WESER KURIER, 19.04.2007
Die Hinterhöfe der Bahnhofsvorstadt
Mit dem "Autonomen Architektur Atelier" zu den unbekannteren Ecken Bremens
BAHNHOFSVORSTADT. Die Bahnhofsvorstadt liegt so zentral wie kaum ein anderes Quartier und wird doch wenig wahrgenommen. Ein Ortsteil, durch den Bremer, Pendler und Touristen zum Bahnhof oder zur Altstadt schlendern oder hetzen. Kein Ort für Spaziergänge. Alex Kutsch, Oliver Hasemann und Daniel Schnier vom "Autonomen Architektur Atelier" (AAA) wollen daran etwas ändern und führten am Sonntag eine Gruppe durch die Bahnhofsvorstadt. Unter dem Motto "Zwischenschatten - Willkommen in Bremen!" machten sie sich mit einigen Neugierigen auf eine Erkundungstour durch die unbekannten Ecken des Bahnhofsviertels. Seit gut einem halben Jahr veranstalten die drei diplomierten Ingenieure für Raumplanung und Architektur die ungewöhnlichen Spaziergänge. "Unser Ziel ist es, den Menschen Ecken der Stadt zu zeigen, die nicht so bekannt sind und die die meisten der Teilnehmer sonst wohl nie zu Gesicht bekommen würden", sagt der gebürtige Dortmunder Alex Kutsch, der seit eineinhalb Jahren in Bremen lebt." Die Spaziergänge sind eine Art gemeinsames Erleben der Stadt. Wir wollen den Teilnehmern neue Blickwinkel zeigen." Nach Streifzügen durch die Neue Vahr, Walle und die Überseestadt steht an diesem Tag die Bahnhofsvorstadt um Mittelpunkt der Betrachtung. Von der Ecke Findorffstraße und Friedrich-Rauers-Straße geht es schon bald durch Seitengassen zur ehemaligen Hochschule für Künste am Wandrahm, über die Contrescarpe an den Wallanlagen entlang zum Christlichen Verein Junger Menschen (CVJM) im Konsul-Hackfeld-Haus an der Birkenstraße und von dort über die Rotlichtmeile am Philosophenweg. An einem kleinen Privatmuseum endet der urbane Spaziergang: an dem Gebäude an der Emil-Waldmann-Straße, in der der Focke Windkanal ausgestellt ist. Das kostenlose Angebot wird gut angenommen. "Ich finde die Spaziergänge einfach spannend", sagt Kai Steffen. Zwar ist der Vorsitzende des Fördervereins zum Erhalt des "Focke Windkanals", dem flugtechnischen Labors des Bremer Luftfahrtpioniers Heinrich Focke, eher als Mitgestalter des Spaziergangs dabei. "Ich habe aber auch schon andere Spaziergänge mitgemacht und wäre heute auch gekommen, wenn ich nicht zufällig das Museum hätte aufschließen müssen." Auch für Mike Hartmann und Britta Wiebrock aus der Neustadt ist es keine Premiere mit dem AAA. "Wir sind jetzt das zweite Mal dabei und sind wieder mal begeistert", sagt der 27-jährige Mike. "Von der Bahnhofsgegend kenne ich halt fast nur die großen Zugangsstraßen. Die meisten Ecken, an denen wir heute waren, habe ich vorher noch nie gesehen." Und auch seine Freundin Britta ist von dem Spaziergang begeistert. "Es ist wirklich schön, so auch mal Einblicke in Gegenden zu bekommen, in denen man sich normalerweise nicht aufhält und von denen man vielleicht sogar zu Unrecht ein falschen Bild hat", meint die 24-Jährige. "So lernt man seine Stadt einfach viel besser kennen." Die Spaziergänge sind so angelegt, dass alle Teilnehmer ihr Wissen mit in die Diskussion einbringen können. Und so schalten sich auch immer wieder einige ein und helfen bei kleinen Wissenslücken der drei "Stadtführer" aus. Und das ist alles andere als störend. "Uns geht es ja darum, die Stadt gemeinsam zu erleben", meint Alex Kutsch. "Deshalb ist jede Anmerkung immer willkommen." Weitere Informationen über die Urbanen Spaziergänge des AAA gibt es im Internet unter www.aaa-bremen.de.
© www.weser-kurier.de | von der WESER-KURIER Mitarbeiterin Andrea Suhn, FOTO: Roland Scheitz
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