Donnerstag, 1. April 2010

Vortrags- und Diskussionsabend in der Abfertigung am 21. April 2010 um 19Uhr

„Die Bedeutung von Kunst und Kultur für die Stadtentwicklung“


mit einem Gastvortrag von Prof. Dr. Volker Kirchberg, Institut für Kulturtheorie, Kulturforschung und Künste, Uni Lüneburg

„Die Vermessung der Schnittfläche: Kunst und Stadtentwicklung im Vergleich von Hamburg und Baltimore“

anschließend Diskussion

Mittwoch 21. April 2010 19:00 Uhr
Hansator 1 (Abfertigung)
28217 Bremen


Im Zentrum steht die Frage nach der aktuellen Bedeutung von Kunst und Kultur für die Stadtentwicklung. Mit Hinblick auf die zukünftige Entwicklung Bremens soll diskutiert werden, wie geeignet erscheinende Ansätze in die aktuelle Stadtentwicklungspolitik eingebettet werden können. Insbesondere vor dem Hintergrund des neuen Bremer Leitbildes „Komm mit nach morgen - Bremen! Lebenswert, urban, vernetzt“ und der Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes.

Als Diskussionsgrundlage stellt Prof. Dr. Volker Kirchberg Ergebnisse aus seinem aktuellen Forschungsprojekt zu diesem Thema vor. Seine Studie basiert auf dem Vergleich von Hamburg und Baltimore - zweier „Second Cities“ - über den Zeitraum von 15 Jahren. Während dieser Zeitspanne führte er Interviews mit städtischen Akteuren des Kultursektors - von Museums- und Theaterdirektoren über Leiter städtischer Kulturverwaltungen bis hin zu Stadtplanern und Projektentwicklern, die Kulturprojekte als Teil der Stadtentwicklung verstehen (u.a. Quartiersmanager und Verantwortliche der städtischen Wirtschaftsförderung).
Ziel war es Antworten auf die Fragen zu finden:

- Wie werden Kunst und Kultur in den beiden Städten eingesetzt?
- Wo gibt es Ähnlichkeiten und Unterschiede?
- Was sind die jeweiligen Gründe, Kunst und Kultur für die Stadtentwicklung einzusetzen?
- Wie intervenieren Kulturpolitik und -verwaltung in die Kausalitäten von Kultur und Stadtentwicklung?

Als Ergebnis definierte Volker Kirchberg bisher mehrere Funktionen von Kunst und Kultur für die Stadtentwicklung, die man grob in vier Kategorien unterteilen kann:

- Kunst und Kultur gelten als Allheilmittel für die Revitalisierung der postindustriellen Städte.
- Eine kulturell-kosmetisch behandelte Stadtwelt kann ein fruchtbarer Boden für (eine) Kreativität sein, die in Wirtschaftswachstum und Jobs resultiert. Die Frage bleibt, ob mit dieser Unterstützung nachhaltiges oder Strohfeuer-Wachstum geschaffen wird.
- Politiker verstehen Kunst und Kultur auch als Komponente einer liebens- und lebenswürdigen städtischen Lebensumwelt. Mit Kunst und Kultur wird (soziale) Lebensqualität geschaffen, Bildung unterstützt und ein kulturelles, identitätsbildendes Image geschaffen.
- Stadtentwickler verstehen Kunst und Kultur hingegen oftmals als Faktor der Vermehrung von Kapital (an Grund und Gebäuden).

Über die 15 Jahre hinweg stellte er dabei einen Wandel der Legitimierung von Kunst und Kultur für die Stadtentwicklung und Stadtpolitik fest. Von einer unmittelbaren stadtwirtschaftliche Wirkung der Kultur über Umwegrentabilitäten hin zu der indirekten positiven Wirkung der künstlerischen Kreativität auf die postindustrielle Wirtschaftskraft und das Image einer global agierenden Stadt als „Kreative Stadt“. Heute werden Kunst und Kultur in Hamburg und Baltimore zwar nicht unterschiedlich bewertet, die Art der Instrumentalisierung differiert aber in den beiden Städten deutlich. Volker Kirchberg illustriert dies an spezifischen Kulturräumen in den Städten, deren Ursachen, Entwicklungen und Aussichten er bewertet und aufgrund der stadtspezifisch unterschiedlichen sozio-ökonomischen, politischen und kulturellen Kontexte analysiert hat.
Damit stellt er zwei Modelle gegenüber, die beide Stadtentwicklung durch Kunst und Kultur praktizieren. In der anschließenden Diskussion soll es um die Farge gehen, ob Bremen aus einem der beiden Modelle für die zukünftige Stadtentwicklung lernen kann und wie als geeignet erscheinende Ansätze in die aktuelle Stadtentwicklungspolitik eingebettet werden könnten.

links:

Leuphana Universität Lüneburg, Forschung und Projekte, Prof. Dr. Volker Kirchberg: „Die Bedeutung von Kunst und Kultur für die Stadtentwicklung“
Die Tageszeitung, das Montagsinterview mit Prof. Dr. Volker Kirchberg: „Kreativität kann man nicht Planen“ vom 14.02.2010

Diskussionsreihe Gängeviertel "Wie sieht die Stadt aus, in der wir leben wollen?“ Teil 3,
„Räume für Kultur“ mit Amelie Deuflhard (Kampnagel) und Prof. Dr. Volker Kirchberg, Podcast Freies Sender Kombinat vom 15.12.2009

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