Montag, 29. September 2008

AAA beim 1. Nachbar Festival in Bremen

vom 01.10. bis zum 05.10.2008 täglich in der Neustadt von 14.00 Uhr bis 18.00 Uhr
(Aktuelle Informationen zu den in der Neustadt verteilten, wechselnden Aktionen im Rahmen des Festivals erhalten sie am INFOPUNKT an der Schwankhalle im Buntentorsteinweg 112.)

Unterstützt vom Senator für Kultur

In Kooperation mit artserv.net, Kulturg.u.t., Autonomes Architektur Atelier, Kaserne Basel, urban lies

Die Reihe „kunst_freiraum_stadt – Bürger und Künstler entwickeln einen Stadtteil“- veranstaltet von der Schwankhalle und Stadtgrün Bremen möchte mittels künstlerischer Prozesse und einer gemeinsamen, lokalen Alltagskultur alle sozialen Schichten, ethnischen Gruppen und Altersgruppen zusammenführen, um sowohl das Stadtbild als auch das soziale Miteinander in der Stadt positiv zu beeinflussen. Das Projekt ist als Zusammenarbeit von Stadtplanern und Künstlern aus der Bremer Bewerbung als Kulturhauptstadt Europas inspiriert gewesen. Nach dem Start des Projektes mit dem „1. Kiosk Festival Bremen“ im Herbst 2005 in der Bremer Neustadt und zahlreichen künstlerischen und sozialen Interventionen im Jahr 2006 und dem „1. Gärten Festival Bremen“ im Frühjahr 2007 wird „kunst_freiraum_stadt“ im Herbst 2008 nun mit dem "1. Nachbar Festival Bremen" fortgesetzt.


1. Nachbar Festival Bremen
Fünf Tage für den Bürger. Neustädter, Du hast Nachbarn! Kennst du sie? Magst du sie? Zwischen den Nationen wird das Bremen links der Weser entdeckt: Er wohnt hier und die wohnt da. Kenn
ich den? Wo gibts denn sowas?
Der Kosmos Neustadt, die Menschen, die hier wohnen, stehen fünf Tage im Mittelpunkt einer künstlerisch-soziologischen Recherche: Was gibts bei Meiers auf den Tisch und hat Familie Akar auch das Billy-Regal? Die Sonnleitners kommen diesmal nicht aus der Alpenrepublik,sondern forschen in exterrestrischer Mission nach dem typischen Neustädter Stil.
Janine Claßen sorgt für die poetische Grundversorgung, indem sie besonders Eltern und ihren Sprößlingen auf den Mund schaut und mit den Kinderreimen aus aller Neustadts Welt ein Radio-Musical macht. Vor den Überwachungskameras der Neustadt dreht Nomena Struß einen nie gesehenen Spielfilm. Und der Zensus führt eine Volksbefragung durch, die durchaus zu Protest reizt. Denn man findet gute Nachbarn gut und böse Nachbarn blöd. Urbane Spaziergänge bietet das Autonome Architektur Büro (AAA) durch die Neustadt an und wenn Sie es genau wissen wollen, wer sie denn nun sind, diese Nachbarn können Sie sich an Beatrice Fleischlin, ihren Personal Neighbourhood Coach wenden. Die reizende rumänische Artistenfamilie des art-to-go- Kiosks macht wieder in der Neustadt Station und bietet Kunst aus dem Stand – die kommt in die Tüte, direkt zum Mitnehmen.


Von und Mit: Niels Bovri, Christoph Glaubacker, Stephan Lohse, Johanna Melinkat, Sebastian Wagner, Mark Thomann, Franziska Werner, Kader Lacin, Janine Claßen, Nomena Struß, Susanne Evers, Katrin Brettschneider, Nina Fenzau, Manuel Klein, Marion Amschwand, Claus Franke, Hans König, Anja Wedig, Beatrice Fleischlin, Franci Trybull, Oliver Hasemann, Daniel Schnier, Christina Vogelsang, Heidi & Mordechai.


