Samstag, 19. Juli 2008

AAA im Fernsehen! Ein Besuch auf der b.a.l.d.

Das AAA mit einer grandiosen Moderation von Herrn Dipl.-Ing. Daniel Schnier im Bürgerrundfunk Radio Weser.TV. 25 Minuten pure Emotionen erwarten die ZuschauerInnen. Karen Kischkel und Daniel Telkmann filmten bei brachialem Wetter am Abend des analogen Dorffestes der b.a.l.d. - Brache als lebendiges Dorf das Miteinander der DorfbewohnerInnen.


b.a.l.d. zu sehende Ausstrahlungen per Stream und Kabelfernsehen am:

Mittwoch, den 23.07.2008 um 19.00Uhr Radio Weser.TV - Bremen Ereignis TV
Freitag, den 01.08.2008 um 21.00Uhr Radio Weser.TV - Bremen Ereignis TV
Dienstag, den 05.08.2008 um 20.00Uhr Radio Weser.TV - Bremen Ereignis TV

Dienstag, 15. Juli 2008

"SchifffAAAhrt" Dokumentation und Resumée vom 05.07.2008

















Resumée SchifffAAAhrt

Die SchifffAAAhrt entwickelte sich schon vor dem eigentlichen Törn zu einem Ereignis. Denn die Einfahrt der MS Friedrich in den Holz- und Fabrikenhafen konnte von den TeilnehmerInnen von der Terrasse am Hafenkopf aus beobachtet und kommentiert werden. Ein lebhafter Eindruck vom Schiff und seinen Fahreigenschaften hatte sich also schon gebildet, bevor die ersten Gäste überhaupt ihre Beine auf die Planken des Schiffes gesetzt hatten. Nach Begrüßung an Bord durch den Vorsitzenden des Vereins zum Erhalt der MS Friedrich, Herrn Dr. Schallipp, legte das Schiff dann auch unverzüglich und mit 70 Personen vollbesetzt ab und begab sich auf die SchifffAAAahrt durch die ehemaligen und die noch bestehenden Bremer Hafenreviere. Das es eine Verköstigung fair-gehandelten Kaffees von Utamtsi auf dem Unterdeck gab, durfte allerdings als wenig subtiler Hinweis auf den Vergleich zu einer üblichen Kaffeefahrt verstanden werden.

Aus der historischen Kulisse der MS Friedrich hinaus bot sich abwechselnd der Anblick vitaler, funktionierender Hafenreviere, von brachliegenden ehemaligen Hafenarealen und von revitalisierten Hafenrevieren. Zu den Attraktionen gehörten dabei die alte Kaffee Hag Fabrik, die ehemalige A.G. Weser, heute kaum noch zu erkennen, jetzt mit der Waterfront, ehemals Space Park, allerdings ebenfalls eine Attraktion. Einen düsteren Anlaufpunkt hingegen bildete der U-Bootbunker Hornisse, der betongraue Klotz spiegelte die Assoziationen wider, die mit seinem Bau durch Zwangsarbeiter während des 2.Weltkrieges verbunden sind. Der Bunker Hornisse an der Kap-Horn-Straße bildete auch den Wendepunkt der Schiffstour, von nun an ging es gegen die Strömung flußaufwärts in Richtung Liegeplatz an der Schlachte.

Kurzfristig bekamen wir Gesellschaft von einem Seehund, der sich auf den Steinen des Lankenauer Ufers sonnte. Früher sonnten sich hier auch Gröpelinger und Walleraner im ehemaligen Strandbad, zumindest eine Badestelle ist mittlerweile wieder hergerichtet und wird schon wieder von Kindern aus dem Stadtteil genutzt. Dominiert auf dem Woltmershauser Ufer noch das Grün des Uferparks, so ist auf der Walleraner Seite das Gelände um den ehemaligen Überseehafen und den Europahafen. Die Blechdosen des Großmarkts spiegeln sich ebenso in der Sonne, wie die neuen Bürolofts um das Becken des Europahafens. Beide allerdings mit dem Schiff nicht mehr erreichbar. Mit etwas Geschick passierten wir die Stephanibrücke und gelangten zur Schlachte. An Bremens historischem, ersten Hafen tummelten sich Menschenmassen und auch wir entließen unsere BesucherInnen von Bord.

Schiff Ahoi und besten Dank an die Mannschaft der großen Hafenrundfahrt MS Friedrich sagen die Leichtmatrosen vom AAA.

Fotos: Meike Schlingmann, Text: Oliver Hasemann

Mittwoch, 9. Juli 2008

Bremer Positionen | Werkbericht junger GestalterInnen

Im Rahmen der „ArchitekturZeit“-Woche organisiert die Architektenkammer Bremen eine Podiumsdiskussion in der Veranstaltungsreihe Background. Am 1. Juli 2008 stellen sich in einer gemeinsamen Werkberichtsschau fünf Bremer Architektur- und Planungsbüros vor, die zur jungen Gestalterszene in Bremen gehören:


• Arne Schlichtmann, grups-studio

• Lars Lammers + Nadja Pokall, LPR. Architektengemeinschaft

• Andreas Wenning, baumraum

• Jost Herbert + Wolfgang Tobias, zweimeterzehn architekten

• Oliver Hasemann + Daniel Schnier, AAA Autonomes Architektur Atelier

Veranstaltung: 1. Juli 2008, 19 Uhr
Ort: Architektenkammer/Ingenieurkammer, Geeren 41/43, 28195 Bremen

zu sehen: Grundsteinlegung am Sonntag, den 29.06.2008 B.A.L.D. Brache als lebendiges Dorf in der Überseestadt.
Foto: Cathrin Eisenstein Link:
BauNetz.de

