Dienstag, 21. September 2010

WESER KURIER, 13.09.2010

Erinnerungen an das alte Bremen
Projekt "Schwarze Steine": Oliver Hasemann und Sönke Busch sprechen über städtebauliche Veränderungen

Von Sandra Töbe Altstadt. Das Stadtbild wandelt sich ständig. Wo früher mal der zentrale Bremer Omnibus-Bahnhof war, findet man heute eine mehr oder weniger grüne Wiese. Oliver Hasemann und Sönke Busch laden mit ihrem Projekt "Schwarze Steine" interessierte Bremerinnen und Bremer ein, sich zu erinnern - an das Bremen ihrer eigenen Vergangenheit.
Wer ein paar Jahre lang Bremen nicht besucht hat, wundert sich sehr beim Anblick des neuen Weser-Towers und der Überseestadt. Wie aber erleben die Menschen die Veränderungen ihrer Stadtteile? Woran erinnern wir uns, wenn wir an solchen Orten vorbeilaufen?
"Wir wollen an dem Punkt ansetzen, wo in den letzten drei Jahrzehnten städtebauliche Veränderungen stattgefunden haben", erläutert Sönke Busch. "Manche Veränderungen sind sehr markant, neue Sachen werden medial diskutiert. Aber wie es da vorher ausgesehen hat, weiß ganz schnell niemand mehr." Dabei geht es weniger darum, Fakten und Historie des Ortes darzustellen. Die Veranstalter werfen vor allem einen persönlichen Blick auf die Orte ihrer Erinnerung. Wie hat es dort vielleicht noch vor kurzem ausgesehen und welche persönlichen und auch gemeinschaftlichen Erlebnisse werden damit verbunden? "Unser Zugang ist nicht rein geschichtlich, sondern wir wollen auch sinnliche Eindrücke vermitteln", sagt Oliver Hasemann. Er denkt dabei an Gerüche, oder auch Geräusche, die die Erinnerung oft sehr viel stärker und anhaltender prägen als die visuelle Wahrnehmung. Begleitet werden die Eindrücke durch eine Lesung vor Ort.
Beispiel Bundeswehrhochhaus Was ist und war charakteristisch? Wie verändern sich die Orte in der Wahrnehmung, auch auf sprachlicher Ebene? Das Bundeswehrhochhaus beispielsweise, das keines mehr ist, und die Erdbeerbrücke, die auf den ersten Blick so gar nichts mit der beliebten Sommerfrucht gemeinsam hat. "Uns interessieren die alltäglichen Orte, an denen man einfach so vorbeiläuft", sagt Busch.
Das Projekt "Schwarze Steine" läuft im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Heimat" der Arbeitnehmerkammer Bremen und mit Unterstützung des Autonomen Architektur Ateliers (AAA). "Heimat", ein Begriff, der allzu schnell Assoziationen von ländlicher Idylle und Volksmusik weckt. Aber was bedeutet Heimat heutzutage in unserer mobilen, schnelllebigen Welt? Für Sönke Busch ist das auch eine persönliche Frage.
"Ich bin gebürtiger Bremer, aber ich war eine Zeitlang nicht hier. Und da hab ich mich schon gefragt, warum bist du nach Bremen zurückgekommen?" Der studierte Filmregisseur, der heute als freier Künstler und Literat arbeitet, hat sich die Frage selbst beantwortet. "Die Mikrokosmen sind interessanter für mich. Die kleinen Geschichten, die man hier beobachten kann, die kleinen Orte abseits der Öffentlichkeit." Heimat definiert als Ort ist "nicht mehr so statisch wie früher", meint er. "Der Ort verändert sich und ich verändere mich mit ihm." Die schwarzen Steine, welche Hasemann und Busch ab Donnerstag, 16. September, an zehn aufeinander folgenden Tagen im Stadtgebiet aufgestellt haben, stehen somit auch stellvertretend für die "schwarzen Flecken" unserer Erinnerung, die fehlbare Wahrnehmung, der uns umgebenden Orte. Interessierte sind eingeladen, sich auf die Suche zu machen und eigene Erinnerungen zu teilen.


