Sonntag, 15. November 2009

"WasserWerkWeg! - Wohnen im Reservoir" Dokumentation und Resumee vom 08.11.2009



















Stadtwerderweise

Nicht unerwartet aber in der Menge dann doch sehr überwältigend konnten wir am vergangenen Sonntag über 120 BesucherInnen an der Haltestelle Wilhelm-Kaisen-Brücke begrüßen, die sich mit uns auf eine Erkundungstour über den Stadtwerder machen wollten. Einem Areal, das momentan heiß diskutiert ist, wie wir schon gleich zu Beginn unseres Urbanen Ökostadtspaziergangs spüren konnten.

Doch bevor wir uns dem Objekt der aktuellen Diskussion näherten, führte uns der Weg an einen Ort, dessen Bebauung bis heute immer noch umstritten ist, obwohl sie größtenteils schon 20 Jahre zurückliegt. Auf dem Teerhof sind in den frühen 90er Jahren Wohnbauten entstanden, die das Provisorium aus Parkplatz, Zirkusplatz und Freifläche beendeten, das hier nach dem 2.Weltkrieg geherrscht hatte. An der Bebauung und vor allem der Freiraumgestaltung, die einen unbelebten Eindruck vermittelte, entzündeten sich auch an diesem Sonntag wieder Diskussionen darüber, warum an einer so prominenten Stelle im Bremer Innenstadtgebiet diese Lösung beschlossen wurde und warum sie nur teilweise (die Wohnungen werden gut nachgefragt) erfolgreich ist (inklusive des Schildbürgerstreichs mit der zu niedrig geplanten Brücke, die für teures Geld nachgebessert werden musste).

Die Eindrücke vom Teerhof aufgreifend führte der Weg auch am neuen Sitz der Beluga Reederei vorbei, Über die Herrlichkeit gelangten wir in die Werderstraße, wo in unmittelbarer Nachbarschaft der DGzRS ein attraktiver Flusspunkt entstehen könnte. Die Pläne hier Gebäude zu errichten, nach Schilderung der TeilnehmerInnen entweder Wohn- oder Bürogebäude, stoßen dabei allerdings auf technische und rechtliche Fragen der Machbarkeit, erregen aber vor allem auch Widerstand unter den AnwohnerInnen. Mit Blick auf die "kompakte Stadt" als Hintergrund unseres Spaziergangs wäre eine Bebauung natürlich eine Maßnahme, die dieser kompakten Stadt gerecht würde. Denn gerade in dieser zentralen Lage wären kurze Wege zu den Arbeitsplätzen und Versorgunseinrichtungen gewährleistet. Nur führt jede Bebauung im Stadtbereich natürlich zu einer Konfrontation mit den schon anwesenden NachbarInnen, die ungern auf ihren Ausblick verzichten wollen, wachsende Autoverkehre ablehnen und den vorhandenen Zustand liebgewonnen haben.

Schließlich erreichten wir das Gelände des ehemaligen Wasserwerks. Rund um die "umgedrehte Kommode" haben die Baumaschinen das lange Jahre im Dornröschenschlaf liegende Areal längst aufgeschreckt. Anstatt der 17 Filterbecken, die einst das Trinkwasser für die BremerInnen gewannen, klaffen nun Baugruben auf, in denen die Fundamente für die kommenden 350 Wohneinheiten ruhen werden. Allein die "umgedrehte Kommode" bleibt stehen, auch wenn ihre weitere Nutzung noch unklar ist. Aus einem abgeschirmten Gewerbegebiet soll sich langsam ein neues Stadtquartier entwickeln, noch steht der Zaun, noch gibt es keine BewohnerInnen und noch herrscht Skepsis. Am Zaun, nicht weit von geplanten Sichtbeziehungen zwischen Neustadt und der "umgedrehten Kommode", entspannte sich dann auch wieder die Diskussion. Bäume weg oder nicht, hilft eine Brücke über den Werdersee der Belebung des Buntertorsteinwegs, soll dieses Gebiet geöffnet werden oder ist es besser, wenn an dieser Stelle alles bleibt wie es ist? Eine spannende Diskussion, die sich auf dem Spaziergang nicht auflösen ließ und die am 19. November 2009 im Beirat Neustadt entschieden wird.
Wir danken an dieser Stelle für die Diskussion und vor allem für die Teilnahme an diesem dritten und letzten Urbanen Ökostadtspaziergang für dieses Jahr. Resümierend lässt sich festhalten, das die Anzahl der Teilnehmerinnen an den Spaziergang exponential zur Nähe zum Stadtzentrum zunahm (von 15 TeilnehmerInnen in der Hemelinger Marsch über 45 TeilnehmerInnen in Findorff hin zu 120 TeilnehmerInnen auf dem Stadtwerder), für uns ein hinreichender Beweis für das Leitbild einer kompakten Stadt.
Text: Oliver Hasemann (HB), Fotos: Björn Franke (OL) (Lieben Dank an Björn)

1 Kommentar:

dennisreimann hat gesagt…

Das war ein netter Spaziergang und dies ist ein schöner Text dazu - vielen Dank.

Bis zum nächsten Mal,
Dennis