Montag, 26. März 2007

convertiBRILL - Licht statt Ende des Tunnels!

Liebe Freunde|Innen und Interessenten|Innen,

Am 21.04. und 22.04.07 findet ein Ideen-Workshop zur Umnutzung des Brilltunnels statt.
Hiermit möchten wir Euch einladen am Workshop teilzunehmen. Kreative Ideen sind gefragt.

Workshop-Fahrplan:
Infoveranstaltung am Dienstag, 03.04.2007, um 19:00 Uhr im b.zb
Workshop am WE, 21.04.-22.04.2007
Ausstellung der Arbeiten am 30.04.2007

convertiBRILL
Licht statt Ende des Tunnels!

Unter dem Stichwort Convertible City haben die Architekten Grüntuch & Ernst (Berlin) zuletzt auf der Architektur-Biennale in Venedig das kreative Potential beschrieben, das in baulichen Relikten steckt, die überholten städtebaulichen und architektonischen Vorstellungen entstammen.

Statt Abriss lautet ihre Devise Umbau und Neuinterpretation. Damit verbindet sich eine Lust auf das Städtische, dessen widersprüchliche bauliche Erscheinungsformen bis hin zu so genannten Un-Orten nicht von vornherein negiert, sondern als Inspirationsquelle für neue urbane Nutzungen und Ereignisse begriffen werden.
Mit der Umnutzung der Kaufhalle am Brill aus den sechziger Jahren zum Brillisimo sind Grüntuch & Ernst gerade im Begriff, für ihr Konzept in Bremen ein passendes Beispiel der Wandlung vom unattraktiven Kaufhaus zum spektakulären urbanen Katalysator im Zentrum der Stadt zu realisieren.

Doch was ist mit dem Brilltunnel gleich nebenan, der ebenso prägnant die Architekturästhetik der sechziger Jahre repräsentiert? Hier ist an eine Konversion offenbar nicht gedacht, Gerüchten zur Folge soll er sogar geschlossen werden. Damit würde eine große Chance vertan, findet eine Gruppe junger Architekten und Hochschulabsolventen: Dieser andere Ort im Herzen der Stadt bietet ungeahnte Möglichkeiten einer kulturellen und urbanen Neuinterpretation.

Die Initiatoren fordern deshalb Gleichgesinnte auf, sich an dem Ideen-Workshop ConvertiBRILL vor Ort zu beteiligen, bei dem Möglichkeiten und Konzepte für den Brilltunnel erarbeitet werden. Dabei sind insbesondere junge ArchitektInnen, Studierende und Kreative aus benachbarten Disziplinen angesprochen.

Anmeldung zum Workshop bis 13.04.2007 bei Stephan Teberatz (b.zb) teberatz@bzb-bremen.de
Flyer: Michael Ziehl

Donnerstag, 22. März 2007

WESER KURIER, 22.03.2007

Eine Reise in die "Vahrgangenheit"
Unterwegs mit Stadtteilbewohnern im Aalto-Hochhaus

NEUE VAHR. Werner Hasemann pustet ein kräftiger Wind um die Ohren. Seine grauen Haare flattern im Wind. Er seufzt. Nun ist er also wieder hier - in der Vahr. Hasemann steht auf dem Dach des Aalto-Hochhauses und plötzlich ist er gepackt von Erinnerungen: "Da! Da unten hinter dem Rennplatz! Da war das Flüchtlingslager. Von den britischen Soldaten bekamen wir Kinder immer Süßigkeiten!", sprudelt es ihm hervor. Plötzlich ist alles wieder da: Seine Kindheit und Jugendzeit in der Neuen Vahr.

Den Besuch auf dem Aalto-Hochhaus verdankt Hasemann seinem Sohn Oliver. Der ist Diplom-Ingenieur für Raumplanung und hat gemeinsam mit seinen Kollegen Daniel Schnier und Alexander Kutsch das Autonome Architektur Atelier Bremen (AAA) gegründet. Zu dritt organisieren die drei jungen Architekten und Raumplaner kostenlose Spaziergänge durch die Hansestadt und bringen den Teilnehmern interessante Bauprojekte näher. "Die Vahr war eines der bedeutendsten Bauprojekte im Nachkriegsdeutschland", erzählt Alexander Kutsch. Das Quartier war eine der ersten Trabantenstädte, in denen das Konzept der Funktionstrennung von Arbeit und Wohnen verwirklicht wurde. Die Vahr wurde als reines Wohnviertel mit großzügigen Grünanlagen geplant.