OLIVER HASEMANN, RAUMPLANER – KULTURKOPF AM 05.07.08

Mitwirkende
Moderation: Anja Wedig
Gast: Oliver Hasemann
Die okkulte Geschichte einer maritimen Stadt

Die Bierverkostung in der belgischen Bahnhofsgastronomie zu rühmen, ist schon ein kühnes Unterfangen. Zumal wenn man aus Bremen kommt, in Bremen wohnt und arbeitet. Aber aus vormals bremischem und derzeit belgischem dürfte, so pfeifen’s die Spatzen von den Dächern, alsbald amerikanisches Bier werden. Prost! Wider besseres Wissen viel zu lange in Kneipen oder auf Feiern zu verweilen, zählt Oliver Hasemann zu seinen Lastern. Letztere sind also (unschönes Wort, klar!) reichlich niedrigschwellig. Wie auch der Kulturbegriff des diplomierten Raumplaners: „Kultur ist für mich, wenn ich morgens aus der Tür komme und mich mein Nachbar grüßt.“

Und so kann er denn losgehen, der Tag. Seine Schritte führen den Stadtdenker, Jahrgang 1975, dorthin, wo früher Hafen war. Er ist eines der drei Ausrufezeichen der jüngeren hanseatischen Urbanisten-Szene. Gemeinsam mit Daniel Schnier und Alexander Kutsch gründete Hasemann das Autonome Architektur Atelier (AAA). Seit einigen Wochen residiert es im ehemaligen Zollamt des Überseehafens. Weil ändern schlief – um einmal den stadtplanerischsten Plattentitel der jüngeren deutschen Popgeschichte zu zitieren (brauchen Sie nicht nachgucken: Stammt von Schorsch Kamerun). Weil ändern also schlief, entstand die Idee der Zwischennutzung.

Doch zurück nach Belgien. Über dieses aus Zug oder Auto stets etwas irreal wirkende Land „weiß man wenig, obwohl es mitten in Europa liegt und Schauplatz unheimlich vieler historischer Geschehnisse und Entwicklungen war.“ Mit einem ähnlich wohl- und wissenwollenden Blick betrachtet Hasemann auch Bremen. „Ich wünsche mir, dass es so bleibt, wie es ist – und sich weiter wandelt“, sagt er. Nur scheinbar ein Widerspruch. Denn die urbanen Spaziergänge der drei A führen zu Ecken, Winkeln und Schattenseiten der Stadt. Und ergeben im Gehen, Schauen und Erzählen Bruchstücke einer okkulten oder ephemere Stadtgeschichte – jenseits (oder vielleicht doch besser: diesseits) von Roland, Rathaus und Weserstadion. War- und Wandelzeichen inklusive.

Noch ein wenig handfester geht es beim Nachdenken darüber, was (diese) Stadt (auch) sein könnte, zu, wenn AAA (gemeinsam mit anderen) Überraschendes aus dem Boden stapfen: Die teneveraner Raumnutzungsalternative „Sproutbau“ im vergangenen Jahr etwa – oder die „Brache als lebendiges Dorf“ (b.a.l.d.), die in der ersten Juliwoche ein ungenutzt da liegendes Areal in der Überseestadt belebt. Beides gedacht auch als Handreichung – die man nur entgegen nehmen muss. In diesem Dorf auf Zeit nimmt Oliver Hasemann also momentan seinen Frühstückstee. Vielleicht findet sich auch jemand, der ihm die Cricket-Regeln praktisch erklärt. Platz genug wär ja.

Wo man der Stadt die schönsten Geheimnisse entlockt, wie man das (und anderes) dann erzählt und was der Fernsehsport mit all dem zu tun hat, erzählt Oliver Hasemann am kommenden Sonnabend beim Radiofrühstück in der Schwankhalle. Zwischen 11 und 13 Uhr ist er bei Moderatorin Anja Wedig zu Gast. Live zu hören auf UKW 92,5 oder per Stream und Podcast unter www.kulturkoepfe.de text: (tsc) KULTURG.U.T. e.V.

Dienstag, 1. Juli 2008

"abseits des geplanten, hin zum ungeplanten" am 01.07.2008 um 16.00Uhr



Zwischen Kaffeequartier und Speicherhafen, abseits des geplanten, hin zum ungeplanten

Zu einem Urbanen Spaziergang im Rahmen des Projekts b.a.l.d. lädt das Autonome Architektur Atelier (AAA) am 1.Juli um 16Uhr ein. Vom Treffpunkt, der Rampe am temporären Firmensitz des AAA in der ehemaligen Abfertigung des Zollamts Überseehäfen, geht es durch die unbekannten, kleinteiligen Straßen rund um die Baumstraße hin zum wohlbekannten, ehemaligen Hochregallager von Tchibo und damit ins Kaffeequartier. Die bunte Mischung verschiedenster Nutzungen wird hier durch den Entwicklungskern Kaffeequartier zu Füßen des kommenden Wesertowers aufgebrochen. Die schon vorhandenen durchdesignten Grünstrukturen geben hier Aufschluss über das kommende, geplante Gesicht der Überseestadt. Der Schwenk entlang der Straßenbahn vorbei an alten, traditionellen Gewerbeanlagen zeigt hingegen das alte Bild des Freihafens. Am Europahafen schließt sich die Klammer aus Kaffeequartier und Speicherhafen. Die in Stein gegossene, auf vielen strahlenden Plakaten illustrierte Zukunft wird hier unmittelbar fassbar. Erst der Weg auf die Brache erschließt eine andere Sicht auf die vorhandenen Potentiale.

