsächlich überwogen auf unserem Spaziergang aber die schönen und vermeintlich unbekannten Ecken und Winkel. Zwischen Wandrahm und Rembertistraße stießen wir hier fernab vom Lärm und der Hektik der Hauptverkehrswege immer wieder auf sorgsam gepflegte und verborgene Orte. Dem Verlauf eines Sonntagsspaziergangs folgend, beendeten wir unseren Urbanen Spaziergang am Focke-Windkanal-Museum, einem weiteren versteckten Kleinod in der Bahnhofsvorstadt, wo wir, dank der freundlichen Bewirtung durch die Museumsbetreiber, in gemütlicher Runde zu Kaffee und Keksen einkehren konnten.

Wir bedanken uns an dieser Stelle bei allen Spaziergängerinnen und Spaziergängern, die mit uns unterwegs waren, und beim Verein Focke-Windkanal-Museum, der extra für uns seine Tore öffnete, und uns den Innenhof samt Kaffeetafel zur Verfügung stellte.

„Messer, Gabel, Wurst und Cola – Insel im Schlaraffenland!“

Datum: Sonntag, den 20.05.2007
Startort: Treffpunkt ist der Eingangsbereich des Bahnhofes Sebaldsbrück an der Hemelinger Bahnhofstrasse in 28309 Bremen

Zeit: 15.00Uhr, Dauer zirka 1-2 Stunden

Text: Oliver Hasemann Fotos: Meike Schlingmann

Montag, 2. April 2007

"Zwischenschatten" am 15.04.2007 um 15.00Uhr


Zwischenschatten – Willkommen in Bremen!

Verlässt der/die BesucherIn Bremens nach seiner/ihrer Ankunft den Hauptbahnhof, dann erstreckt sich direkt vor ihm/ihr erst etwas Platz und dann die Hochstraße am Breitenweg. Insgesamt ein Ort, der die Möglichkeit bietet, sich schnellstmöglich zu entfernen, ein Ort, der den Wunsch aufkeimen lässt, diese Möglichkeit auch sofort zu ergreifen.

Die Bahnhofsvorstadt ist nicht nur in ihrer Begrifflichkeit von der Stadt getrennt, auch in der direkten Wahrnehmung wird sie zu einem Ort des temporären Aufenthalts. Der Besucher / Die Besucherin befindet sich hier nur zu einem Zwischenstopp bevor er/sie wieder seiner/ihrer Wege geht. Der Raum ist folgerichtig von der Verkehrserschliessung der Stadt zerschnitten und mit Nutzungen gefüllt, die auf eine Laufkundschaft ausgerichtet sind.

Die Vorstadt hinter den aufdringlichen Fassaden von Cup´n´carry-Cafés und Dönerständen liegt allerdings im Wahrnehmungsschatten der meisten BesucherInnen. Zwischen Bundeswehrhochhaus und Rembertikreisel zieht sich hier ein ganzes Stadtquartier, das im Rahmen unseres Urbanen Spaziergangs zumindest temporär in das gleißende Licht der öffentlichen Aufmerksamkeit gezogen wird.

Datum: Sonntag, den 15. April 2007
Startort: Unter dem Breitenweg, Findorffstr. / Ecke Friedrich-Rauers-Str.
Zeit:15.00Uhr, Dauer ca. 1-2 Stunden

Titel u. Text: Oliver Hasemann, Foto u. Einladung: Daniel Schnier