An der Endhaltestelle Sebaldsbrück fanden sich am vergangenen
Sonntag 50 Teilnehmerinnen ein, um von hier aus mit uns zusammen zu
Fuß weiter in den Bremer Osten zu spazieren. Wir bewegten uns hier
von Sebaldsbrück aus durch Hemelingen bis Hastedt durch drei
Ortsteile. Der Spaziergang diente dabei dazu, auf dem Weg die
Umbrüche in der Stadtentwicklung aufzuzeigen, auf die Veränderungen
und Neubauten zu verweisen, die sich immer wieder vollzogen haben,
aber auch die Konstanten zu benennen, die sich über die Jahrzehnte
und Jahrhunderte ablesen lassen. Also ein Urbaner Spaziergang im
besten Sinne, als er das eigentlich Urbane, die Veränderung,
Erneuerung oder Neuinterpretation, zum Ziel hatte.
Diese wurde anhand der vorhandenen industriellen Bauwerke, die
heute den Stadtteil prägen, sichtbar. Das Hemelingen der Stadtteil
mit den meisten industriellen Arbeitsplätzen in Bremen ist, ließ
sich durch sie leicht erkennen. Die Grundlage für diese
Erkennbarkeit liegt allerdings in der heute nicht mehr sichtbaren
Ausgangslage. Denn aufgrund der historischen Lage Hemelingens Ende
des 19. Jahrhunderts außerhalb der Bremer Staatsgrenzen hatten sich
hier entlang der Bahnstrecke Bremen – Hannover die ersten
Gewerbeunternehmen angesiedelt. Einige dieser alten
Produktionsstätten sind bis heute in Betrieb, Teile der alten
Borgwardwerke oder der Silberschmiede Wilkens werden weiterhin in
ihrer ursprünglichen Funktion, andere wiederum stehen zwar noch,
werden aber, wie das KuBiKo, inzwischen in neuer Weise genutzt.
Unser Weg durch Hemelingen folgte den sichtbaren und den
unsichtbaren Spuren. Wir folgten der alten Sebaldsbrücker Heerstraße
bis uns die Werkstore des Mercedes Werkes den weiteren Weg
versperrten. Die über 10.000 Arbeitnehmerinnen alleine von Mercedes
wirken sich erkennbar auf die Verkehrsinfrastruktur des Stadtteils
aus, die breit ausgebauten Straßen und der Hemelinger Tunnel zeugen
hiervon. Über ein ehemaliges Nadelöhr, dem Brüggeweg über die
Bahnstrecke Bremen – Hannover, bewegten wir uns in Richtung des
Zentrums von Hemelingen. Hier war im Zuge der Bauarbeiten des
Hemelinger Tunnels eine Brache entstanden, über die wir nun unsere
Blicke in die Weite auf die ersten Ansätze eines entstehenden Parks
und die verbliebenen Objekte des Projekts Aller.Ort 2011 schweifen lassen
konnten.
Ehemals standen hier unter anderem die Fabriken von Focke-Wulff
und Nordmende, nun entwickelt sich dieser Zentrale Ort zu einem Park
inmitten des Stadtteils. Entlang der alten Straßenverläufe der
Dietrich-Wilkens-Straße und der Godehardstraße war von der Brache aus auch
die Haupteinkaufsstraße des historischen Zentrums Hemelingens nahe
liegend. Einst eine lebendige Einkaufsstraße mit Geschäften für
jeden Bedarf, befindet sich auch die Hemelinger Bahnhofsstraße
momentan in einem Status des Übergangs mit Ladenleerständen aber
auch mit neuen Nutzern, die unter anderem die alte Apotheke nach
Jahren des Leerstands in neuem Glanze strahlen lassen. Über die
verschlungenen Pfade der alten Dorfstraßen, über den Hinterhof von
Coca-Cola und Könecke (bald auch eine innerstädtische Brache)
erreichten wir dann die Gestade des Hemelinger Hafens. Endpunkt
dieses und Startpunkt des nächsten Urbanen Spaziergangs am 23. September 2012 bildete dann das Kohlekraftwerk.