Datum: Dienstag, 01.07.2008
Startort: Hansator 1 (Abfertigung) Rampengebäude in 28217 Bremen
Zeit: 16.00Uhr

kontakt@aaa-bremen.de AAA Autonomes Architektur Atelier in Bremen
Titel und Text: Oliver Hasemann, Fotos und Gestaltung: Daniel Schnier

Sonntag, 8. Juni 2008

SchifffAAAhrt am Samstag, den 05.07.2008 (diesmal mit Anmeldung und Fährgeld!!) um 15.15Uhr


SchifffAAAhrt - Wasserfronten

Vor der historischen Feuerwache am Holz- und Fabrikenhafen bietet sich noch immer die Kulisse einer florierenden Hafenwirtschaft, der Geruch von Öl, Algen und Gütern aus der halben Welt liegt ebenso in der Luft wie der Lärm von Schiffsmotoren und vereinzelten Möwen. Vom Anleger am Holz- und Fabrikenhafen führt die SchifffAAAhrt auf der MS Friedrich an den Fabriken traditionsreicher Bremer Unternehmen vorbei. Jedes der Gebäude und die MS Friedrich selbst erzählen Hafengeschichte und erzählen individuelle Geschichten. Mit Verlassen dieses Hafenbeckens verblassen die ablesbaren Spuren der alten Hafenreviere. Vom ehemaligen Rückrat der Bremer Wirtschaft ist vielfach nur Hafenromantik geblieben. Eine Woge von Nostalgie schwappt über die Decks, wenn der zugeschüttete Überseehafen passiert wird.

Liegen die Flächen im und um den Überseehafen auch momentan noch brach, so lässt doch der Blick in Richtung auf den Europahafen erkennen, dass der Umbau der alten Hafenreviere in die Überseestadt begonnen hat. Neue, spiegelnde Fassaden und neuen Nutzungen in alten Speicheranlagen künden von einer Vision für diesen neuen Stadtteil. Aus „Übersee“ bringen wir Bilder und Ideen mit, wie in anderen Städten ehemalige Hafenareale umgebaut wurden. Die Flächen und Freiräume, um eigene Vorstellungen zur künftigen Gestalt der Überseestadt einzubringen sind momentan noch vorhanden, ein Eindruck von unseren Vorstellungen lässt sich im Zuge des Projekts b.a.l.d. auf der Brachfläche zwischen Hafenhochhaus und Speicher I gewinnen.

Wir laden zu einem kurzweiligen Törn durch die alten Bremer Hafenreviere und freuen uns, Euch an Bord begrüßen zu dürfen.

Datum: Samstag, 05.07.2008
Startort: Anleger Feuerwache, Waller Stieg Ecke Am Holzhafen in 28217 Bremen
Zeit: 15.15Uhr
Fährgeld: 8 Euro
Anmeldung bitte per Mail an kontakt@aaa-bremen.de

AAA Autonomes Architektur Atelier in Bremen
Titel: Daniel Schnier, Text: Oliver Hasemann, Gestaltung und Fotos: Daniel Schnier

B.A.L.D. - Brache als lebendiges Dorf

Im größten Stadtentwicklungsprojekt Norddeutschlands, der Bremer Überseestadt, wurden in den letzten Jahren verschiedene Entwicklungskerne geschaffen. Zwischen diesen Orten, die urbanes Leben verheißen, liegen großfllächige Brachen, deren Charakter sich als eher rural erweist. Im Rahmen einer Öffnung und Belebung dieses erwartungsfrohen Noch-Nicht-Stadtteils, sollen diverse Bereiche temporär besiedelt werden. Die Interventionen bewegen sich zwischen sportlicher Betätigung (Moon-Car-Rennen, Frisbee, Minigolf), einem Kulturprogramm (Film, Theater, Musik) und einem
Zeltdorf (Grill, Camping).

Die Aktionen sollen Bremer BürgerInnen ein niedrigschwelliges Angebot bieten, das ihnen den Zugang zum Stadtteil erleichtert und ihnen Momente des Verweilens bietet. Denn neben der verbliebenen Hafen- und Industriewirtschaft und den neuangesiedelten Unternehmen aus dem Kreativ- und Dienstleistungsbereich, ist die eine Sache die dem Stadtteil bisher völlig fehlt seine eigentlichen Bewohner. Tagsüber ist das Areal von den Kraftfahrzeugen der Angereistengefegt. Der Charakter des Artifiziellen verhindert eine nachhaltige Belebung - und die einzelnen Akteure in der Überseestadt bleiben jeweils ihren eigenen Welten verhangen. Die von Oben dirigierten Funktionsbestimmung und Flächenzuweisung ohne Einbindung öffentlicher/allgemeiner Bedürfnisse birgt die Gefahr, dass der Ort zu einem erstarrten Monument seines eigenen Anspruchs wird, zu einem Gebiet, das keinen Zauber mehr ausstrahlt und keine überraschenden Entdeckungen erlaubt, sondern nur zweckgebunden aufgesucht wird.

B.A.L.D. bespielt die Lücken des Masterplans und gründet auf ihnen Inseln des frivolen Miteinanders. Wo die temporäre Dorfgemeinschaft wächst und sich Gebiete aneignet, da unterstreicht sie auch die Voraussetzung von gut funktionierenden Stadtteilen und Nachbarschaften, die aus dem lebendig Kleinen heraus ins aktive Urbane zu wachsen vermögen.