In diesem Jahr feiert der Stadtteil sein 50-jähriges Bestehen. Grund genug, auf das halbe Jahrhundert Vahr zurückzublicken. Für viele Architekten, Stadt- und Raumplaner - und wohl auch für die meisten Vahraonen - ist der Stadtteil nach wie vor ein besonderes Quartier. "In den 50er Jahren herrschte in Bremen große Wohnungsnot. Schätzungsweise 30 000 Kriegsflüchtlinge brauchten Wohnraum", erzählt Kutsch. Für den jungen Raumplaner ist das eine Situation, "die ich mir gar nicht richtig vorstellen kann". Bremen löste das Wohnraumproblem auf einen Streich: In der Vahr wurden zehntausend Wohneinheiten innerhalb kurzer Zeit hochgezogen. "Die Wohnungen waren für damalige Verhältnisse mit großen Badezimmern und Balkonen sehr modern ausgestattet. Für uns war das richtiger Luxus", erinnert sich Werner Hasemann.

Geboren wurde er auf der Flucht aus Schlesien. Eigentlich sollte die Familie bei der Großmutter in Hastedt unterkommen - aber das Haus, in dem sie wohnte, war ausgebombt. "Und so lebten wir erst in Holzbaracken des Flüchtlingslagers hinter dem Rennplatz, später in der Gartenstadt und schließlich in der Neuen Vahr." Die Kinder spielten zwischen den Baustellen. Das war Abenteuer pur! Wir brauchten keinen Spielplatz", erinnert er sich und lächelt.

Schulen wurden erst später gebaut und so musste Hasemann weit in die Stadt zur Schule fahren. "Auch die Straßenbahnanbindung kam erst sehr spät", erinnert er sich. Dennoch habe man sich als Bewohner der Vahr als sozialer Aufsteiger gefühlt. "Das Verhältnis zu den Nachbarn war sehr freundschaftlich. Soziale Konflikte gab es nicht." Als später Reihenhäuser auf Eigentumsbasis gebaut wurden, gab es Spannungen. Einige Nachbarn zogen weg ins eigene Häuschen. Jene, die blieben, tuschelten über die ehemaligen Nachbarn, die sich nun wohl als etwas Besseres fühlten.

"Die Vahr war immer eine SPD-Hochburg. Ich glaube, das war auch aus Dankbarkeit", vermutet Werner Hasemann und erzählt, dass viele SPD-Politiker in der Nachbarschaft wohnten. Einer von ihnen ist der Vahr treu geblieben: Bremens ehemaliger Bürgermeister Hans Koschnick lebt noch immer hier. Werner Hasemann verließ den Stadtteil, als er sein Studium aufnahm. Er wurde Lehrer, heiratete und gründete eine Familie. Heute lebt er in Thedinghausen. Gemeinsam mit seinem Sohn Oliver blickt er nun über die Neue Vahr - vom Dach des 65 Meter hohen Hochhauses. Das war vom finnischen Architekten Alvar Aalto entworfen worden und gilt als Wahrzeichen des Stadtteils. Das Haus steht unter Denkmalsschutz und war lange Zeit das höchste Wohnhochhaus Deutschlands. "Die Neue Vahr ist für mich immer noch ein Stück Heimat. Ich glaube, sie ist noch grüner geworden", sagt Werner Hasemann und blickt wehmütig auf die überwältigende Aussicht. Zum Jubiläum suchen wir Zeitzeugen. Wer seine Erinnerungen mitteilen möchte, kann sich in der Redaktion melden: STADTTEILKURIER, Martinistraße 43, 28195 Bremen, Fax 36 71 36 16, E-Mail: stadtteilkurier@btag.info

