AufAuf und davon....29.06.2009
„AufAuf“ ins Niemandsland: Die Brache wird bespielt
Autonome Architekten nutzen Gelände hinter dem Güterbahnhof bis zum 27. Juli kulturell / Spaziergang zur Einstimmung
Von Clemens Haug
Bahnhofsvorstadt·Walle·Findorff. Eine etwa zehn bis zwölf Hektar große Lücke klafft mitten in der Stadt. Seit 2005 liegen keine Gleise mehr hinter dem Güterbahnhof. Das Areal zwischen Bahnhofsvorstadt, Walle und Findorff ist verwildert. Geht es nach dem Autonomen Architektur Atelier (AAA) um Daniel Schnier und Oliver Hasemann, läuft dort bis zum 27. Juli die kulturelle Zwischennutzung „AufAuf“.
„Blicke der Verheißung“ ist ein Spaziergang überschrieben, den 30 Bremerinnen und Bremer dreier Generationen am vorletzten Sonntag mitgemacht haben. Ziel und Zweck der Übung: Architekt Schnier und Raumplaner Hasemann wollen der Gruppe die riesige ungenutzte Fläche zeigen, die von der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen wird. Am Startpunkt des Rundgangs
am Jakobushaus kann man zwar einen Blick auf das Gelände erhaschen, allerdings bildet die Bahnstrecke Bremen-Oldenburg eine wirksame Grenze. Von hier aus kann das Gelände nicht betreten werden. Die Spaziergänger müssen 20 Minuten gehen. Erst am unteren Ende der Hemmstraße, zwischen Walle und Findorff, ist es möglich, die riesige Brache zu betreten. Allerdings muss die Gruppe dafür die fünf Meter hohe Böschung erklimmen. Oben angekommen, blickt sie auf eine innerstädtische Wildnis.
„Man kann das hier wohl gut als einen Nicht-Ort bezeichnen“ meint Schnier, denn im öffentlichen Bewusstsein komme das Gelände kaum vor. Hasemann: „Außer Leuten mit Hunden trifft man eigentlich niemanden hier.“
Inzwischen hat sich an einem Ende des Platzes eine kleine Bauwagenkolonie angesiedelt. Auf dem Rest des Geländes möchte das AAA von Ende Juni bis Ende Juli das Projekt „AufAuf“ mit Künstlern und Kulturschaffenden initiieren. Die Bremer Investitionsgesellschaft (BIG), die das Gelände für die Stadt verwaltet, hat ihre Zustimmung noch nicht erteilt.
Der Spaziergang führt auf Findorffer Seite über die Plantage zur Unterführung am Schlachthof. Durch eine Tür gelangt die Besuchergruppe auf das Gelände des Güterbahnhofs. Dort hat der Verein 23 mehrere Gebäude und Hallen für Kulturschaffende gesichert. „Die nächsten acht Jahre haben wir jetzt einen Mietvertrag mit der Stadt“, berichtet Künstler Stefan vom Verein 23.
Der 21-jährigen Jule aus Hastedt ist das Gelände „bislang eigentlich nie aufgefallen“.
Höchstens aus dem Zugfenster habe sie mal einen Blick darauf geworfen. „Die Idee, den Platz zu bespielen, finde ich prima.“
Kontakt unter Telefon 5210291, 5963501,
5 96 35 01 und 01 72 / 5 16 35 07, Internetseite:
www.aaa-bremen.de.
Daniel Schnier (links) und Oliver Hasemann von den Autonomen Architekten (AAA). Die Taxizentrale. Streetart-Künstler Kenmo an der Borderline. FOTOS: WALTER GERBRACHT
© Copyright Bremer Tageszeitungen AG 29.06.2009, Text von Clemens Haug, freier Mitarbeiter der Bremer Tageszeitungen AG