Donnerstag, 31. Januar 2008

"Kehrseite Neustadt" Dokumentation und Resumeé vom 27.01.2008





Resume
é Kehrseite Neustadt

Kurzfristig hatten wir am Sonntag Mittag zu unserem Urbanen Spaziergang durch die Alte Neustadt eingeladen. Dennoch fanden sich neben uns und unserem besonderen Gast Eva, auf deren Initiative wir diesen Spaziergang organisiert hatten, über 40 Freunde, Bekannte und Interessierte ein, die mit uns die, vermeintlich, verschmähte Schwester der historischen Altstadt erkunden wollten. Zu einer Uhrzeit, zu der Zehntausende mit Bollerwagen die neue Autobahn in der Neustadt festivalisierten, betrachteten wir ihre eher ruhigen Ecken und ihre menschenleeren Plätze.

Auch wenn die Neustadt über mehrere Jahrhunderte eher als notwendiges Übel behandelt und mit auf der anderen Seite unerwünschten Institutionen und Einrichtungen überzogen worden war, hat sich hier ein lebendiges Stadtquartier etabliert und von der Altstadt emanzipiert. Am augenscheinlichsten zeigte sich dies uns an den alternativen Wohnprojekten, die hier inmitten konventioneller Wohnbauten entstanden sind und die auch in der weiteren Neustadt verbreitet sind. Abseits des zunehmend gentrifizierten Ostertorviertels siedelt sich hier zunehmend das kreative Milieu an, das neue und andere Formen des Wohnens und, an den diversen Läden zu erkennen die kurioses und nicht-alltägliches anbieten, des Wirtschaftens erproben. Gleichzeitig ist die Neustadt natürlich auch durch das traditionelle Bremer Haus geprägt und die Alte Neustadt besitzt in Form der bis zu 5stöckiger Bauten rund um die Rückertstraße dessen verdichteste Ausprägung, die eine hohe Anziehungskraft auf dem Mietermarkt besitzen.

Den Startort unseres Urbanen Spaziergangs hatten wir an das Hohentor, als eines von zwei Stadttoren der Neustadt gelegt. Hier an den ehemaligen Wallanlagen liegt die leerstehende und verfallende Güldenhaus Schnapsbrennerei. Für die Neustadt eine typische Gewerbeansiedlung, auf unserem Weg durch die Alte Neustadt zum Buntentor, als dem zweiten historischen Stadttor, begegneten uns so noch verschiedene Gewerbebetriebe der Genussmittelverarbeitung. Neben der noch bestehenden Brauerei und der Schokoladenfabrik waren es insbesondere die Tabakfabriken, die die Neustadt bis runter in den Buntentorsteinweg prägten. Von diesem Gewerbe ist heutzutage nichts mehr zu sehen, auch die ehemaligen Gängeviertel mit ihren unhygienischen Lebensbedingungen für die Tabakarbeiter sind mittlerweile verschwunden. Hingegen gibt es Planungen, die sich auf unserem weiteren Weg vom St.Pauli Deich aus gut erläutern ließen. Die Anlage von bequemen Stadtvillen auf dem Stadtwerder in fußläufiger Entfernung zur Innenstadt mitten im Erholungsgebiet rund um die Umgedrehte Kommode.

Ein weiteres Indiz für die neue Wertigkeit der Neustadt, die sich auch auf unserem Weg zu Kaffee und Kuchen im Kuss Rosa erkennen ließ. Auf dem Gelände der ehemaligen Remmer Brauerei sind mit der Städtischen Galerie im Buntentor und der Schwankhalle neue Kulturinstitutionen in einer kleinen Version der Kulturmeile entstanden. Wir danken für Eure rege Teilnahme und wünschen Eva viel Erfolg und ein schönes Leben jenseits der Bremer Neustadt in der Dresdner Neustadt.

Text: Oliver Hasemann, Fotos: Daniel Schnier

Samstag, 26. Januar 2008

"Kehrseite Neustadt" Zweckgeburt am anderen Ufer am 27.01.08 um 12.30Uhr

Kehrseite Neustadt
Zweckgeburt am anderen Ufer

In der Wahrnehmung Bremens stellt die alte Neustadt so etwas wie die kleine, hässliche Schwester der „richtigen“ Altstadt dar, die nur als Notwendigkeit des zeitgemäßen Festungsbau auf dem gegenseitigen Weserufer entstehen musste und dementsprechend behandelt wurde. Dies zeigt sich deutlich an der Qualität der Wallanlagen, setzt sich in den angesiedelten Institutionen und Industrien fort und äußert sich auch in den vorhandenen kulturellen Angeboten. Die Genußmittel verarbeitende Industrie prägt auch heute noch mit Brauereien, Schnapsbrennereien und Schokoladenfabriken nicht nur das optische Erscheinungsbild, sondern auch die olfaktorische Wahrnehmung der Neustadt.

Auch die Wohnbebauung trug als einzige in Bremen schon fast Mietskasernenzüge. Zwischen der hohen, fast fünfgeschossigen Bebauung erstreckte sich das Gängeviertel, in dem die ärmsten Bremer wohnten, die unter härtesten Bedingungen in den Tabakfabriken arbeiteten. Von diesen Wohnverhältnissen ist heute nicht viel verblieben, die im Verhältnis günstigen Mieten ziehen in immer stärkeren Maße ein junges, kreatives Milieu an. Ehemals leerstehende Wohnhäuser und Fabrikgelände sind zu Wohnprojekten umgestaltet worden, die neue Formen des gemeinsamen Wohnens und Gestaltens praktisch umsetzen.

Auf unserem Urbanen Spaziergang zwischen Hohentor und Buntentor streifen wir die historische Entstehungsgeschichte des Stadtteils ebenso wie seinen Transformationsprozess zum frischesten Bremer Stadtquartier.

Datum: Sonntag, 27. Januar 2008
Startort: Neustadtswall 61 in 28199 Bremen
Zeit: 12.30Uhr, Dauer ca. 1-2 Stunden

Titel u. Text: Oliver Hasemann, Recherche: Alexander Kutsch, Foto u. Einladung: Daniel Schnier