Dienstag, 8. September 2009

"1A Flächenfraß! - Gewerbe im Grünen" Dokumentation und Resumee vom 06.09.2009



























Ausflug an die Hansalinie

Zu unserem Urbanen Ökostadtspaziergang hatten wir gestern an die Ortsgrenze zwischen Hemelingen und Arbergen eingeladen. Passend zum Thema unseres Spaziergangs fand hier gestern auch die Hemelinger Gewerbeschau 2009 statt, die an unserem Treffpunkt mit kostümierten Strohballenfiguren für sich warb. Mit knapp 20 Teilnehmerinnen machten wir uns auf den Weg, die modernen Gewerbegebiete entlang der Autobahn A1, auch als Hansalinie bekannt, zu erkunden.

Das Gewerbegebiet Hansalinie I+II liegt, wie viele weitere Gewerbegebiete entlang der A1, jenseits der traditionellen Siedlungskante auf der anderen Seite der Autobahn und ist für uns glücklicherweise über einen Landwirtschaftsweg (Koppelweg) zu erreichen. Schon die Überquerung der Autobahn fördert deutlich zu Tage, weshalb Gewerbegebiete mit Autobahnanschluss boomen. Die Zahl der Fahrzeuge, die Tag für Tag passiert wächst und gleiches gilt insbesondere für den Lastverkehr. Bald bewegen sich die Fahrzeuge auf sechs Spuren zwischen Hamburg und Bremen. Auf der anderen Seite der Brücke werden wir dann der Erweiterungsfläche des Gewerbegebiets Hansalinie ansichtig. 94ha werden hier voll erschlossen für ansiedlungswillige Unternehmen vorgehalten. Vorgehalten bedeutet optisch eine Landschaft, die eher an die Sahara, als an eine Marschlandschaft erinnert. Nur die vielen Gräben und Fleete erinnern an den eher nassen Baugrund. Angesiedelt hat sich in diesem Gebiet die gewaltige Distributionshalle von Mercedes Benz AG, in der Bauteile für das Werk in Sebaldsbrück "Just-in-Sequence" zusammenlaufen. Für uns als SpaziergängerInnen sind es vor allem die Dimensionen, in denen hier gebaut und geplant wurde, die uns beeindrucken und in einen ganz anderen Maßstab rücken.

Im Vergleich zu den Hallen wirken die Flächen, die zu ihrem Ausgleich geschaffen worden, eher bescheiden und mit den weidenden Rindern fast schon niedlich. Das Gebot ortsnah für Eingriffe in den Naturhaushalt Ausgleich zu schaffen, wurde hier durch die Aufwertung einer landwirtschaftlichen Fläche in ein extensiv beweidetes Biotop umgesetzt. Aber nicht nur diese Wiese mit urigen Rindern, auch die, nach knapp 10 Jahren, neu entstandene Vegetation entlang der Gräben und Randstreifen des Gewerbegebiets ließen den Eindruck eines Naturidylls entstehen. Die vielen Wanderer und Radfahrer, die diese Fläche wie gewohnt als Naherholungsgebiet aus dem nahen Hemelingen nutzen, tragen zu diesem Eindruck mit bei, ebenso wie die geringe Aktivität an diesem Sonntag.

Diese ist auch jenseits der Bahnlinie Bremen-Osnabrück nicht wesentlich größer, obwohl hier autobahnaffine Angebote, Burger King, Tankstelle, Sexshop und Harley Davidson Vertrieb, auch am Wochenende Kundschaft anziehen. Dieser Teil des Gewerbegebiets, der schon seit knapp 10 Jahren besteht, präsentiert sich uns andererseits als ein relativ dicht bebautes Gebiet, das von starken Grünstreifen eingerahmt wird und in dem auch die Fußgängerwege schon etwas Grün ansetzen. Das Gebiet präsentiert sich uns als ein Konglomerat unterschiedlichster
zeitgenössischer Gewerbearchitektur, die zwischen schlichten Bauten und Hallen und gewollt repräsentativen Firmensitzen schwanken. Gerade der Zustand des Grüns vor den Gebäuden gab dabei guten Aufschluss über die Funktion des jeweiligen Gebäudes.

Wir verließen das Gewerbegebiet dann über einen Rad- und Fußweg, der uns vorbei am einfassenden Biotop in Richtung Weserdeich führte. Über den Yachthafen und durch das altindustriell geprägte (Schrotthändler, Atlas Elektronik) Gebiet am Hemelinger Hafen gelangten wir über Umwege wieder nach Hemelingen. Denn um sich Sonntags mit dem ÖPNV zu bewegen, mussten wir wieder in den bewohnten Teil des Stadtteils zurückkehren. Dieser begann dann jenseits des Autobahnzubringers Hemelingen, wo wir wieder auf die alten Besiedlungskante entlang der Weserdüne stießen, die uns mit kleinteiligen Wohngebieten und Gewerbebetrieben begrüßte.

Wir danken für die rege Teilnahme an diesem ersten Urbanen Ökostadtspaziergang 2009 und laden gleichzeitig zum kommenden Spaziergang am 11. Oktober 2009 um 14.00Uhr am Weidedamm in Findorff ein. Die Ökostadtspaziergänge stehen unter dem Obertitel „kompakte Stadt“ und spüren Orten in Bremen nach, an denen sich anschaulich die Beanspruchung des Raums durch unsere Gesellschaift beobachten lässt.

Text: Oliver Hasemann, Fotos: Daniel Schnier

2 Kommentare:

bjo hat gesagt…

Ist euch bekannt, ob/wann das Interview auf Nordwestradio gesendet wird?

grüße aus OL

Daniel Schnier hat gesagt…

hallo nach oldenburg,
am 10.10.2009. voraussichtlich. leider noch keine zeit.