© www.weser-kurier.de | von der WESER-KURIER Mitarbeiterin Tina Groll, FOTOS: Petra Stubbe, Frank-Thomas Koch

Sonntag, 18. März 2007

"AAA trifft Alvar Aalto" Dokumentation und Resumeé vom 18.03.2007




Unterwegs mit alten Vahraonen

Pünktlich zu unserem Urbanen Spaziergang riss die graue Wolkendecke über der Neuen Vahr auf und ein Meer von Sonnenstrahlen badete ihr Wahrzeichen, das Aalto-Hochhaus, in ihrem Schein. Am Fuße des Bauwerks hatte sich eine wackere Schar Spaziergänger und Spaziergängerinnen versammelt, die im weiteren Verlauf auch Sturm und Hagel trotzte. Bevor es allerdings in die weitläufigen Anlagen der Vahr ging, bestiegen wir das Aalto-Hochhaus, um aus der Vogelperspektive einen Blick auf die am Reißbrett geplanten Strukturen des Stadtteils werfen zu können. In luftiger und heute vor allem windiger Höhe von 65 Metern beeindruckte nicht nur die Symmetrie der Neuen Vahr, sondern auch das ausgedehnte Grün.

Wieder auf dem Boden führte der Weg durch das Zentrum der Neuen Vahr rund um die Berliner Freiheit. Als zentraler Punkt ist sie nicht nur das Versorgungszentrum, sondern stellt auch das Herz des kulturellen Zusammenlebens in der Vahr dar. Multinationale Lebensmittelgeschäfte als auch das Bürgerzentrum oder der Vahrer-Lauftreff finden sich hier zusammen. Hinter diesem Zentrum mit urbanen Anklängen begann der Weg in die „Grüne Hölle“. Schnell fanden wir uns in der Ruhe der Schlafstadt wieder, gepflegte Grünwildnis trennt die Wohnbauten voneinander und erst auf der Brücke über die Richard-Boljahn-Allee wurde uns wieder bewusst, dass wir uns theoretisch inmitten der Stadt befinden.

Der Fortschritt und der Wohnkomfort, den die Neue Vahr in der Nachkriegszeit darstellte, lässt sich noch am Waschhaus an der Paul-Singer-Straße erkennen. Allerdings hat sich dieses Angebot mittlerweile überlebt, 50 Jahre nach ihrer Grundsteinlegung wandelt sich auch die Neue Vahr mit den Bedürfnissen der Zeit.

Wir bedanken uns bei allen, die bei wirklich nur temporär freundlichem Wetter mit uns unterwegs waren und den urbanen Spaziergang auch mit vielen Fragen, Erinnerungen und Fakten mitgestaltet haben.

Unter dem Titel "Zwischenschatten - Willkommen in Bremen" werden wir dann dem Durchlaufquartier Bahnhofsvorstadt die Muße eines ruhigen Sonntagnachmittagspaziergangs widmen.

Datum: Sonntag, 15.04.2007
Startort: Ausgang Findorfftunnel, Findorffstrasse|Ecke Friedrich-Rauers-Strasse
Zeit: um 14.00Uhr Dauer ca.1-2 Stunden

Text: Oliver Hasemann, Fotos: Meike Schlingmann

Mittwoch, 7. März 2007

"AAA trifft Alvar Aalto" am 18.03.2007


AAA trifft Alvar Aalto
Urbaner Spaziergang mit dem Winkelmaß

In der Neuen Vahr verbindet sich der Utopismus der „Klassischen Moderne“ mit der Lösung der großen Wohnungsnot nach Ende des Zweiten Weltkriegs. In Rekordzeit entstand hier in den 50er Jahren auf einer Wiesenlandschaft im Bremer Osten eine neue Heimat für über 30.000 Menschen. Ihr weitstrahlendes Aushängeschild besitzt das in serieller Massenbauweise geschaffene uniforme Gesamtkunstwerk dabei mit dem Hochhaus des finnischen Stararchitekten Alvar Aalto.