Programmübersicht:

AAA Autonomes Architektur Atelier: Urbane Spaziergänge
Zu urbanen Spaziergängen durch die Neustadt lädt das Autonome Architektur Atelier (AAA) im Rahmen des 1. Nachbar Festival Bremen ein. Wer wohnt hier, wer macht hier was, was macht mein Nachbar, wer ist mein Nachbar, wie sieht meine Nachbarschaft aus und wie ist meine Nachbarschaft entstanden?
Anhand verschiedener Zeit- und Bauepochen werden Teile der Neustadt durchwandert und Hausbesuche und Vorgartengespräche mit Ortsansässigen geführt.
Mit: Oliver Hasemann und Daniel Schnier

Wann: 01.10.-05.10.2008
Wo: Startorte jeweils um 18.00Uhr
01.10.08 Huckelriede (Strassenbahnhaltestelle)
02.10.08 Deichschart (Werdersee)
03.10.08 Friedhof Buntentor (Kapelle)
04.10.08 Teerhofspitze
05.10.08 Zentaurenbrunnen
Dauer: 45min. bis 60min.


Alpenrepublik in outer space: Galaxie Neustadt - Adieu, Latex-Angst
Die „Galaxie Neustadt“ erkunden – so lautet der Auftrag der Sonnleitner-Aliens, die mit ihrem Lunarmobil diesmal nicht aus der Alpenrepublik kommen, sondern aus den Weiten des Universums.
Was ist das attraktivste Urlaubsziel, der beste Platz in der Neustadt, die passendste Tapetenfarbe, das Lieblingsessen, der Lieblingsnachbar, das praktischste Fortbewegungsmittel, das geeignetste Haustier und die beste Zukunftsaussicht? ¬–
Über Sprechfunk nehmen die Sonnleitners aus ihrem Raumschiff Kontakt zu den Bewohnern links der Weser auf, um Lebensgewohnheiten zu erforschen.
Warum Bremen, könnte man sich fragen? Die Antwort ist einfach, denn „Wer Bremen kann, kann Deutschland“.
Mit: Niels Bovri, Christoph Glaubacker, Stephan Lohse

art-to-go-Kiosk
Ob Song oder Gedicht – für nur wenige Cent bietet die reizende rumänische Artistenfamilie des art-to-go-Kiosks Kunst aus dem Stand, direkt zum Mitnehmen über den Tresen. Olga und Mascha müssen ihren missratenen Neffen Toni dabei durchfüttern, denn Irina ist nach Kanada durchgebrannt.
Von und mit: Manuel Klein, Claus Franke, Marion Amschwand, Hans König

Janine Claßen: Zusammengereimt I Ene, Mene, Mopel – eine poetische Grundversorung
Janine Claßen sorgt für die poetische Grundversorgung, indem sie besonders Eltern und ihren Sprößlingen auf den Mund schaut und mit den Kinderreimen aus aller Neustadts Welt ein Radio-Musical macht. Ihre Mithilfe ist dabei gefragt: bitte einen Kniereiter mit den Begriffen Werdersee und Martinshof erdichten und live im Schwankhallenstudio ins Mikro singen.
Mit: Janine Claßen

Beatrice Fleischlin I Personal Neighbourhood Coach
präsentiert von artserv.net in Zusammenarbeit mit der Schwankhalle Bremen und der
Theater Kaserne Basel/CH
"Nachbarn. Wir wissen kaum etwas von ihnen oder viel mehr als uns lieb ist. Sie schlafen nur ein paar wenige Zentimeter getrennt von uns. Ihre Waschmaschine quietscht. Ihre Kinder haben keine Manieren. Sie grillen wenn wir unsere Bettwäsche auslüften. Wenn sie Besuch haben sind wir nicht eingeladen und müssen trotzdem die halbe Nacht wach bleiben. Aggression, Rückzug und Zynismus sprießen wo eigentlich Gärten blühen könnten. In einem unverbindlichen Gespräch spüren wir gemeinsam die nachbarschaftlichen Konflikte auf, und versuchen, anhand einfacher Übungen, zu neuen Strategien zu kommen. Ich freue mich Sie und Ihre Nachbarn kennen zu lernen! Ihr Personal Neighbourhood Coach, Beatrice Fleischlin!"
Personal Neighbourhood Coach - eine künstlerische Intervention, ein kreatives Eingreifen in die städtischen Abläufe.
Mit: Beatrice Fleischlin

