taz, 09.12.2006
Stadtplanung mit der Keule
Auf einem "urbanen Spaziergang" erzählen junge Architekten von Gröpelingen
Was passiert auf Ihren "urbanen Spaziergängen", Herr Schnier?
Daniel Schnier, Autonomes Architektur Atelier: Es geht darum, sich während des Rundgangs kritisch mit der Stadt auseinanderzusetzen - mit den positiven und negativen Entwicklungen der räumlichen Architektur. Wir wollen aber nicht vortragen, sondern diskutieren.
Was haben die Besucher dann von der Führung?
Wir hoffen vor allem, das wir Sensibilisierung wecken können für den Raum, in dem man lebt. Meist hat man kein tieferes Bewusstsein für seine Stadt, weiß wenig von ihrer Geschichte und den Entwicklungen. Das möchten wir ändern.
Sie sprechen von "technokratischer Stadtplanung mit der Keule" - wo sehen Sie diese?
In Gröpelingen ist da vor allem der Space Park zu nennen. Ein Riesenprojekt, das völlig ohne Beteiligung der Bewohner dorthin gesetzt wurde - und grandios gescheitert ist.
"Grandios gescheitert" - wegen des kommerziellen Misserfolgs oder stadtplanerischer Fragwürdigkeit?
Sicher ist: Das Lindenhofquartier wurde durch den Space Park nicht aufgewertet. Die Arbeitslosigkeit ist dort sehr hoch. Es stellt sich jedoch die Frage, ob Probleme wie die mangelnde Integration von Migranten im Falle eines kommerziellen Erfolgs gelöst worden wären.
Wie kann positive Stadtentwicklung aussehen?
Zum Beispiel wie das Projekt "Teneverparadies". Tenever war immer ein sehr anonymer Stadtteil. "Teneverparadies" versucht, mit den Menschen, die dort wohnen, Stadtteilkultur zu betreiben. Das ist sehr schön.
Interview: Christian Jakob
"Beam me up to Anatolia", Urbaner Spaziergang, Sonntag, 14 Uhr, Pier 2
9.12.2006 taz Nord Bremen Aktuell 66 Zeilen, Christian Jakob S. 32
nur in taz-Teilauflage FOTO: Joanna Kosowska
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