Für ihre ersten Bewohner symbolisierte die Neue Vahr den Aufbruch in ein neues Leben nach entbehrungsreichen Jahren. Die fortschrittliche Ausstattung der Wohnungen in der Neuen Vahr (mit Etagenheizungen, Strom und fließend Wasser) begeisterte die Erstbezieher so nachhaltig, dass viele dieser „Vahraonen“ nie wieder umzogen. Ob die Neue Vahr allerdings mit der Zeitlosigkeit der Pyramiden wetteifern kann, ist eine der Fragen, die wir während unseres Spaziergangs diskutieren möchten.

Datum: am Sonntag, 18.03.2007
Startort: vor dem Aalto-Hochhaus, Otto-Suhr-Strasse, 28327 Bremen
Zeit: um 14.00Uhr, Dauer zirka 1-2 Stunden

Text: Oliver Hasemann u. Alexander Kutsch, Titel: Daniel Schnier, Foto und Einladung: Daniel Schnier

Montag, 5. März 2007

"Zugemauert mit Tür": so gesehen am 04.03.2007 unterhalb des Breitenwegs!













AAA verändert Bremen!

Zu unserer großen Überraschung haben wir feststellen müssen, dass die Stadt Bremen das Treppenhaus der Treppe, die vom Kaufmannsmühlenkamp auf den Breitenweg führt, zumauern, bzw. mit einer Betondecke sperren lassen hat. Das Treppenhaus bildete den Startpunkt unseres Urbanen Spaziergangs „Unterwandern“ im November 2006 und war auch die Kulisse der Fotos in der zugehörigen Berichterstattung im Weser Kurier.

Wir registrieren erfreut, dass wir mit unseren urbanen Spaziergängen Aufmerksamkeit auf scheinbar vergessene Orte im Bremer Stadtgebiet lenken, allerdings bedauern wir den sehr destruktiven Lösungsansatz. Anstatt noch mehr Durchgänge zu versiegeln, hätten wir uns gewünscht, dass dieser an sich spannende Ort wieder stärker belebt wird. Aber ein Hintertürchen ist ja geblieben.

Text: Oliver Hasemann, Foto links: Meike Schlingmann, Foto rechts: Daniel Schnier

Sonntag, 4. März 2007

"überwandern - unterbrücken" Dokumentation und Resumeé vom 03.03.2007










Warten auf den Containerzug

In den frühen Abendstunden trafen wir uns am vergangenen Samstagabend zu einem Urbanen Spaziergang. Mit knapp 50 Personen begaben wir uns auf einen Weg im Schein der Laternen und der Schatten abseits ihres Scheins. Die düstere Atmosphäre einiger von uns aufgesuchter Orte wurde durch die positive Stimmung innerhalb der Gruppe immer wieder aufgehellt. Erhellend für uns waren auch die vielen Beiträge und Fragen, die von Euch beigetragen wurden, so dass ein lebhaftes Erlebnis der Orte möglich wurde.

Orientiert hat sich unser Spaziergang an der Verkehrsinfrastruktur Bremens. An den großen Einfallstraßen, die Waren und Menschen in die Stadt führen oder auch durch die Stadt führen, am globalen Verkehrsstrang Schiene, der den Exportweltmeister Deutschland über die Seehäfen mit der Welt verbindet. Zwischen Straße und Schiene, zwischen dem konstanten Rauschen des Straßenverkehrs und dem temporär anschwellenden Kreischen der Güterzüge, mussten wir uns als Fußgänger auf schmale, vernachlässigte Wege begeben. Zu entdecken gab es hier mehr als nur Schatten, Nutzungen die sich diese Nische gesucht haben, Kreative, die hier ihre Freiräume finden.

Ein großer Dank geht von uns an Euch. Es hat uns viel Spaß gemacht und uns um so mehr gefreut, als das auch vermeintlich unattraktive Orte ein so großes Interesse finden.

Am 18.03.2007 um 14.00Uhr spazieren wir urban durch die "Neue Vahr".
AAA trifft Alvar Aalto
Treffpunkt Otto-Suhr-Strasse / am Aalto-Hochhaus. Wir freuen uns auf Euch!

Text: Oliver Hasemann, Fotos: Meike Schlingmann