Das Projekt wurde von Oliver Hasemann und Sönke Busch gemeinsam entwickelt. Hasemann ist Gründungsmitglied des 2006 gegründeten Autonomen Architektur Ateliers, das in regelmäßigen Abständen Spaziergänge durch Bremer Ortsteile anbietet, meist mit inhaltlichen Schwerpunkten.

Programm ab Donnerstag, den 16.09.2010 "Schwarze Steine" können besucht werden: Donnerstag, 16. September, am Bahnhofsvorplatz, Freitag, 17. September, am Lucie-Flechtmann-Platz, Sonnabend, 18. September, auf dem Teerhof, Sonntag, 19. September, am Weserstadion/Osterdeich, Montag, 20. September, an der Erdbeerbrücke, Dienstag, 21. September, an der Julius-Brecht-Allee/Ecke Beneckendorffallee, Mittwoch, 22. September, im Überseehafen, Donnerstag, 23. September, am Bundeswehrhochhaus, und Freitag, 24. September, auf dem Domshof, an den genannten Tagen ab 16 Uhr. Es folgt am Sonnabend, 25. September, eine Schnitzeljagd.

© Copyright Bremer Tageszeitungen AG, Datum: 13.09.2010

Sonntag, 12. September 2010

Urbaner Spaziergang "Flanieren im Geräuschkanal - Zwischen Outletödnis und Straßendschungel" Sonntag, den 26.09.2010 um 14Uhr


An der Grenze von Stadt zu Land wuchert die Zwischenstadt. Typische Formen des suburbanen Lebens säumen die Kattenturmer Heerstraße bis hinaus zur Autobahn in Brinkum. Sie ist Einfallstraße für Pendler aus dem Umland nach Bremen und Einkaufsstraße auf die Grüne Wiese für BremerInnen mit Factory Outlets, Möbelmärkten und Drive-Inn Schnellrestaurants. Ein akustischer Alptraum für AnwohnerInnen. Doch jenseits der Straße finden sich Inseln der Ruhe, betonierte Parkplatzflächen, die plötzlich in Wiesen und Äcker übergehen. Es gibt Vogelgezwitscher und Kuhgemuhe, bis es plötzlich vom Dröhnen der Turbinen vom nahen Flughafen unterbrochen wird.
Unser dritter Urbaner Ökostadtspaziergang führt uns in ein Konfliktgebiet zwischen Stadt und Land, wir folgen einer stark befahrenen Straße und der Trasse ihrer Entlastungsstraße, wir begeben uns in ein friedliches Wohnquartier, das immer wieder von Verkehrslärm erschüttert wird, und enden an einem von Bremens schönsten Verkehrs-Hot-Spots.

Am Sonntag, den 26. September 2010, 14 Uhr, Startpunkt Bushaltestelle Carl-Zeiss-Straße, 28816 Stuhr bei Bremen

Mit freundlicher Unterstützung der Architektenkammer Bremen, Senator für Umwelt, Bau, Verkehr und Europa in Kooperation mit ÖkoStadt-Bremen e.V.

AAA Autonomes Architektur Atelier in Bremen
Titel: Daniel Schnier und Oliver Hasemann, Text: Oliver Hasemann, Gestaltung und Fotografien: Daniel Schnier


Freitag, 10. September 2010

Dokumentation und Resumée "Power Walking - Eine grüne Stromlandschaft" am 05.09.2010



















