Donnerstag, 23. Oktober 2014

Der perfekte Ort / Weser Kurier 23.10.2014

Oliver Hasemann und Daniel Schnier vom Autonomen Architektur Atelier haben erneut zu einem Urbanen Spaziergang eingeladen, um über die etwas anderen Ecken Bremens zu berichten. Der Weg führte entlang der Bahnstrecke. Zwischen Lärm und Krach waren sie auf der Suche – nach so etwas wie einer Oase.

VON INA SCHULZE Schwachhausen. Abseits der historischen Denkmäler und Sehenswürdigkeiten gibt es in Bremen eine Vielzahl von Ecken, die weitestgehend unbekannt sind. Oliver Hasemann und Daniel Schnier führen regelmäßig durch diese besonderen Orte und Straßen. Am Concordia-Tunnel ist man zum Beispiel von allen Seiten von Lärm umgeben. Der Zug donnert regelmäßig vorbei, die Schwachhauser Heerstraße ist hochfrequentiert. Die Straßenbahn rollt über die Schienen.
Wie eine undurchdringliche Mauer zieht sich diese Bahnstrecke vom Hauptbahnhof durch Bremen und trennt unter anderem Schwachhausen von der Östlichen Vorstadt. Diese Mauer erweckt den Eindruck einer lärmenden und bedrohlich wirkenden Trennlinie. Der Urbane Spaziergang durch die Gete, entlang der Bahn, gibt allerdings auch eine andere Seite zu erkennen. Hier gibt es beschauliche Orte und idyllische Wohnlagen.
Oliver Hasemann und Daniel Schnier vom Autonomen Architektur Atelier (AAA) haben einen Urbanen Spaziergang zum Thema „Lärmendes Inferno inmitten der Oase? – Eine Momentaufnahme“ begleitet. Organisiert und finanziert wurde dieser Rundgang durch Energiekonsens und Bauraum Bremen.
Im Zickzack ging es durch Schwachhausen und das Gete-Viertel. Oliver Hasemann und Daniel Schnier präsentieren die Bahnstrecke weniger als Trennlinie, sondern als ein verbindendes Element, dass kleine Ruheräume im Stadtraum schafft. Während man am Concordia Tunnel kaum ein Wort versteht, liegt nur wenige Schritte weiter in der Roonstraße eine grüne und begehrte Wohnsiedlung, mit typischen Bremer Häusern. Viele Bauten sind im Originalzustand, nur an einigen Stellen musste die stuckverzierte Fassade modernisiert werden.
Die Wohnhäuser entlang der Bahnstrecke dienen quasi als Schallschutz. In der Straße ist es vergleichsweise ruhig. Die Häuser zur Bahnstrecke sind mit Schallschutzfenstern ausgestattet. Neben den Altbremer Häusern gibt es dort aber noch eine ganz andere Besonderheit. Die Fassade eines großen grauen Gebäudes lässt keinen Zweifel, dass es sich um einen echten Bunker handelt, der als Wohnraum dient. Die Wände sind mehr als ein Meter dick, und der Stahlbeton wurde von innen gedämmt. Die Rückseite ist neu angestrichen. Teilweise gibt es schaufenstergroße Fenster, die den Bunker als solchen kaum zu erkennen geben.
Auf dem Weg durch die Elsasser Straße sind ebenfalls attraktive Altbauten zu sehen. Nur ab und zu wurde zwischen die historischen Bauten ein neues Gebäude gesetzt. Nach einer Querung der Eisenbahnstrecke war ein Anwohner spontan bereit, sein umgebautes Eigenheim zu zeigen. „Im großen Gemeinschaftsgarten mit mehreren Parteien wird ersichtlich, dass die Häuser nicht mit fossilen Brennstoffen geheizt, sondern von einer Bodenwärmepumpe mit Wärme versorgt werden“, sagt Jürgen Schnier vom Autonomen Architektur Atelier.
Jürgen Schnier erklärt weiter, dass der Name des Quartiers sich von dem kleinen Bach Gete ableitet, der einst entlang der Straße floss und von dem nur noch ein kleiner Teich im Bereich des Kleingartenvereins „Im Stillen Frieden“ geblieben ist. „Als Grüne Oase bietet der Kleingartenverein nicht nur einen Punkt der Erholung für Mensch, Natur und Klima, er ist auch ein beliebter Fahrradweg in Richtung Gartenstadt Vahr oder nach Sebaldsbrück.“
Am Ausgang des Kleingartens an der Wohnanlage an der Obernkirchener Straße endet der Urbane Spaziergang schließlich. Der Blick auf die Architektur der 70er-Jahre führt die technischen und geschmacklichen Veränderungen über die vergangenen Jahrzehnte deutlich vor Augen.“

Am Sonntag, 2. November 2014, wird um 14 Uhr
erneut zu einem Urbanen Spaziergang in Hastedt eingeladen. Treffpunkt ist der Spielplatz „Klein-Mexiko“ zwischen Stader- und Bennigsenstraße. Der Spaziergang ist kostenfrei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Weitere Informationen gibt es online auf den Internetseiten www.bauraum-bremen.dewww.energiekonsens.de und www.aaa-bremen.de
(c) Weser Kurier, Text: Ina Schulze, Fotografien: Petra Stubbe, 2014

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