Dieses Projekt wird unterstützt von der Arbeitnehmerkammer Bremen und der Architektenkammer Bremen als auch von weiteren Sponsoren.

bald-kontakt über kontakt@aaa-bremen.de
Weitere Informationen auf http://www.bald.blogger.de/
Foto: Christina Vogelsang, Gestaltung Flyer und Karte: Michael Ziehl (GoogleEarth)

Sonntag, 4. Mai 2008

AAA im taz nord Interview vom 26.04.2008

"Bis jetzt ist das Beste der Aldi"

Wenn abends die Loftbüros schließen, kehrt in der Überseestadt die große Ödnis ein. Leute, die aus dem Brachland im Bremer Westen einen richtigen Stadtteil machen, lassen sich nur mit einem locken: Raum für Experimente, sagt das "Autonome Architektur Atelier"

Interview: Christian Jakob

Ist bei der Entwicklung der Überseestadt viel zerstört worden?

Am Anfang wollte man alles platt machen. Das Becken des Überseehafens wurde zugeschüttet. Ein Nebengebäude des Hafenhochhauses und Teile des Hafen- und des Zollamtes wurden abgerissen. Statt dessen kamen Loftbüros, jetzt vielleicht eine Marina - das zerstört den ursprünglichen maritimen Charakter.

Die Nachfrage scheint den Immobiliengesellschaften Recht zu geben.

Das stimmt, die Nachfrage ist riesig, alle Büros sind vermietet, sogar im neuen "Weser-Tower", obwohl der erst 2009 fertig sein wird. Trotzdem haben die drei Immobiliengesellschaften, die die Hafencity unter sich aufgeteilt haben, ein Problem mit dem Ortscharakter. Sie versuchen jetzt ihren künstlichen Komplexen neue Identitäten zu verpassen. Dass heißt dann "Speicherhafen.com" oder "Kaffee-Quartier", aber dort ist von Hafen nichts mehr zu spüren. Alles ist total steril, mit kleinen Kugelbäumchen und Springbrunnen.

Es ist aber noch jede Menge der alten Bausubstanz über.

Na ja, natürlich ist nicht alles weg, auch die traditionelle Nutzung gibt es hier und da noch. Nur ist die Entwicklung weiter gegangen. Die alten Gebäude haben Grundrisse, die nach modernem Verständnis ineffizient sind. Die Hafenbecken sind für die Containerschiffe ungeeignet. Es gibt aber Möglichkeiten die Substanz zu erhalten und trotzdem wieder zu beleben. Die Sanierung des Speichers XI hat das bewiesen.

Der Speicher XI ist also ein positives Beispiel?

Absolut, ja. Das hat überhaupt erst den Impuls gegeben, den Speicher I stehen zu lassen und auch über die weitere Entwicklung anders nachzudenken. Anders als beim Überseehafen hat man jetzt beim Europahafen das Wasser als wichtigen Bestandteil erkannt und integriert. Die Kanten der Hafenbecken werden abgesenkt, so dass man dort entlang flanieren kann.

Bei welchen Objekten sollte man denn wie bei der HfK verfahren?

Zum Beispiel beim Kühlhaus, dem Hansator oder der Tabakbörse. Die Revitalisierung eröffnet die Chance, sich zu den bestehenden Stadtteilen zu öffnen.

Das wurde bis jetzt versäumt?

Walle ist überhaupt nicht eingebunden. Deswegen ist das Quartier ja insgesamt so unbelebt. Das Beste, was man in der Hinsicht bisher getan hat, war den Aldi von der Waller Nordstraße in die Quartiersgarage am Europahafen zu verlegen. Im vorderen Teil der Überseestadt gibt es ja kaum Anlaufpunkte. Außer ein paar Leuten, die ihren Hund ausführen oder neugierigen Rollerbladern verirrt sich kaum jemand dorthin.

Liegt das an der großen Schneise aus Deich und Hafenrandstraße?

Nicht der Deich ist das Problem, sondern das Fehlen von Zielen jenseits davon.

Was könnten das denn für Ziele sein?

Die Überseestadt bietet noch keine positive Identität für alle. Es gibt dort einige Anlaufpunkte, die nicht so elitär sind, zum Beispiel das Hafencasino. Das ist eine ganz einfache Gaststätte, Studenten, Arbeiter und Fernfahrer gehen dahin. Prostituierte duschen sich da. Wenn man mehr solcher Anlaufpunkte hätte - auch für Kinder - dann fühlen sich auch mehr Leute mit einem Stadtteil verbunden.

Über die Bebauung wird von den Entwicklern unter Rentabilitätsaspekten entschieden. Was für einen Unterschied macht es für diesen Prozess, wenn Leute dem Gebiet emotional zugetan sind?

Nur dadurch kommen sie auf die Idee, ihre Vorstellungen davon zu artikulieren, wie mit all den leeren Flächen umgegangen werden soll.

Und wie sollte diese Artikulation aussehen?

Das Quartier soll von Menschen, die dort wohnen wollen, in Besitz genommen werden. Bis jetzt durfte dort niemand ernsthaft wohnen. Normal ist das nicht. Alle Waterfront-Cities dieser Welt in Rotterdam, Lissabon oder Hamburg sind als Wohnlagen schwer angesagt. In Bremen hat man lange daran festgehalten, dass das Gebiet immer gewerblich war und deshalb jetzt so bleibt. Davon rückt man langsam ab, aber die geplanten Projekte werden teuer sein und vor allem räumlich sehr isoliert. Das kann es nicht sein.

Was wollt Ihr dagegen tun?

Es gibt ein kreatives Milieu in der Stadt, das soll Interesse an der Überseestadt entwickeln.

Eine besonders neue Revitalisierungsstrategie ist das auch nicht.

