Freitag, 16. Februar 2007

"überwandern - unterbrücken" am 03.03.2007


überwandern – unterbrücken

Rückspiel zwischen Hochstraße und Schienenbett

Straßen und Schienen bilden die Lebensader der globalisierten Gesellschaft, über sie fließen die Rohstoffe, Produkte und Arbeitskräfte, die den Motor unseres Wirtschaftssystems befeuern. Ohne Pause rollen insbesondere die Container und Automobile zu den Bremer Häfen und stillen den Hunger der Welt nach Produkten „made in Germany“. Längst schon ist der Schienenweg nach Bremen zu einem Nadelöhr der Exportwirtschaft geworden. Im (Lärm)Schatten dieses globalen Verkehrswegs hat sich die Stadt auf ganz verschiedene Weise arrangiert. Wohngebiete schotten sich gegen den Lärm ab, kleinteiliges Gewerbe nutzt die günstigen Immobilienpreise.

Der Kontrast zwischen der hektischen Dynamik des Verkehrs einerseits, und der abgewandten Ruhe der Stadt andererseits, bildet den Spannungsbogen dieses Spaziergangs. Er führt auf dunklen Pfaden über- und unterhalb der Verkehrsstränge in die Innenstadt. Schattenspiele und Klanggewitter tauchen den Spaziergänger dabei in die Atmosphäre der 24 Stundenstadt.

Am Samstag, 03.03.2007 um 19.00Uhr treffen wir uns an der Schleswiger Straße 4, 28219 Bremen. Eingangsbereich Kulturhaus Walle - Brodelpott. Wir freuen uns auf Euch!

Text: Oliver Hasemann, Titel: Oliver Hasemann, Foto und Einladung: Daniel Schnier

Donnerstag, 15. Februar 2007

WESER KURIER, 15.02.2007

Auf dem Weg der Matrosen

WALLE. Wenn früher ein Schiff im Hafen anlegte und sich die Matrosen mit ihrer Lohntüte auf den Weg in die Kneipe machten, um das Geld auf den Kopf zu hauen, gingen sie zur "Waller Küste", dem Vergnügungsviertel im Bremer Westen. Heute erinnern nur noch wenige Bars an diese Zeiten.
Am Sonntag lud das Autonome Architektur Atelier (AAA) zu einem Stadtspaziergang durch das alte Arbeiterviertel Walle ein.

"In Walle komm Se alle" hieß das Motto des Rundgangs in Abwandlung einer bekannten Redewendung, und trotz Nieselwetters waren rund 60 Interessierte zum vereinbarten Treffpunkt gekommen.

Vom alten Weg der Matrosen ist heute nur noch wenig zu sehen. Der Stinkbüddelmannsgang wurde modernisiert und heißt heute Waller Stieg. Und die Leute, die heute hier entlang hasten, sind keine Seeleute auf Landgang, sondern meist Studenten auf dem Weg zur Kunsthochschule. "Durch den Umbau der Überseestadt sieht sich der Stadtteil Walle mit gravierenden Veränderungen konfrontiert", stellte Alexander Kutsch, Diplom-Ingenieur für Raumplanung, einleitend fest und umriss damit zugleich das Thema des Stadtspaziergangs. Wenn sich die Arbeit im Hafen von körperlicher Arbeit hin zu hoch bezahlter Informationsarbeit verändert, was wird dann aus dem Wohnquartier werden? Im Zuge des Hafenausbaus am Ende des 19. Jahrhundert war zusätzlicher Wohnraum nötig geworden. Das Marschland, das an den Hafen grenzte, und das alte Waller Dorf boten sich als Raum an. Die kleinen Altbremer Häuser mit jeweils etwa 70 Quadratmetern Wohnfläche entstanden, die heute noch große Teile von Walle prägen. Früher lebten nicht selten zehn und mehr Menschen in den Häusern.

Vom Charme der ehemaligen Amüsiermeile in der Leutweinstraße ist wenig übrig geblieben, der Zahn der Zeit nagt an den Gebäuden. Im Vorübergehen zeichnete Oliver Hasemann, Diplom-Ingenieur für Raumplanung, ein Bild der Prostitution, das sich kritisch mit der Freudenmädchen-Romantik auseinandersetzte. Im Bereich des alten Wasserturms konnten die Spaziergänger die Auswirkungen der Bombenangriffe während des Zweiten Weltkrieges besichtigen. Von den ehemals geschlossenen Häuserreihen in Jugendstilarchitektur sind dort nur noch zwei Gebäude übrig, die übrigen Häuser wurden nach dem Krieg neu gebaut. Um damals schnell günstigen Wohnraum zu schaffen, ging diese Architektur mit Schnörkellosigkeit und Pragmatismus einher. Die hohen Decken der Jahrhundertwende verschwanden, dafür gab es ein zusätzliches Stockwerk.

"Walle ist heute ein Stadtteil auf dem Weg zur Gentrification: Junge Kreative sind dabei, ins Quartier zu ziehen, weil der Wohnraum in anderen Stadtteilen zu teuer ist", so Alexander Kutsch vom AAA. Alte Geschäfte schließen, dafür entstehen hier vermehrt auch Galerien.

