Dienstag, 3. Juli 2007

WESER KURIER, 18.06.2007

Zu Fuß auf der brandneuen Hochstraße
Rundgang "Abriss, Abflug, Abfahrt" des Autonomen Architektur Ateliers führte in die Airport-Stadt

NEUSTADT. Der Flughafen ist ein Zentrum der Mobilität, von hier aus kann man in die ganze Welt starten. Ganz gemächlich machte sich jetzt eine Gruppe auf Einladung des "Autonomen Architektur Ateliers" (AAA) auf den Weg, um das Areal rings um den Airport genauer zu erkunden. Hier tut sich einiges. Immer neue Gebäude schießen aus dem Boden. Und die Bauarbeiten für die A 281 sind noch in vollem Gang.In der bundesweiten Erhebung des Passagier-Aufkommens nimmt der Flughafen Bremen inzwischen den 15. Platz ein. Vor allem durch die Ansiedelung der Billig-Flieger-Linie Ryanair im März ist noch eine weitere Steigerung der Fluggastzahlen zu erwarten. Und dass, nachdem in den 80er Jahren noch über die Schließung des Flughafen diskutiert wurde und in den 90er Jahren der Bau eines nordwestdeutschen Zentralflughafens im Gespräch war.

"Weiter Blick vom Parkdeck"

Auch in Zeiten der globalen Kommunikation über das Internet müssen Geschäftskontakte persönlich gepflegt werden", führte Raumplaner Oliver Hasemann gerade aus, als er vom Lärm eines startenden Jets unterbrochen wurde. Die Gruppe stand auf dem Dach des Parkhauses am Flughafen, um sich einen ersten Gesamteindruck von den Ausmaßen der Airport-Stadt zu verschaffen. Auf der einen Seite streift der Blick die Landebahn; schaut man auf die andere Seite, entdeckt man in der Ferne das Weserstadion und den Dom - und davor die neue Autobahn-Schrägseilbrücke. Bis zum letzten Teilstück der A 281 sollte der AAA-Rundgang unter dem Motto "Abflug, Abriss, Abfahrt"gehen, und das in einem Gebiet, das nicht unbedingt auf die Bedürfnisse von Fußgängern ausgelegt ist.

"Rund 450 Unternehmen ansässig"

Die Geschichte des Bremer Flughafens reicht bis 1913 zurück. Der "Masterplan" von 1989 markiert den Beginn der verstärkten Firmensiedlung, die in der heutigen "Airport-Stadt" ihren Höhepunkt erlebt."Airport-Stadt" oder "Flughafen-City"? Wie heißt das neue Großareal eigentlich korrekt? "Am Anfang stand auf den Schildern noch ’Airport-City’, um internationaler zu klingen. Das Problem war dann aber wohl, dass englischsprachige Autofahrer öfters die falsche Ausfahrt genommen haben, wenn sie eigentlich in die Innenstadt wollten, dann aber am Flughafen gelandet sind", so der Architekt Daniel Schnier vom AAA. Somit sei es bei der Bezeichnung "Airport-Stadt" geblieben.

Rund 450 Unternehmen sind hier inzwischen ansässig, das Spektrum reicht von Zulieferbetrieben und Logistikunternehmen hin zu Autohäusern und kleinen Medien-Start-Up-Unternehmen."Anhand der Streckenführung der neuen Autobahn zeigt sich der Wandel in der bremischen Stadtentwicklung", erläutert der Raumplaner Alexander Kutsch den Teilnehmern. "Während die Verkehrsader Weser die Stadt entlang der Ufer entstehen ließ, führt die neue Achse der Stadt vom Technologiepark zur Airport-Stadt". Die A281 soll nach ihrer Fertigstellung die Westtangente bilden und somit den Westen der Stadt an das Autobahnnetz anbinden. In den Stadtteilen Kattenturm und Huckelriede protestieren - wie berichtet - Bürgerinitiativen gegen die Art des Ausbaus, auch das war ein Thema für die Veranstalter des Rundgangs. "Bei der ganzen Diskussion um den Bau der A 281 stellt sich letztlich die Frage, inwieweit es heutzutage noch sinnvoll ist, Güter auf der Straße zu transportieren", merkt Oliver Hasemann kritisch an.

Einen Stadtteil im Entstehen konnte die Gruppe hautnah erleben, als sie sich über die für den Verkehr zum Teil noch nicht geöffneten Straßen hin zum "Aviation Center" bewegte. Dort befindet sich die European Aeronautic Defence and Space Company, kurz EADS. "Die Ausstrahlung, die dieses Unternehmen auf das Gebiet hier haben soll, zeigt sich bereits in der Leuchtturm-Architektur des Gebäudes", so Daniel Schnier. Wo heute noch Baugerüste und halbfertige Gebäude stehen, soll bald auch die Flugschule der Lufthansa einziehen. Ein besonderer Höhepunkt des Rundganges war der Spaziergang über das geradezu jungfräuliche Teilstück der A281, auf dem noch keine Autos fahren dürfen.

© www.weser-kurier.de | von der WESER-KURIER Mitarbeiterin Catharina Oppitz, FOTOS: Meike Schlingmann

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