Zu unserem 2.Urbanen Ökostadtspaziergang konnten wir am vergangenen Sonntag knapp 40 BesucherInnen begrüßen, die sich auf unserem Power Walk mit Strom und dem Strom auseinandersetzen konnten. Denn unser Oberthema für unseren Spaziergang war das Thema Energie und insbesondere auch regenerative Energie. Ein Thema, das sich nur sehr schwierig anhand von Beispielen aufzeigen lässt und das vielmehr häufig im Verborgenen stattfindet. Solarpanele auf dem Dach oder Blockheizkraftwerke im Keller sind ebenso wenig offensichtliche Maßnahmen wie es die Dämmung von Fassaden ist.
Mit der Fassade des Weserstadions hatten wir allerdings an unserem Startpunkt eine geeignete Ausgangsposition, um die Dimensionen der Energieerzeugung und des Energieverbrauchs plastisch darzustellen. Mit seinen zukünftig 200.000 Solarzellen wird das Stadion knapp die Hälfte seines Jahresverbrauchs (http://www.radiobremen.de/sport/themen/weserstadion148.html) erzeugen. Äquivalent könnten man mit diesen 840.000 kWh auch rund 300 Haushalte versorgen. Was den TeilnehmerInnen einen guten Eindruck davon vermittelte, wieviel Energie aus der Sonne gewonnen werden kann und wieviel Solarpaneele in einer zentralen Anlage dafür momentan nötig sind und die auch einen guten Anhaltspunkt zu unseren weiteren Stops gab.
Neben seiner Funktion als Standort für Solarmodule ist das Weserstadion natürlich auch prominentestes Beispiel für die Nutzung der Pauliner Marsch als Freizeit- und Sportgebiet. Mit Sportplätzen und Sporteinrichtungen für die verschiedensten Sportarten von Fussball über Tennis hin zu Baseball und Rugby und schließlich den Funsportarten im Sportgarten, lässt sich hier für fast alle Bevölkerungsgruppen Sportmöglichkeiten finden. Eine ganz prominente ist dabei das Schwimmen. Mit dem Stadionbad gibt es hier eines der Bremer Freibäder, das seit kurzem wieder mit Weserwasser gefüllt wird, und neben dem Freibad wird in Zukunft ein neuer Badestrand entstehen, der dann auch wieder das direkte Schwimmen in der Weser erlauben wird.
Von diesem kommenden Weserstrand wird dann auch in fernerer Zukunft ein Fussweg entlang der Weser verlaufen, der von der Überseestadt bis hin nach Hemelingen verlaufen wird. Entlang dieses Weges und parallel dazu verlief unser Weg zur Karl-Carstens-Brücke. Als jüngstem Brückenschlag über die Weser erlaubt sie einen Ausblick über den Stadtwerder, der an dieser Stelle auch Schauplatz der letzten Flutkatastrophe auf Bremer Stadtgebiet geworden ist. Im März 1981 sind hier über 150 Parzellen von einer Flutwelle weggerissen worden, die sich hier nach tagelangem Regen und starker Schneeschmelze vor dem Wehr in Hastedt gebildet hatte. Unter Umgehung des Wehres und gegen die Pläne des Hochwasserschutzes hatte sich der Strom hier sein eigenes Bett gesucht und sich aus seinen menschlichen Zügeln gewunden.
Über das neue Weserwehr, das auch in Zuge der Erfahrungen mit dieser Flut gebaut worden war, führte uns der Weg hinzu unserem zweiten Beispiel für sichtbare erneuerbare Energien. Das neue Weserwasserkraftwerk entsteht am Hastedter Deich. Unter der Erde werden hier im Schnitt 1000 Badewannen voller Wasser pro Sekunde durch die Turbinen gedrückt. Ebenso anschaulich auch die erwartete Stromerzeugung, mit 42.000.000 kWh und damit das 50fache des Weserstadions wird hier gerechnet. Mit Blick auf das nahe Kohlekraftwerk mussten wir allerdings zu Bedenken geben, dass dieses wiederum das 30fache des Wasserkraftwerks erzeugen kann und wohl auch muss, was, und an dieser Stelle wurden wir dann doch einmal etwas moralisch, an unserem Eigenen hohen Stromverbrauch liegt. Deshalb bleibt an dieser Stelle als Resumée auch nur zu sagen, besser machen und weniger Strom verbrauchen. Spazieren gehen statt Spazieren fahren.

Das nächste Mal am 26.September 2010 mit dem Titel „Flanieren im Geräuschkanal - Zwischen Outletödnis und Straßendschungel" um 14Uhr ab Bushaltestelle Carl-Zeiss-Straße in Stuhr. Bitte mit dem ÖPNV oder dem Fahrrad kommen.