Nomena Struß, Katharina Oberlik & Susanne Evers: Das Auge Gottes
„Wenn alles, was ich tue, möglicherweise sogar vieles von dem, was ich denke, theoretisch für andere zugänglich wird, wie frei bin ich dann noch in meinen persönlichen Entscheidungen? Habe ich nicht viel mehr immer die Öffentlichkeit, ihre Meinung, ihre moralischen Vorstellungen und ihre Vorurteile im Hinterkopf, egal was ich auch tun möchte?“
Ein Spiel mit Überwachungskameras in der Neustadt.
Mit: Nomena Struß, Katharina Oberlik & Susanne Evers

Pony Pedro: Der Zensus – eine Volksbefragung
Der Zensus geht um. Umfragen werden durchgeführt. Guter Nachbar oder böser Nachbar? Absurde Thesen werden veröffentlicht und revidiert, Gerüchte geschürt und widerlegt.
Mit Aufsehen erregenden Direktbefragungen der Neustädter zum Thema „Nachbarn“ eröffnet die Künstlergruppe Pony Pedro ein Spiel rund um das Thema soziale Kontrolle, Denunzierung und social bookmarking.
Mit: Sebastian Wagner, Mark Thomann, Franziska Werner

WESER KURIER, 29.09.2008

Belastetes Grünzeug: Rucola im Hafen 
Ein Naturerlebnis besonderer Art erwartete die Teilnehmer eines urbanen Spaziergangs

