Zu unserem Urbanen Spaziergang am vergangenen Sonntag begrüßten wir gemeinsam mit Jürgen Schnier vom Bauraum Bremen bei angenehmen Spätsommerwetter zirka 60 TeilnehmerInnen am ehemaligen und seit zwei Jahren leerstehenden Concordia-Theater an der Schwachhauser Heerstraße. Sofort ohrfällig wurde der Lärm, der unserem Urbanen Spaziergang einen Teil seines Titels eingetragen hat. Die Eisenbahntrassen von und nach Hannover/Osnabrück verlaufen mitten durch die Stadt und trennen Schwachhausen und die Östliche Vorstadt. Umgrenzt und zusätzlich beschallt wird es an dieser Stelle zusätzlich von der Schwachhauser Heerstraße mit Individual- und Straßenbahnverkehr. Dennoch haben sich diese Quartiere zu begehrten Wohnlagen in Bremen entwickelt.
Auf unseren nächsten Metern hinein in die Roonstraße stellt sich schnell heraus, dass die Wohnhäuser entlang der Bahnstrecke als Schallschutz fungieren und sich in ihrem Schatten, relativ, ruhig wohnen lässt und dies sehr innenstadtnah. Im Zuge des schnellen Wachstums der Städte in der Gründerzeit am Ende des 19. Jahrhunderts sind hier viele typische Bremer Häuser entstanden. Viele befinden sich auch noch im originalen Zustand, nur an einigen Stellen musste die stuckverzierte Fassade „Modernisierungsmaßnahmen der 70er“ weichen. Inmitten der alten Häuser findet sich in der Roonstraße aber auch ein umgebauter Bunker, dank einer TeilnehmerIn hatten wir die Möglichkeit diesen auch von seiner Rückseite zu bewundern.
Der weitere Weg durch die sanierte Elsasser Straße und die Graf-Haeseler-Straße zeigen uns das gleiche Bild: attraktive Altbauten in gutem Zustand, die zu hohen Preisen (ab 350.000€), wenn überhaupt, die EigentümerIn wechseln. Die Nähe der Eisenbahntrasse schreckt nicht, für Verbesserungen des Schallschutzes wird in Initiativen gestritten. Denn für den Schienenverkehr sind steigende Zahlen prognostiziert, auch wenn der Jade-Weser-Port seit der Eröffnung im September 2012 in Wilhelmshaven kaum eine gewichtige Rolle spielen wird, so lange der Hamburger Hafen so vehement auf ein Ausbaggern der Elbe drängt, wie einer der Teilnehmer erläutert.
Ein willkommener Stop bedeutet der Bauraum an der Friedrich-Karl-Straße. Jürgen Schnier weist hier auf die Angebote des Bauraums hin, die unter anderem auch die Beratung in Frage der Altbausanierung und des Lärmschutzes umfassen, alles Themen die wir hautnah erlebt haben. Unter der Brücke der Eisenbahn hindurch begeben wir uns in die Gete und machen Halt bei Fischers. Hier ist aus einem ehemaligen Leerstand eine "Kampf-Sportanlage" (Zitat: Herr Fischer) für Bridge entstanden. Herr Fischer stoppt für uns sein laufendes Spiel und erläutert uns, dass der Laden über den Stadtteil hinaus bekannt ist und den Stadtteil belebt. Auch An der Gete ist ein Anwohner spontan bereit, uns sein umgebautes Eigenheim zu zeigen. Im großen Gemeinschaftsgarten mit mehreren Parteien wird ersichtlich, dass die Häuser nicht mit fossilen Brennstoffen geheizt, sondern von einer Bodenwärmepumpe mit Wärme versorgt werden.
Der Name des Quartiers leitet sich vom dem kleinen Bach Gete ab, der einst entlang der Straße floss und von dem nur noch eine der „Getekuhlen“ im Bereich des Kleingartenvereins „Im Stillen Frieden“ verblieben ist. Als Grüne Oase bietet er nicht nur einen Punkt der Erholung für Mensch, Natur und Klima, er ist auch ein beliebter Fahrradweg in Richtung Gartenstadt Vahr oder nach Sebaldsbrück. Am Ausgang des Kleingartens an der Wohnanlage an der Obernkirchener Straße endet unser Urbaner Spaziergang schließlich. Der Blick auf die Architektur der 70er Jahre führt die technischen und geschmacklichen Veränderungen über die vergangenen Jahrzehnte deutlich vor Augen.
Am Sonntag, den 02. November 2014 findet um 14Uhr der nächste Urbane Spaziergang mit dem Bauraum Bremen „ BREMER MODERNISIEREN ON TOUR: „Klein Stadt Groß – 55 m2 Nachbarschaftsglück – Urbaner Spaziergang in Hastedt“ statt. Treffpunkt ist der Spielplatz „Klein-Mexiko“ zwischen Stader und Bennigsen-Straße.
Alle Urbanen Spaziergänge sind kostenfrei und ohne Anmeldung!
(c) AAA: Daniel Schnier und Oliver Hasemann 2014, Bremen
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