Nein, erst recht nicht in Bremen. Bei der Bewerbung für die Kulturhauptstadt 2010 hat man auch auf Subkultur gesetzt und wollte Räume zur Verfügung stellen. Damals hieß das "Brutstätten". Weil man aber mit der Bewerbung baden ging, will das heute keiner mehr hören. Schreib' also bloß nicht, dass wir "Brutstätten" wollen.

Gefällt es Euch besser, wenn ich schreibe, dass Ihr das Quartier "entsterilisieren" wollt?

Ja.

Das Quartier ist aber steril. Ihr kommt als Fremdkörper dorthin.

Das wollen wir ändern. Wir wollen eine Anlaufstelle sein.

Für wen genau?

Da sind wir völlig offen. Künstler, die ein Atelier suchen, junge Absolventen, die sich mit einer kleinen Idee selbständig machen wollen, Initiativen, einfach alles was Platz braucht, wenig Geld hat, den Austausch sucht.

Was wollt Ihr denen anbieten?

Ab Mai ziehen wir als Zwischennutzer in die Abfertigung des ehemaligen Zollamts am Hansator. Da ist Platz für neun weitere NutzerInnen. Den Raum werden wir vermitteln. Und in den umliegenden Gebäuden gibt es viel mehr davon. Der soll nachgefragt werden.

Neun Nutzer sind nicht viel, um auf einen ganzen Stadtteil auszustrahlen.

Eigentlich wollten wir den ganzen Zollamtskomplex. Das große Gebäude haben dann aber die Musiker gekriegt, die wegen des Kirchentages 2009 aus der alten Post ausziehen mussten. Das finden wir aber gut, weil das genau die Form von Nutzung ist, die wir wollen.

Klingt nach stinknormalem Gründerzentrum.

Gründerzentren bauen immer hohe Hürden auf. Das unterscheidet uns. Wir setzen ganz niedrigschwellig an.

Was heißt das in Zahlen?

Es geht nur um die Deckung der Unkosten. Verdienen dürfen und wollen wir an der Sache nichts, das war auch die Auflage des Eigentümers, der Bremer Invesitions-Gesellschaft.

Wie hat die BIG auf Euer Konzept reagiert?

Es gab große Vorbehalte, das hat einiges an Überzeugungsarbeit gekostet, bis wir ein Gebäude gekriegt haben. Es gibt sehr genaue Vorstellungen davon, wie es in der Überseestadt weitergehen soll: neue Bürogebäude, ein Hotel, ein paar Appartementhochhäuser und eben der Yachthafen.

Ist Euch etwas besseres eingefallen?

Ohne Ende. Aber wir wollen das ja nicht vorgeben...

...ein Beispiel müsste jetzt aber schon kommen.

Okay. Warum nutzt man nicht Teile der Brachflächen für Schrebergärten? Aber, trotzdem: Wir wollen den Anstoß geben, darüber nachzudenken, was dort noch alles sein könnte.

Das Autonome Architektur Atelier organisiert "Projekte und Aktionen an der Schnittstelle von Kunst und Stadtentwicklung". Ab Mai nehmen sie sich von ihrem neuen Quartier im Alten Hafenzollamt aus die Überseestadt vor. Davon erzählt haben der taz der Architekt Daniel Schnier (re.) und der Raumplaner Oliver Hasemann (mi.) Zum AAA gehört auch noch der Stadtplaner Alexander Kutsch (li). Fotos: C. Eisenstein.

(c) 26./27.04.2008 taz nord, taz-Thema: city-bremen 150 Zeilen, Christian Jakob S. 32 nur in taz-Teilauflage FOTOS: Cathrin Eisenstein

Donnerstag, 3. April 2008

Samstag, 15. März 2008

"Neues aus Übersee" Dokumentation und Resumeé vom 09.03.2008



















Bleibt alles anders in der Überseestadt

Zu unserem Urbanen Spaziergang namens "Neues aus Übersee" trafen wir uns am vergangenen Sonntag um 15Uhr an der Haltestelle der Straßenbahnlinie 3 an der Eduard-Schopf-Allee. Über 120 Menschen hatten sich eingefunden, um die Überseestadt aus der Perspektive eines Urbanen Spaziergangs kennenzulernen oder die Veränderungen in Augenschein zu nehmen, die sich hier binnen eines Jahres vollzogen haben.

Diese Veränderungen visualisieren sich im Kaffeequartier auf großen Werbeschildern, die schon heute das Bild der Überseestadt von morgen anpreisen oder sie zeigen sich in ersten, frisch gepflanzten Bäumen des neuen Parks und dem Bauzaun um das Gelände des kommenden Wesertowers. Als ein Cluster innerhalb der Überseestadt entstehen hier moderne Büroräume, Anlegeplätze für Kreuzfahrtschiffe, Kultureinrichtungen und eine Verlängerung der Flaniermeile Schlachte. Den Weg aus diesem Cluster wies uns eine der neuen Planstraßen, die vom Kaffeequartier zum Europahafen verlaufen. Die für den Straßenverkehr noch gesperrte Trasse erwies sich dabei als sehr bequem für unseren weiteren Weg, der hier noch entlang trister Flächen verlief, die sich allerdings in wenigen Monaten in eine angenehm grüne Erholungsfläche verwandeln wird.