Von Catharina Oppitz WALLE·HANDELSHÄFEN. Wer möchte, kann Rucola pflücken. Das kniehohe Gras raschelt leise im Wind, und gelbe Blumen erfreuen das Auge an diesem herbstlichen Nachmittag. Ein Naturerlebnis der besonderen Art erwartete die Teilnehmer des Urbanen Spaziergangs am Sonntag, den das Autonome Architektur Atelier (AAA) veranstaltet hatte."Risse im Beton" lautete das Motto der geführten Wanderung durch innerstädtische Naturräume. Der Name wies dabei auf die Grundthematik hin. So zeigten Daniel Schnier und Oliver Hasemann an unterschiedlichen Orten im Bremer Westen, wie sich die Natur ihren Weg auch durch versiegelte Betonflächen sucht. Gleichzeitig ging es um unerwartete Brüche. So wächst der Rucola zwar mitten im Hafen, da aber der Lkw-Parkplatz direkt nebenan liegt, handelt es sich hier bestimmt um das am meisten belastete Grünzeug der Stadt.Das Gras entlang der Waller Welle erfreut zwar das Auge und ist Heim für viele kleine und große Tiere, dafür nutzen Hundebesitzer die Strecke aber zum Gassigehen, der Spaziergang gleicht also eher einem Parcours um die Hundehäufchen herum. Und die gelben Blumen, die sich sanft in der Herbstbrise wiegen, sind "Pionierpflanzen". Die wachsen dort, wo sich sonst keine Pflanze mehr hintraut, sie sprechen also nicht für die Qualität des Bodens darunter.
Neue Wege im urbanen Raum "Gerade Hundebesitzer sind kreative Landnutzer", sagt Architekt Daniel Schnier. "Sie suchen sich neue Wege im urbanen Raum, die von der Planung ursprünglich gar nicht vorgesehen waren." Und entlang der Fährte der Tierbesitzer laufen die etwa 60 Teilnehmer des urbanen Spaziergangs im Gänsemarsch über die Waller Welle. Die Narzissenrabatten in Wellenform waren übrigens in den 70er Jahren bundesweit das erste Projekt zur Kunst im öffentlichen Raum.
"Natur und Stadt sind eigentlich ein kompletter Widerspruch", meint Raumplaner Oliver Hasemann. Entlang stark befahrener Straßen und über Bahngleise hinweg konnten sich die Teilnehmer dann aber vom Gegenteil überzeugen. Auf einer alten Industriebrache mitten in der Überseestadt konnte man sich davon überzeugen, wie es aussieht, wenn sich die Natur ihren eigenen Weg sucht. Ursprünglich sollte hier der "SommerPark" entstehen, eine kleine blühende Oase im neu entstehenden Stadtteil. Laut Website der Landlotsen, die das Projekt konzipiert hatten, sollte die Anlage über das übliche "Gewerbeflächen-Abstandsgrün" hinausgehen. Nur wenige Monate später ist von dem Konzept nichts mehr zu sehen, da wohl gegen die Natur geplant worden war. Die falsche Aussaat am falschen Ort, eine unerwartete Trockenperiode - und schon ist nur die robuste Pioniervegetation zu sehen, die sich ihren Weg durch alle Hindernisse bahnt. Auf Stelen sollten sich Bremer Unternehmen und Vereinen darstellen können, doch leider scheitert auch dies an der Realität. "Die kann man vom Radweg ja gar nicht sehen", meint eine Teilnehmerin des Spaziergangs. Die Bilanz zum Ende des Sommers: Es wurde zwar eine Menge Geld für Samen ausgegeben, aber wer möchte, der kann hier in der Mittagspause Boule spielen.
Eine Augenweide besonders für Auswärtige bot sich entlang des Waller Grüns. "Dieser Grünstreifen wurde im Rahmen der Neugestaltung des Stadtteils geschaffen", so Daniel Schnier. "Nach dem Krieg waren genau an dieser Stelle nur Trümmer, das Stadtwäldchen ist also nicht natürlich gewachsen, obwohl es so wirkt, als sei es schon immer dagewesen." Im Grünstreifen gebe es immer wieder Auseinandersetzungen über die Pflege des innerstädtischen Grüns, einer momentan heiß diskutierten Frage der Stadtplanung. "In Zeiten knapperer öffentlicher Mittel wird auch hier die Anlage eher mit der Motorsäge als mit der Rosenschere gepflegt", so Oliver Hasemann.
An der Hansestraße holte die Stadt die herbstlichen Spaziergänger wieder zurück in die Realität. Dort standen sie nun wieder inmitten von Straßenschluchten und geschlossenen Fassaden. Von Natur war weit und breit nichts zu sehen, höchstens in dem Löwenzahn, die sich hier tapfer gegen den Asphalt behauptet.

© Copyright Bremer Tageszeitungen AG Ausgabe: West Seite: 3 Datum: 29.09.2008 Text: Catharina Oppitz, Foto: Catharina Oppitz

Donnerstag, 25. September 2008

"Risse im Beton" Dokumentation und Resumée vom 21.09.2008





Resumée Urbaner Spaziergang "Risse im Beton"

Ein Spaziergang zum Thema Naturerfahrung in der Stadt ruft natürlich (!) die Frage auf, ob in einem so vom Menschen überformten Terrain Natur überhaupt erfahrbar sein kann. Der am gestrigen Sonntag beständige Sonnenschein bewies den 65 Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Spaziergangs auf angenehme Weise gleich, dass sich die Natur nie ausblenden lässt. Auch in einem Areal wie dem ehemaligen Überseehafen, das der Natur durch umfangreichste Baumaßnahmen in harter Arbeit abgerungen worden ist, zeigen sich schon nach wenigen Jahren wieder die ersten Keimlinge und wachsen zwischen Pflastersteinen und parkenden Lkw´s sogar Rucola und andere Gartenkräuter.

