Montag, 5. September 2011

Resumee und Dokumentation "Industrie Parken" vom 21.08.2011

Altes Eisen und junge Triebe
Eine Urbane Spazierfahrt


Zur ersten Urbanen Spazierfahrt des Autonomen Architektur Ateliers fanden sich am Sonntagnachmittag, den 21.08.2011 über 40 Teilnehmer_innen samt Fahrrad vor dem Lichthaus ein.
Von dort aus ging es zunächst über den weitläufigen Parkplatz des ehemaligen Space Parks und heutigen Shopping Centers Waterfront, wo das nahezu extraterrestrisch anmutende Leben in Form zarter Pflanzen, die sich durch blau schimmernde Glasdekoration wagen, bewundert werden konnte.

Thematisch drehte es sich an diesem Nachmittag um allerlei Grün, welches sich sogar in eher untypischen Umgebungen, wie im Industrie-, und Hafengebiet seine Wege bahnt, ob nun ganz aus eigener Kraft oder mit Unterstützung der Menschen, indem Flächen bepflanzt und gepflegt werden.
In einigen Fällen entsteht auch eine seltsame Koexistenz von Industrie und Grün, etwas dann, wenn für überbaute oder versiegelte Flächen, zum Beispiel für die bereits angelegten, aber wenig genutzten Straßen des „Bremer Industrieparks“, so genannte Ausgleichsmaßnahmen geschaffen werden müssen. Flächen mit einer vergleichbaren Einstufung auf einer Skala zur Bewertung der Natur, die aber auch kilometerweit von dem bebauten Gebiet entfernt liegen können.

Von der Kulisse des Einkaufszentrums, die durch die alten Speicher und Kräne im Hintergrund einen interessanten Kontrast erhält, wurde weiter geradelt, zunächst in Richtung des ehemaligen U-Boot Schutzbunkers „Hornisse“.
Der massive Stahlbetonbau aus dem zweiten Weltkrieg diente bereits mehrmals als Filmkulisse und wird zur Zeit von einigen Möwen bewohnt, die sich von der dunklen und bedrohlich wirkenden Atmosphäre anscheinend nicht abschrecken lassen.
Auf der gegenüberliegenden Seite konnte man einen kurzen Blick auf eine dort gelandete Rakete des ehemaligen Space Parks erhaschen.

Am Ende der Kap Horn Straße, vor der Schleuse, konnte rechter Hand das 1957 erbaute Kohlekraftwerk mit dem höchsten Gebäude Norddeutschlands, dem 256m hohen Kamin, betrachtet werden. Links ergab sich ein unverbauter Blick auf das Klärwerk.
Es entspann sich eine rege Diskussion über den thermischen Wirkungsgrad verschiedener Brennstoffe und den Fakt, dass ein Großteil der im Kraftwerk entstehenden Wärme in die Weser entweicht und nur wenig der Abwärme ins Fernwärmenetz eingespeist wird.

Von hier aus führte der Weg weiter, vorbei an Schrottbergen, Atelierhäusern , Getreidespeichern, die in sonntagnachmittäglicher Stille vor sich hinschlummerten und schließlich über das Gelände des leerstehenden Gebäudes der früheren Stahlwerke- Verwaltung.
Hier findet man sich auf einem langsam zuwachsenden Parkplatz wieder, der von einzelnen, immer mehr verwitternden Überbleibseln der ehemaligen Nutzung, wie Papierkörben und Lampenmasten eingerahmt wird, wodurch die Verlassenheit dieses Ortes noch deutlicher in den Vordergrund rückt.
Der letzte Stop auf der Spazierfahrt war der schon erwähnte Industriepark, eine große Gewerbefläche, die in ferner Zukunft auch an die Autobahn angebunden werden soll. Für dieses Vorhaben mussten auch schon diverse Einfamilienhäuser dem geplanten wirtschaftlichen Aufschwung weichen.
Die Bezeichnung „Industriepark“ enthält zwei Aspekte, die sich eigentlich nicht fremder sein könnten. Das große, komplett an die Infrastruktur der Stadt angebundene und erschlossene Areal wird nur zu kleinen Teilen durch Industrie oder Gewerbe genutzt, die restliche Fläche ist mit Grün der unterschiedlichsten Art bewachsen, oder asphaltierte Straße. Viele der angelegten Wege sind schon von kleinen Pflanzen bevölkert und der Bach, der eigens zur Aufnahme des auf den Dachflächen gesammelten Regenwassers angelegt wurde, plätschert leise vor sich hin.
Vor diesem idyllischen Hintergrund endete die Fahrradfahrt und alle Beteiligten machten sich auf den Weg zurück in die Stadt.


Vielen lieben Dank an Florian Samietz für einige der Bilder und Dank an Thorben für die GPS Daten auf google-maps: siehe hier http://maps.google.de/maps?q=http://www.constancy.org/~r00t/Industrie_Parken.kmz
Dank auch an unsere ehemalige Mitarbeiterin Philine Puffer aus Berlin.

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