Der Europahafen verwandelt sich derweil ausgehend vom Speicher I in den Cluster Speicherhafen. Der erfolgreiche Umbau und vor allem die erfolgreiche Vermietung des Speichers haben einen Run auf die noch vorhandenen Speicher um den Europahafen ausgelöst und auch eine rege Bautätigkeit ausgelöst. Der ganze Verve der Entwicklung um den Europahafen dokumentiert sich im neu erbauten Parkhaus „Quartiersgarage“ mit ALDI-Supermarkt. Vom Dach des Parkhauses bot sich uns ein Panoramablick auf die entstandenen modernen Büro- und Ausstellungsräume, auf das geplante Boardinghaus und auf die Bauarbeiten an der neuen Flaniermeile direkt am Wasser des Hafenbeckens mit Platz für eine mögliche Marina. Wieder auf ebener Erde angekommen zeigte sich, dass die weiten, unbebauten und ungenutzen Flächen zwischen Europahafen und ehemaligen Überseehafen dem Wind freie Entfaltung boten.

Am Ende der langen Strecke erklommen wir die Hügel des "Teletubby-Landes" zwischen dem Hafenhochhaus und dem neuangesiedelten Großmarkt. Über der Wasserlinie des zugeschütteten Hafenbeckens bot sich ein Blick auf die umstrittenen Projekte, die am Anfang der Umnutzung der Hafenreviere gestanden haben, aber mit dem Speicher XI auch auf ein Projekt, dass für den Umdenkprozess steht, der stattgefunden und der in der Gestattung von Wohnbebauung in der Überseestadt gemündet hat. Gleichzeitig versammeln sich vor und im Speicher XI auch verschiedene Versatzstücke der maritimen Lebens- und Arbeitswelt, die auf absehbare Zeit nur noch im Holz- und Fabrikenhafen gegenwärtig bleiben wird.

Den Abschluss fand unser Urbaner Spaziergang in der Stauerei, die spontan "besetzt" wurde und in der wir bei heißem Kaffee anschaulich die Umnutzung eines alten Hafengewerbes zu einer Bühne für Kulturschaffende betrachten und erproben konnten. Wir danken allen SpaziergängerInnen, die uns begleitet, ausgefragt und aufgeklärt haben. Der nächste Urbane Spaziergang findet im April im Spannungsfeld der aktiven Hafenwirtschaft rund um den Holz- und Fabrikenhafen statt und wird an dieser Stelle rechtzeitig angekündigt.

Text: Oliver Hasemann, Fotos: Daniel Schnier

Montag, 3. März 2008

AAA in der Galerie der Gesichter der Stadt

Das AAA stattete Mike Weisser in seinem temporären Atelier im Ostertorsteinweg 100 im Februar 2007 einen Besuch ab. Äquivalent zum Themenfeld des AAA entstanden dort Aufnahmen zur Ausstellung Gesichter der Stadt, die mittlerweile in der StadtBibliothek zu betrachten ist. In einer Reihe mit 23 anderen Menschen hinterfragte das AAA die Intention und Arbeitsweise des Medienkünstlers.
[link zum Interview]

Freitag, 22. Februar 2008

"Neues aus Übersee" am 09.03.2008 um 15.00Uhr

Neues aus Übersee

Nach Maßstäben der Stadtentwicklung ist die apostrophierte Überseestadt ein junger Stadtteil und der Wandel vom Hafenquartier zu einer modernen Waterfrontcity steckt noch in den Kinderschuhen. Die sichtbaren Veränderungen repräsentieren somit einen sehr kurzen und begrenzten Ausschnitt einer langfristigen Entwicklung. Dennoch lassen sich schon jetzt aus diesem sichtbaren Ausschnitt und seinem zugrundeliegenden Masterplan Folgerungen über die weitere Entwicklung des Quartiers ziehen.
Inmitten von Brachflächen und leerstehenden Gebäuden wachsen immer neue, vorbildlich angelegte Straßenzüge und versorgen das gesamte Gebiet mit einer schachbrettartigen Verkehrsinfrastruktur. Um den Kopf des Europahafens drängeln sich die neuentstandenen Bürogebäude geradzu und wimmelt es von Fahrzeugen und Menschen. Zwischen dieser vitalen Umwidmung verblassen vergessene oder demonstrativ arrangierte Versatzstücke des einstigen maritimen Lebens. Die weite Welt ist hier, trotz der Anlage einer Marina mit abgesetzter Flaniermeile entlang der Spundwände, nur noch ein Mausklick entfernt.
Über andere Areale klingt der Ruf der Seemöwen hingegen ungestört. Die Hafenwirtschaft ist hier nicht mehr aktiv, aber es zeichnet sich auch noch keine konkrete neue Nutzung ab. Diese Flächen bieten Raum für die freie Entfaltung von Ideen ein, die in der dicht bebauten und dicht mit Nutzungen und Ansprüchen besetzten Innenstadt keinen Platz und keine Akzeptanz finden. Diese Freiheit besteht allerdings nur solange, bis sie von den Leitlinien eines Masterplans beschnitten wird und die struktuierte Stadtentwicklung Besitz von diesen Räumen ergreift.

Zu unserem Urbanen Spaziergang laden wir dazu ein, den Fortschritt und den Stillstand in der Überseestadt mit uns zusammen zu erleben.