Der Weg über die Waller Welle, durch das Waller Wied und über einige Bahngleise auf die große Brachfläche vor dem Schuppen 1 zeigte auf, wie sich SpaziergängerInnen, mit und ohne Hund, und AnwohnerInnen ihre Wege abseits der stark befahrenen Straßen suchen und sich ihr eigenes Naturerlebnis auf der Waller Welle oder entlang der Bahngleise suchen. Auf dem ehemaligen Gelände des Projekts b.a.l.d., inmitten des Sommerparks in der Überseestadt, ließ sich dann sehr anschaulich verdeutlichen, wieviel Aufwand es bedarf, um eine ehemalige Industriefläche zum blühen zu bringen und das der sorgsam von Landschaftsarchitekten ausgetüftelte Plan spielend leicht von der Natur durchkreuzt werden kann und sich am Ende die robuste Pioniervegetation durchsetzt.

Von den verblühten Feldern in der Überseestadt führte der Spaziergang dann in das, für viele Auswärtige unbekannte, Waller Grün. Dieser Grünzug zieht sich durch den gesamten Bremer Westen und ist buchstäblich zwischen den Trümmern des zweiten Weltkrieges entstanden. Mit dem Wiederaufbau wurde diese Grüne Lunge inmitten der dichten Wohnbebauung geschaffen, die hier nach Grundideen des modernen Städtebaus entstanden war. Deutlich sichtbar wurde im passieren dabei der Kontrast zwischen den intensiv genutzten privaten Gartenflächen und den eher weitläufigen, öffentlichen Grünflächen. Ein Schlenker durch die ruhigen Straßen der ECA-Siedlung endete dann an der Hansestraße als naturfeindliche Straßenschlucht.

An der Abfertigung am ehemaligen Zollamt Hansator endete der Urbane Spaziergang an seinem Ausgangspunkt, bei weiter bestem Sonnenschein klang der Nachmittag bei Kaffee langsam aus. Wir danken allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Spaziergangs und freuen uns, Euch bei unseren nächsten Veranstaltungen wieder begrüßen zu dürfen.

Text: Oliver Hasemann, Fotos: Cathrin Eisenstein

Mittwoch, 10. September 2008

Urbaner Spaziergang "Risse im Beton" Grüne Welle in Walle am Sonntag, den 21.09.2008 um 14.00Uhr



"Risse im Beton" Grüne Welle in Walle

Das Erlebnis von Natur wird gemeinhin mit singenden Vögeln, raschelnden Blättern im Wind oder blühenden Wiesen verbunden. Fehlen diese Elemente, erscheint die Umwelt schnell wüst und verlassen, trostlos und nahezu lebensfeindlich. Die Stadt als Lebensraum steht hier ambivalent zwischen den beiden Extremen. Betonierte Straßenschluchten liegen hier nicht weit entfernt von lebendigen Parkanlagen. Die gegängelte Pflanzenwelt von Vorgärten befindet sich in direkter Nachbarschaft zur sich entfesselnden Pioniervegetation auf alten Industriebrachen. Die Erfahrung von Natur in der Stadt erfolgt in einem Parcours mit unterschiedlichsten Stationen.

Unser Urbaner Spaziergang über diesen Parcours führt von dem Wüstenei an der Abfertigung des ehemaligen Zollamts Hansator Überseehäfen hin zu grünen Oasen in den ehemaligen Hafenrevieren. Zwischen Schienensträngen suchen wir zarte Spuren ersten Grüns und finden am Wegesrand seltene Kräuter. Ein Sprung über die grüne Grenze trägt uns in die benachbarten Wohngebiete in denen wir geplantes Grün auf ungeplanten Routen durchqueren. Wir pflücken symbolisch die schönsten Blumen aus den Vorgärten und lauschen dem Gesang der Stadtteilvogelwelt.

ÖkoStadt Bremen e.V. und das Autonome Architektur Atelier laden zu einem Urbanen Spaziergang ein, der sich der Suche nach Naturerfahrung in der Stadt widmet und die Frage aufwirft, wieviel Natur wir in der Stadt benötigen und wie sich der Konflikt Stadt – Natur auflösen lässt.