Die Stadtspaziergänge des AAA haben sich inzwischen zu einem beliebten Treffpunkt der Generationen entwickelt. Auch dieses Mal waren neben Architekturinteressierten wieder ältere Bewohner des Stadtteils dabei, die die Ausführungen der beiden Raumplaner und Architekten mit ihren persönlichen Erinnerungen an das Leben im Quartier ergänzten. Während Daniel Schnier die neue Nutzung der ehemaligen Eisfabrik als Künstlerhaus erläuterte und feststellte, dass eine derartige Umnutzung typisch für das "neue Walle" ist, erinnerte sich eine Teilnehmerin, dass sie dort zu ihrer Schulzeit gemeinsam mit Kindern aus der Nachbarschaft das Taschengeld in leckerem Brucheis angelegt hatte.

Im März veranstaltet das AAA zwei weitere Stadtspaziergänge: Am 3. März heißt es
" überwandern - unterbrücken"
, Treffpunkt ist um 19 Uhr in der Schleswiger Straße 4 am Kulturzentrum Brodelpott. Am 18. März lautet das Motto "AAA trifft Alvar Aalto", Treffpunkt ist um 14 Uhr das Aalto-Hochhaus, Otto-Suhr-Straße in der Vahr. Weitere Informationen im Internet unter www.aaa-bremen.blogspot.com

© www.weser-kurier.de | von der WESER-KURIER Mitarbeiterin Catharina Oppitz, FOTO: Walter Gerbracht

Mittwoch, 14. Februar 2007

OK Bremen, 14.02.2007



Das AAA im Offenen Kanal Bremen



In einem Radiobeitrag von Clemens Haug wurden wir nach unserem letzten urbanen Spaziergang am 11.02.2007 "In Walle komm Se alle" zum Thema Raumumnutzung interviewt. Gesendet wurde am Mittwoch, den 14.02.2007 im Rahmen des Campus-Radios im Bürgerrundfunk Bremen (UKW 92,5 MHz in Bremen).

Wir haben es für Euch aufgezeichnet! Zirka 7 Minuten Team Orange, Theater 62 und AAA:

hier der Radiobeitrag von Clemens Haug:


Wir sehen uns beim "überwandern - unterbrücken" am Samstag, den 03.03.2007 an der Schleswiger Str. 4 um 19Uhr in Bremen (Eingangsbereich Kulturhaus Walle - Brodelpott).Und am Sonntag, den 18.03.2007 um 14.00Uhr treffen wir uns vor dem Aalto-Hochhaus an der Otto-Suhr-Strasse, 28327 Bremen in der Vahr. Der Titel lautet: "AAA trifft Alvar Aalto"FOTO: Daniel Schnier

Montag, 12. Februar 2007

"In Walle komm Se alle" Dokumentation und Resumeé vom 11.02.2007







Bei Dämmerlicht durch die verblassenden Rotlichtschatten

Besorgt hatten wir uns gefragt, ob und wieviele Besucher sich wohl bei Regenwetter und schneegesäumten Straßen auf einen Spaziergang durch den Bremer Westen führen lassen wollen. Eine unbegründete Sorge, denn tatsächlich haben wir mit einer Gruppe aus 60 Personen die Straßen in Walle blockiert. Die Frage, die wir an den Anfang unseres Spaziergangs gestellt hatten, war, ob sich Walle, durch die Nachbarschaft zu HfK im Speicher XI und der Überseestadt, zu einem neuen Wohnquartier eines kreativen Milieus entwickelt. Gleichzeitig folgten wir den historischen Spuren der Hafenarbeiter und Matrosen, die durch den Stinkbüddelmannsgang von der Feuerwache aus mit Taschen voll Geld an die ehemalige Waller Küste mit ihren Schankwirtschaften und Tanzlokalen gespült wurden.

In den knapp zwei Stunden zwischen Alter Feuerwache und dem Kulturhaus Walle-Brodelpott in Osterfeuerberg haben wir einen Blick auf das alte Walle, mit Rotlichtbars, dem Sockel des alten Wasserturms und Fakten zu seiner Entstehung als Wohn- und Arbeitsquartier am Hafen, und auf das neue Walle, mit Galerien und Ausstellungsräumen, mit neuen Wohnformen für das Lebensalter oder für Studenten, geworfen. Sehr gefreut haben wir uns, dass so viele junge und alte Waller mitgekommen sind und aus ihren Erfahrungen und Erinnerungen erzählt haben. Gerade durch diese Beiträge ist der Spaziergang so lebhaft und interessant geworden.

Vielen Dank an dieser Stelle daher noch einmal an alle, die mit uns unterwegs waren und die teilweise auch anschließend noch mit uns im Druiden waren, um sich bei Kaffee und Bier etwas aufzuwärmen und urbanen Spaziergang Revue passieren zu lassen.

Im März 2007 präsentieren wir gleich zwei urbane Spaziergänge durch Bremen:

Am Samstag, den 03.03.2007 um 19.00Uhr treffen wir uns an der Schleswiger Strasse 4 am Eingangsbereich des Kulturhauses Walle-Brodelpott um mit Euch zu "überwandern - unterbrücken". Rückspiel: auf dunklen Pfaden geht es über- und unterhalb der Verkehrsstränge in die Innenstadt. Schattenspiele und Klanggewitter tauchen den Spaziergang in die Atmosphäre der 24 Stundenstadt.

und

Am Sonntag, den 18.03.2007 um 14.00Uhr treffen wir uns vor dem Aalto-Hochhaus an der Otto-Suhr-Strasse, 28327 Bremen in der Vahr. Der Titel lautet: "AAA trifft Alvar Aalto"
Unser erster urbaner Spazierrundgang vorbei an Geschichte, Gegenwart und Zukunft durch den Stadtteil Vahr.

Text: Oliver Hasemann, Fotos: Meike Schlingmann