Datum: am Sonntag, den 09.03.2008
Startort: Eduard-Schopf-Allee in 28217 Bremen
Zeit: 15.00Uhr

Text: Oliver Hasemann, Titel: Alexander Kutsch, Foto: Daniel Schnier, Gestaltung: Alexander Kutsch und Daniel Schnier

Freitag, 15. Februar 2008

WESER KURIER, 14.02.2008

Einst eine Zweckgeburt am anderen Ufer
Urbaner Spaziergang durch die Neustadt

NEUSTADT (XCK). Jede strahlende Innenstadt hat ihre Kehrseite. In Bremen wurde diese Rolle jahrhundertelang der alten Neustadt, die sich zwischen Hohentor und Buntentor erstreckt, zugeschoben. Zu einem "Urbanen Spaziergang" unter dem Titel "Kehrseite Neustadt - Zweckgeburt am anderen Ufer" lud vor kurzem das "Autonome Architektur Atelier" ein.
Von der ehemaligen Güldenhausbrennerei aus ging es durch den Kern der Neustadt, die im 17. Jahrhundert im Zuge des Befestigungsbaus angelegt wurde. "Wirklich gewollt war die Neustadt nicht, aber die unruhigen Zeiten des 30-jährigen Krieges machten den Bau moderner Befestigungsanlagen notwendig. Sie integrierten auch das Neustadtufer, um den Beschuss der Altstadt über den Fluss zu verhindern", berichtete Oliver Hasemann vom "Autonomen Architektur-Atelier", als die Spaziergänger an den Grünanlagen am Hohentorsplatz angekommen waren.
Dass trotzdem keine große Sympathie für die Neustadt vorhanden war, lasse sich aber noch heute an der im Vergleich zur Altstadt eher schlichten Gestaltung der Neustadtswallanlagen erkennen. Insgesamt seien der Neustadt gerne Anlagen und Institutionen aufgebürdet worden, die in der Innenstadt ungern gesehen wurden. Die Verlegung des Schweinemarkts zähle ebenso dazu wie das Gaswerk oder auch die städtischen Kasernen, an deren Stelle sich heute das Südbad befindet. Welches Gewerbe für die Neustadt prägend war und ist, sollte sich später noch den rund 40 Teilnehmern zeigen.
Von der ehemaligen Güldenhausfabrik führte die Route an der Brauerei Beck & Co und der Schokoladenfabrik Hachez vorbei auf den Lucie-Flechtmann-Platz. Dass dieser Ort geradezu ein Beispiel für Plätze sei, "die die Welt nicht braucht", erklärte Daniel Schnier anhand der weiten, gepflasterten Fläche. Als Ersatz für den inzwischen bebauten Grünenkamp biete er eigentlich Platz genug für verschiedene Veranstaltungen oder auch Wochenmärkte, die aber nach Erfahrung der anwesenden Neustädter nicht sehr gut angenommen wurden.
Beispiele dafür, wie sich lebenswerte Freiräume und Wohnformen umsetzen lassen, zeigten sich hingegen in der Grünenstraße. Mit viel Eigeninitiative und genossenschaftlicher Unterstützung entstanden hier in den Häusern 17 und 18 Wohnprojekte, die hohen ökologischen Standards gerecht werden und sich "der üblichen Eigentumsakkumulation entzogen haben".
Über die Brautstraße, der ehemaligen Zufahrt zur Brautbrücke über die Kleine Weser, ging es weiter auf den Neuen Markt. Unter dem kleinen Roland fiel der Blick direkt auf die Martinikirche, die bis zum Bau der St.-Pauli-Kirche von den Neustädtern frequentiert wurde.
In der Rückertstraße verwies Alexander Kutsch auf die für das ausgehende 19. Jahrhundert in Bremen ungewöhnlich hohe Bebauung, die eher an das Ruhrgebiet oder an Berlin erinnere und wegen ihrer Besonderheit als Ensemble unter Denkmalschutz steht. "Wenn hier mal eine Wohnung frei wird, dann ist sie eigentlich sofort wieder vermietet", brachte Marika Steinke ihre eigenen Erfahrungen als Bewohnerin mit ein. Die Nähe zur Innenstadt und die ruhigen, hohen Wohnungen bieten hier eine Wohnqualität, die für viele Bremer attraktiv sei.
Diese Vorzüge treten allerdings erst seit jüngerer Vergangenheit zutage. Zur Entstehungszeit dieser Gebäude hatte sich hier damals das Gängeviertel befunden. In den Innenhöfen der Wohnblocks war jeder verfügbare Raum für Kleinstbauten genutzt worden, die sich an schmalen Gängen aufreihten. Auf wenigen Quadratmetern drängten sich die Arbeiter der Tabakfabriken mit ihren Familien, die unter schwierigsten hygienischen Bedingungen leben mussten.
Entspannung fanden die Neustädter hingegen bei Bootsfahrten auf der Piepe, dem letzten offen gelassenen Stück ihrer einstigen Befestigungsanlagen. Hier am Buntentor, dem zweiten historischen Stadttor, führte der "Urbane Spaziergang" aus der historischen alten Neustadt in den Buntentorsteinweg. An der alten Remmer -Brauerei vorbei, die mittlerweile zum Kulturzentrum mit Schwankhalle und Städtischer Galerie umgebaut wurde, fand der Spaziergang dann schließlich sein krönendes Ende.
Das "Autonome Architektur Atelier" in Bremen veranstaltet regelmäßig "Urbane Spaziergänge", bei denen versteckte Orte im Bremer Stadtgebiet erkundet werden. Ankündigungen zu diesen "Urbanen Spaziergängen" sind unserer Zeitung zu entnehmen oder im Internet abrufbar unter www.aaa-bremen.de.

© www.weser-kurier.de | WESER-KURIER Redaktion Stadtteil-Kurier, FOTO: Walter Gerbracht

Donnerstag, 31. Januar 2008

"Kehrseite Neustadt" Dokumentation und Resumeé vom 27.01.2008





Resume
é Kehrseite Neustadt

Kurzfristig hatten wir am Sonntag Mittag zu unserem Urbanen Spaziergang durch die Alte Neustadt eingeladen. Dennoch fanden sich neben uns und unserem besonderen Gast Eva, auf deren Initiative wir diesen Spaziergang organisiert hatten, über 40 Freunde, Bekannte und Interessierte ein, die mit uns die, vermeintlich, verschmähte Schwester der historischen Altstadt erkunden wollten. Zu einer Uhrzeit, zu der Zehntausende mit Bollerwagen die neue Autobahn in der Neustadt festivalisierten, betrachteten wir ihre eher ruhigen Ecken und ihre menschenleeren Plätze.