Datum: Sonntag, 21.09.2008
Startort: Abfertigung am Hansator in 28217 Bremen
Zeit: 14.00 Uhr


Unterstützt von: Beirat Mitte, Beirat Östliche Vorstadt, Beirat Walle und der
Architektenkammer Bremen, dem Senator für Umwelt, Bau, Verkehr und Europa in Kooperation mit ÖkoStadt Bremen e.V.


AAA Autonomes Architektur Atelier in Bremen
Titel: Oliver Hasemann, Text: Oliver Hasemann, Gestaltung und Fotos: Daniel Schnier

Donnerstag, 4. September 2008

"Nachtspaziergang" Dokumentation und Resumée vom 29.08.2008








Resumée Nachtspaziergang

Kurz vor Beginn der Geisterstunde trafen wir uns vor der vom Licht der Straßenlaternen nur spärlich beleuchteten Stauerei. Eine erste Probe, ob alle TeilnehmerInnen des Nachtspaziergangs denn auch ihre Taschenlampen dabei hätten, zeigte auf, dass wir nicht durch die Dunkelheit würden tapsen müssen.

Nach einer kurzen Instruktion und Warnung vor den möglicherweise lauernden Gefahren führten wir die grob geschätzt 120 TeilnehmerInnen durch die schlafende Staplerhalle, Spielstätte während des Musikfestes und eine der wenigen erhaltenen Industrieanlagen im Bereich des Überseehafens. Ein ganz anderer Eindruck bot sich uns dann bei unserem Weg über den Großmarkt. Ein hell erleuchtetes Gelände und große, helle Hallen prägten unsere Eindrücke, Leben herrschte auf dem Gelände noch nicht.Um so abrupter der Wechsel nach dem Verlassen des Geländes. Wieder umfing uns Dunkelheit, einige knapp beleuchtete Kräne nur am Rande, unbebaute Flächen auf dem ehemaligen Hafenbecken, das langsam für die Bebauung vorbereitet wird.

Hügel türmten sich vor uns auf und der Weg führte nur noch querfeldein. Dann, hinter einer Biegung zwischen großen Schotterhaufen, Feuer vor uns. Feuerjonglage von Annika Schmeding aus Berlin vor der Kulisse von Baumaschinen, eine kurze Pause und Staunen. Dann geht es weiter über die Schutthaufen, Abhänge runter und überunwegsames, vollgewuchertes Gelände entlang der alten Kaimauer.

Letzte Spuren des alten Hafens lassen sich hier noch entdecken. Schriftzeugnisse von Matrosen, die hier vor vielen Jahren mal mit ihrem Schiff lagen und die heute von Brombeeren überwuchert werden.Dann abrupt das Wasser vor uns. Der Blick auf die Kulisse des nächtlichen Hafens und der Industrieanlagen, die sich weserabwärts ziehen. Jetzt waren es nur noch wenige Schritte zum Molenturm, dem Abschluss unseres Spaziergangs. Hinter uns hatte sich eine lange Schlange gebildet, die sich mit Taschenlampen ihren Weg bahnt. Im Leuchtturm dann Schaudern, eine entführte Person, der Bürgermeister, wie wir später erfuhren. Dann die Kapitulation, Sönke Busch hinab vom Außenposten Ephmeristans. Vorbei.

Vielen Dank für ein nächtliches Erlebnis!