Auch wenn die Neustadt über mehrere Jahrhunderte eher als notwendiges Übel behandelt und mit auf der anderen Seite unerwünschten Institutionen und Einrichtungen überzogen worden war, hat sich hier ein lebendiges Stadtquartier etabliert und von der Altstadt emanzipiert. Am augenscheinlichsten zeigte sich dies uns an den alternativen Wohnprojekten, die hier inmitten konventioneller Wohnbauten entstanden sind und die auch in der weiteren Neustadt verbreitet sind. Abseits des zunehmend gentrifizierten Ostertorviertels siedelt sich hier zunehmend das kreative Milieu an, das neue und andere Formen des Wohnens und, an den diversen Läden zu erkennen die kurioses und nicht-alltägliches anbieten, des Wirtschaftens erproben. Gleichzeitig ist die Neustadt natürlich auch durch das traditionelle Bremer Haus geprägt und die Alte Neustadt besitzt in Form der bis zu 5stöckiger Bauten rund um die Rückertstraße dessen verdichteste Ausprägung, die eine hohe Anziehungskraft auf dem Mietermarkt besitzen.

Den Startort unseres Urbanen Spaziergangs hatten wir an das Hohentor, als eines von zwei Stadttoren der Neustadt gelegt. Hier an den ehemaligen Wallanlagen liegt die leerstehende und verfallende Güldenhaus Schnapsbrennerei. Für die Neustadt eine typische Gewerbeansiedlung, auf unserem Weg durch die Alte Neustadt zum Buntentor, als dem zweiten historischen Stadttor, begegneten uns so noch verschiedene Gewerbebetriebe der Genussmittelverarbeitung. Neben der noch bestehenden Brauerei und der Schokoladenfabrik waren es insbesondere die Tabakfabriken, die die Neustadt bis runter in den Buntentorsteinweg prägten. Von diesem Gewerbe ist heutzutage nichts mehr zu sehen, auch die ehemaligen Gängeviertel mit ihren unhygienischen Lebensbedingungen für die Tabakarbeiter sind mittlerweile verschwunden. Hingegen gibt es Planungen, die sich auf unserem weiteren Weg vom St.Pauli Deich aus gut erläutern ließen. Die Anlage von bequemen Stadtvillen auf dem Stadtwerder in fußläufiger Entfernung zur Innenstadt mitten im Erholungsgebiet rund um die Umgedrehte Kommode.

Ein weiteres Indiz für die neue Wertigkeit der Neustadt, die sich auch auf unserem Weg zu Kaffee und Kuchen im Kuss Rosa erkennen ließ. Auf dem Gelände der ehemaligen Remmer Brauerei sind mit der Städtischen Galerie im Buntentor und der Schwankhalle neue Kulturinstitutionen in einer kleinen Version der Kulturmeile entstanden. Wir danken für Eure rege Teilnahme und wünschen Eva viel Erfolg und ein schönes Leben jenseits der Bremer Neustadt in der Dresdner Neustadt.

Text: Oliver Hasemann, Fotos: Daniel Schnier

Samstag, 26. Januar 2008

"Kehrseite Neustadt" Zweckgeburt am anderen Ufer am 27.01.08 um 12.30Uhr

Kehrseite Neustadt
Zweckgeburt am anderen Ufer

In der Wahrnehmung Bremens stellt die alte Neustadt so etwas wie die kleine, hässliche Schwester der „richtigen“ Altstadt dar, die nur als Notwendigkeit des zeitgemäßen Festungsbau auf dem gegenseitigen Weserufer entstehen musste und dementsprechend behandelt wurde. Dies zeigt sich deutlich an der Qualität der Wallanlagen, setzt sich in den angesiedelten Institutionen und Industrien fort und äußert sich auch in den vorhandenen kulturellen Angeboten. Die Genußmittel verarbeitende Industrie prägt auch heute noch mit Brauereien, Schnapsbrennereien und Schokoladenfabriken nicht nur das optische Erscheinungsbild, sondern auch die olfaktorische Wahrnehmung der Neustadt.

Auch die Wohnbebauung trug als einzige in Bremen schon fast Mietskasernenzüge. Zwischen der hohen, fast fünfgeschossigen Bebauung erstreckte sich das Gängeviertel, in dem die ärmsten Bremer wohnten, die unter härtesten Bedingungen in den Tabakfabriken arbeiteten. Von diesen Wohnverhältnissen ist heute nicht viel verblieben, die im Verhältnis günstigen Mieten ziehen in immer stärkeren Maße ein junges, kreatives Milieu an. Ehemals leerstehende Wohnhäuser und Fabrikgelände sind zu Wohnprojekten umgestaltet worden, die neue Formen des gemeinsamen Wohnens und Gestaltens praktisch umsetzen.

Auf unserem Urbanen Spaziergang zwischen Hohentor und Buntentor streifen wir die historische Entstehungsgeschichte des Stadtteils ebenso wie seinen Transformationsprozess zum frischesten Bremer Stadtquartier.

Datum: Sonntag, 27. Januar 2008
Startort: Neustadtswall 61 in 28199 Bremen
Zeit: 12.30Uhr, Dauer ca. 1-2 Stunden

Titel u. Text: Oliver Hasemann, Recherche: Alexander Kutsch, Foto u. Einladung: Daniel Schnier