AAA Autonomes Architektur Atelier in Bremen
Text: Oliver Hasemann, Fotos: Daniel Schnier (2), Fotos: Uta Bohls (3)

WESER KURIER, 28.08.2008

Flanieren in Rauschen und Dröhnen
Autonomes Architektur Atelier führte durch die Bahnhofsvorstadt bis ins Fesenfeld

Von Chris Ruschin
BAHNHOFSVORSTADT. Verkehrsprobleme aus der Sicht von Nicht-Autofahrern verstehen lernen - das war das Ziel eines Spaziergangs entlang des Rembertirings ins Viertel, den das Autonome Architektur Atelier (AAA) in Kooperation mit dem Verein Ökostadt Bremen am Sonntag leitete. Damit knüpften die Veranstalter an die Vorträge der Umwelttage an, die Ökostadt im vergangenen Jahr zum Thema Stadtentwicklung organisiert hatte.
Los ging es auf dem Skaterparcours zwischen Bahnhofsplatz und Hochstraße. "Hier wird deutlich, wie sehr der Zug als historisches und das Auto als modernes Massentransportmittel den Raum bestimmen", sagte Oliver Hasemann vom Architektur-Atelier, der zusammen mit Daniel Schnier und Gregor Straube, einem Mitarbeiter des Vereins Ökostadt, den Spaziergang begleitete. Einen ersten Stopp legten die 50 Teilnehmer auf einer kleinen Grünfläche mitten auf dem Rembertiring ein. "Ein genialer Blick auf die Hochstraße", rief Schnier, um den Verkehrslärm zu übertönen. Allerdings verwies er auch auf die Wohnungen direkt nebenan. Schnier: "Unvorstellbar."

Durch knöchelhohes Gras stapften die Spaziergänger anschließend über ein weiteres "Niemandsland": die Verkehrsinsel am Rembertikreisel. Hasemann und Schnier erzählten von dem erfolgreichen Widerstandgegen die Mozarttrasse im Jahr 1973. Diese Schneise sollte dem steigenden Autoverkehr gerecht werden. Nach massiven Protesten von Anwohnern wurde der Bau der Trasse jedoch verhindert - nachdem schon 70 Häuser abgerissen waren.
Auf dem Parkplatz eines Car-Sharing-Unternehmens lobten die Architekten die Idee des "Auto-Teilens" als sinnvollen Ansatz zur Reduzierung des Autoverkehrs. "Im Viertel ist die Quote der Autos pro Einwohner um fünf bis zehn Prozent niedriger als in der restlichen Stadt", sagte Hasemann. Das liege nicht zuletzt an der labyrinthartigen Einbahnstraßenstruktur und den schlechten Möglichkeiten zum Parken.
In den 90er Jahren habe man daran gedacht, aus dem Viertel einen verkehrsberuhigten Bereich zu machen, erzählten Schnier und Hasemann. Allerdings sei auch dieser halbherzige Versuch im Ostertorsteinweg nach nur einer Woche wieder verworfen worden, da sich viele Ladenbesitzer und Besucher von außerhalb beschwert hätten. Inzwischen gebe es neue Pläne zur Lösung der angespannten Verkehrssituation in den Straßen des Viertels, zeichnete Schnier die Diskussion über das von der EU geförderte "Shared Space"-Konzept nach. In der Vorbildgemeinde Bohmte (wir berichteten) gibt es keine Bordsteinkanten, keine Ampeln und keine Verkehrsschilder mehr. "Da muss man richtig aufpassen", sagt der Architekt Schnier. Mit dem Projekt solle ein umsichtigeres Miteinander der Verkehrsteilnehmer gefördert werden. Und es funktioniert: Die Zahl der Unfälle ist in Bohmte stark zurückgegangen.
Ein weiteres Thema des Spaziergangs war der Pendlerverkehr, der durch die dezentrale Siedlungsstruktur gefördert wird. Dies sei nicht nur aus der ökologischen Perspektive problematisch, sondern auch hinsichtlich der alternden Gesellschaft, meinten die Stadtführer. Für alte Menschen seien weite Strecken oftmals eine Zumutung. Der Rundgang endete in der St.-Jürgen-Straße. "Das ist keine Missionsfahrt gewesen", betonte Hasemann. Optimal wäre, wenn sich die Spaziergänger "bewusst geworden sind, wie die Stadt strukturiert ist und wie Verkehr funktioniert".

© www.weser-kurier.de | von der WESER-KURIER Mitarbeiterin Chris Ruschin, FOTO: Daniel Schnier